Ein Schulkind rasiert sich selbst die Haare, ein Junge zeigt am Tisch einen Stinkefinger, und wer nicht zur Schule will, geht einfach nicht hin: Kann das gesund und richtig sein? Ja, findet Familie Rawnsley aus West Yorkshire in England. Laut Vater und Mutter ist hier nur eines verboten: etwas zu verbieten.
Doku begleitet "Ungezähmte Familien"
Sind Kinder ohne Regeln gesünder und glücklicher – oder verhaltensauffälliger? Diese Frage stellt die britische TV-Sendung "Feral Families", zu deutsch etwa "Ungezähmte Familien". Die Dokumentation begleitet drei Familien, die ihre Kinder nach einer "unabhängigen" Philosophie erziehen – soll heißen: Die Sprösslinge dürfen tun und lassen, was sie wollen - und die Zuschauer können für sich selber entscheiden, was sie von den radikal offenen Erziehungsmethoden halten.
Bei Familie Rawnsley gibt es beispielsweise keine Schlafenszeit. Müde Gesichter, weil der Wecker früh klingelt, gibt es trotzdem nicht: Zur Schule muss keines der sieben Kinder im Alter zwischen einem und 13 Jahren. Mutter Gemma und Vater Lewis unterrichten ihre Söhne und Töchter zu Hause. Prüfungen gibt es keine, berichtet die "Sun".
So habe Sohn Phoenix bis vor einem halben Jahr nicht Lesen gelernt. Dann entschloss sich der Neunjährige, dass es doch ganz hilfreich für ihn wäre: um mit Freunden Textnachrichten über seine Xbox austauschen zu können.
Eis um Mitternacht? Wand anmalen? Na klar!
Hat eines der Kinder um Mitternacht Lust auf ein Eis, ist das völlig in Ordnung, ebenso wie die Wand neben der Treppe mit Kreide anzumalen. Für Tattoos oder Piercings müsse dem Bericht der "Sun" nach keines der Kinder um Erlaubnis fragen.
Ihre Kinder lernen Dinge, die andere "nicht können", sagt Gemma Rawnsley – so könne ihr zwölfjähriger Sohn Finlay bereits "ein Drei-Gänge-Menü auf den Tisch bringen". Die 35-Jährige hält ihre Kinder nicht für "wild" – sie dürften lediglich ihre eigenen Entscheidungen treffen.
Mutter will Kindern Liebe geben, die sie "nie hatte"
Sie selbst sei in einem "gewalttätigen und lieblosen" Zuhause großgeworden, zitiert der "Mirror" Mutter Gemma. Ihre Mission sei daher, ihren Kindern ein spannenderes, lustigeres und glücklicheres Leben zu ermöglichen: "In einem Haus voll von der Liebe, die ich nie hatte.