
Sheryl Sandberg hat eine Vision: Eine Welt, in der die Hälfte der Firmen von Frauen geführt wird. Und damit daraus möglichst schnell was wird, ermahnt die Facebook-Chefin in ihrem neuen Buch, das gerade in den USA erschienen ist, die Frauen, endlich alles für ihre Karriere zu geben. Sie rät, nein, sie fordert: Heiratet den richtigen Mann, einen, der wirklich die Hälfte im Haushalt übernimmt und die Hälfte der Kindererziehung. Hört auf, für Kinder, die noch nicht mal geboren sind, auf eure Karriere zu verzichten. Verbringt weniger Zeit mit euren Kindern, die kommen auch so klar. Arbeitet an euren Karrieren, ruft "hier", wenn es um die Verteilung von Posten geht.
Ja, räumt die 43-jährige Managerin ein, es gäbe auch politische Gründe, die das Weiterkommen von Frauen behindern. Aber der Hauptgrund seien die Frauen selbst, die Sandberg für zu zögerlich hält, wenn es um ihre Positionen im Job geht. Ihnen fehle es an Selbstbewusstsein und am Willen, Verantwortung zu übernehmen.
Das ist radikal. Und bevormundend. Sheryl Sandberg schwingt sich auf zur feministischen Einpeitscherin, die, nebenbei bemerkt, auch völlig außer acht lässt, dass die meisten Frauen in einer ganz anderen Welt leben: Sie haben gar nicht die Chance, Karriere zu machen, sie haben weniger Geld und vielleicht auch andere Vorstellungen von einem guten Leben. Natürlich wollen wir, dass Frauen ganz oben ankommen. Natürlich wünschen wir, dass Frauen die Hälfte der Führungspositionen besetzen, möglichst bald. Aber das Privatleben opfern für den Job? Ist es das, was Frauen wirklich wollen? Schaut man sich an, dass in Deutschland bei jungen Frauen – und jungen Männer - Raum und Zeit für die Familie immer wichtiger wird, kommen Zweifel auf. Und es stellt sich die Frage: Was zählt mehr - die persönliche Lebensplanung oder der Kampf für Geschlechtergerechtigkeit? In den USA ist eine intensive Diskussion über Sandbergs Thesen entbrannt
Das Buch von Sheryl Sandberg "Lean in: Frauen und der Wille zum Erfolg" erscheint in Deutschland im April bei Econ