"Seit 4 Monaten trinke ich kein Wasser mehr. Seitdem ich damit begonnen habe, meine Niere durch Trockenfasten zu heilen, was ihr dabei hilft, effizienter zu filtern, habe ich aufgehört, 'leeres' Wasser zu trinken." Mit diesen Worten beginnt die österreichische Yoga-Meisterin und Influencerin Sophie Prana, die zurzeit in Indonesien lebt, im Juli 2019 einen ihrer umstrittenen Instagram-Posts, in denen sie darüber spricht, warum sie kein Wasser mehr trinkt. Sie behauptet, Trockenfasten habe ihr dabei geholfen, ihre Gesundheit wieder in den Griff zu bekommen.
Die junge Frau litt demnach unter geschwollenen Augen, schlechter Haut, schmerzenden Gelenken und Verdauungsproblemen, erzählte sie der "Daily Mail". Dann machten Freunde sie auf Trockenfasten aufmerksam. Beim Trockenfasten wird laut "rawexotiv.com" für drei bis vier Tage vollständig auf Essen und jede Form von Flüssigkeit verzichtet. Es wird also weder etwas getrunken, noch gibt es sonstwie Kontakt mit Wasser, also kein Duschen, kein Waschen, keine Einläufe. Dieses Trockenfasten soll angeblich der "Heilung, Verjüngung, Entgiftung und Entsäuerung des Körpers" helfen.
Seit dieser Phase verzichtet Sophie Prana komplett auf das Trinken von Leitungs- und Flaschenwasser. Flüssigkeit nimmt sie nur noch in Form von Obst und Gemüse, Säften und Kokoswasser zu sich. In einem Interview mit "Vice" erklärt Sophie: "Die Leute sind immer so geschockt, wenn sie kein Trinken und kein Wasser hören, aber da steckt eine ganze Wissenschaft dahinter, es ist eine ganzheitliche Sache." In dem Artikel ist von 12 Stunden bis 10 Tage Trockenfasten die Rede.
Ihr außergewöhnlicher Lifestyle ohne Wasser scheint Sophie und anderen Influencer*innen wie etwa Alise Miksta tatsächlich Probleme zu machen. Doch seit die jungen Frauen öffentlich über ihren Lebensstil sprechen, melden sich immer mehr Experten weltweit mit Warnungen zu Wort.
"Das ist hochgradig unverantwortlich"
Ernährungsexpertin Nichola Ludlam-Raine sagt beispielsweise gegenüber der britischen Presse:
Und auch die RTL-Ernährungsexpertin Nora Rieder rät dazu, Trockenfasten nur sehr begrenzt und sehr vorsichtig anzuwenden. Wer über eine längere Zeit hinweg fasten wolle, solle dies am besten ärztlich begleiten lassen. Dies gelte grundsätzlich für alle Fasten-Varianten. Wer Symptome wie Kreislaufbeschwerden, Herzrasen, niedrigen Blutdruck und Konzentrationsprobleme bis hin zu Lethargie bei sich bemerke, sollte das Fasten sofort abbrechen und Kontakt zu einem Arzt aufnehmen, wenn sich die Symptome nicht bessern, so die Expertin.
Allen, die ihrem Körper etwas Gutes tun wollen, rät die Ernährungsexpertin dazu, eine weniger extreme Variante des Fastens zu wählen, wie beispielsweise Intervallfasten oder Heilfasten. Dies sei für Menschen, die sich zum ersten Mal im Fasten probieren auch wesentlich leichter umzusetzen.
So viel Wasser braucht unser Körper
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt einem erwachsenen Menschen, jeden Tag rund 1,5 Liter Wasser zu trinken und warnt: "Wer zu wenig trinkt, wird schnell müde und kann sich schlecht konzentrieren. Denn bei Flüssigkeitsmangel wird dem Blut und dem Gewebe zunehmend Wasser entzogen, das Blut 'dickt ein'. Die Folge können Kopfschmerzen, verringerte körperliche Leistungsfähigkeit und Verstopfung sein.
"Ältere Menschen leiden besonders schnell an Verwirrtheit, wenn sie zu wenig trinken. Schon nach wenigen Tagen führt ein Flüssigkeitsmangel durch Kreislauf- und Nierenversagen zu einem lebensbedrohlichen Zustand".
Ausreichendes Trinken sei lebensnotwendig, denn "unser Körper besteht ungefähr zur Hälfte aus Wasser. Dabei erfüllt Wasser im Körper viele Funktionen. Es ist Bestandteil von Zellen und Körperflüssigkeiten, reguliert die Körpertemperatur und transportiert Nährstoffe. Die Niere scheidet Abbauprodukte mit Hilfe von Wasser – dem Urin – aus. Diesen Wasserverlust und die Verluste durch Atmen und Schwitzen müssen regelmäßig ersetzt werden".
"Ich trinke nur kein Wasser!"
Influencerin Sophie Prana nimmt auf ihrer Instagram-Seite Stellung zu der Kritik und sagt ganz klar: "Ich trinke! Aber ich trinke eben kein Wasser ". Trockenfasten sei "ein uraltes Heilmittel" und sie propagiere nicht, dass man nichts mehr trinken solle "- sondern wie man trinken soll".
Sophie Prana geht davon aus, dass das Wasser in Säften, Gemüse und Früchten eine andere Qualität hat. Es handele sich um "strukturiertes" beziehungsweise "hexagonales Wasser". Diese Theorie vom sogenannten H3O2-Wasser geht auf den US-Amerikaner Gerald H. Pollack zurück und steht im Widerspruch zum allgemein anerkannten Stand der Wissenschaft.
Verwendete Quellen: vice.com, Instagram, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. / dge.de, Daily Mail