BRIGITTE LIVE: Doris Dörrie: "Ich habe mich mit Männern geschlagen" | BRIGITTE.de

Nach der Talk-Runde hatten die Zuschauer Gelegenheit, sich ein Buch von Doris Dörrie signieren zu lassen. Der nächste Gast bei BRIGITTE Live ist Sängerin Judith Holofernes. Wenn Sie am 6. Mai dabei sein möchten, finden Sie alle Informationen hier. — Nach der Talk-Runde hatten die Zuschauer Gelegenheit, sich ein Buch von Doris Dörrie signieren zu lassen.

Der nächste Gast bei BRIGITTE Live ist Sängerin Judith Holofernes. Wenn Sie am 6. Mai dabei sein möchten, finden Sie alle Informationen hier.
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BRIGITTE LIVE geht weiter. Letztes Jahr stellten sich Spitzenpolitikerinnen wie Angela Merkel, Katrin Göring-Eckardt oder Ursula von der Leyen den Fragen der BRIGITTE-Redaktion. 2014 trifft die BRIGITTE Frauen aus Film, Musik und Kultur zum Gespräch. Den Anfang machte Deutschlands bekannteste Regisseurin, Doris Dörrie, am 3. März in den Kammerspielen in Hamburg. Vor 35 Jahren, am Anfang ihrer Laufbahn, war sie eine von wenigen Regisseurinnen in Deutschland. Der Film "Männer" verhalfen der jungen Frau 1985 zum Durchbruch. Die Komödie mit Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht brachte ihr bundesweit Aufmerksamkeit und den Deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch. Es folgten Filme wie "Ich und Er", "Bin ich schön?" oder "Glück". Zudem ist Dörrie erfolgreiche Schriftstellerin und Hochschulprofessorin. Bei BRIGITTE LIVE darf Doris Dörrie wieder Regie führen - zumindest bei der Auswahl der Themen. BRIGITTE-Chefredakteurin Brigitte Huber und Redakteurin Beatrix Gerstberger ließen ihr die Wahl: "Wut oder Mut", "Inneres oder Äußeres", "Männer oder Frauen" - worüber wollte sie sprechen?

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Wie fing das Gespräch an? Mit guter Laune. Von der ersten Frage an hat Doris Dörrie ein Gespür für Atmosphäre und Zuschauer. In dem Moment, in dem sie auf dem Sessel Platz nimmt, ist sie präsent. Sie antwortet offen, witzig, manchmal auch nachdenklich und ernst. Wo fühlt sich Doris Dörrie zu Hause, will BRIGITTE-Chefredakteurin Brigitte Huber wissen. "Ich bin dort zu Hause, wo ich fremd bin", ist die überraschende Antwort. Sie erzählt, dass sie gern allein verreise, weil sie sich selber immer wieder neu erfinden müsse, wenn sie unterwegs sei. "Ich bin mehr ich selbst, wenn ich unterwegs bin."

Geringelte Socken? Ist das ein Mode-Statement? "Ja, ich bin ein Fashion Victim", gibt Doris Dörrie zu. "Aber 'under cover'!" Das sehe man eben nicht so richtig. Dem Publikum haben die Socken gefallen, sie bekamen eigenen Applaus.

Bei der nächsten Fragenauswahl muss Doris Dörrie nicht lange überlegen. Sie redet lieber über Wut als über Mut. Und hat ein paar eindrucksvolle Beispiele parat: "Ich habe mich viel mit Männern geschlagen." Da muss Brigitte Huber nachhaken. "Als Kind?" - "Nein, als Erwachsene." Und mit wem? "Fernseh-Redakteuren, Bauarbeitern, Zuhältern..." Sie habe das getan, weil sie sich in Situationen hilflos gefühlt habe. Beim letzten Mal seien es Neo-Nazis in einer Kneipe in München gewesen. Dafür habe sie ihre damals kleine Tochter vorsichthalber noch einer Freundin auf den Arm gelegt. Danach wusste sie allerdings auch, dass nun Schluss sei mit den Prügeleien. "Da kommen also Mut und Wut zusammen?" fragt Beatrix Gerstberger. "Nein, das war nicht mutig. Das war dämlich."

Ihr berühmtester Film ist "Männer". Woher sie so viel über sie weiß? "Ich habe sie beobachtet, als ich noch in WGs gelebt habe. Es hat mich sehr amüsiert, wie sie sich verhalten haben. Daraus ist dann der Film entstanden. Zum Glück hatte ich recht mit meinen Vermutungen." Bis heute schreibe sie ihre Bücher und Drehbücher gern im Bett. Sie liebe den Moment am frühen Morgen, wenn sie noch nicht richtig wach sei und noch keine Kontrolle über ihre Gedanken habe. "Ab zehn Uhr sind dann auch die inneren Kritiker wach."

Beim Thema "Angst" zeigt Doris Dörrie ihre verwundbaren Seiten. "Mir machen die Dinge Angst, vor denen alle Menschen Angst haben: Krankheit, Tod, Menschen verlieren." Liegt das am frühen Tod ihres ersten Mannes? "Nein", sagt Doris Dörrie. "Ich hatte mein ganzes Leben lang Angst davor. Als ich vier war, hatte ich die Vorstellung, dass nach meinem Mittagsschlaf alle Menschen tot sind. Von dieser Angst habe ich mich nie erholt." Ihr Weg, damit umzugehen, sei, die Augenblicke bewusst zu erleben. Auch wenn ihr das manchmal schwer falle. "Jeder Augenblick ist vorhanden. Wenn ich ihn nicht wahrnehme, verpasse ich einen Teil meines Lebens. Das gilt auch für die traurigen Momente. Schmerz verbindet die Menschen doch mehr als Glück."

Wie hat sich die Situation für Frauen im Filmgeschäft verändert? "Auch nach 35 Jahren im Kulturbetrieb werden Frauen nicht so ernst genommen wie Männer - von Chefredakteuren, Kritikern oder Intendanten. Das Thema ist weiterhin existent." Daher halte sie auch die Frauenquote für sinnvoll. "Ich bin seit 17 Jahren Professorin an der Filmhochschule. Seit 17 Jahren gibt es nur zwei Professorinnen, eine davon bin ich. Es ist nicht schön, dass wir die Quote brauchen, aber es scheint so, dass wir sie brauchen."

Beneidet Doris Dörrie Männer um irgendwas? "Viele Konflikte bei der Arbeit lassen Männer nicht so an sich heran. Frauen nehmen stärker das gesamte Umfeld wahr. Andererseits sind Männer auch feiger, weil sie Konflikte nicht austragen."

Das schönste an einem Mann ist für Doris Dörrie sein Pferd. Okay, das hat eine Vorgeschichte. "Ich war als junges Mädchen Fan von Winnetou. Aus dem Altpapier habe ich mir den Star-Schnitt gezogen und aufgehängt. Leider hat sein linker Fuß gefehlt. Aber abends habe ich ihn geküsst."

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