Jakob Ellemann-Jensen, 49, hatte sich im Februar aus Politik und Öffentlichkeit zurückgezogen. Er begründete seinen Schritt auf Facebook mit diesen Worten:
Gestern hat er seine Burnout-Auszeit beendet und ist in sein Kopenhagener Büro im Verteidigungsministerium zurückgekehrt.
Der Minister hat Schwäche gezeigt – ein mutiger Schritt
Bemerkenswert war Ellemann-Jensens temporärer Rückzug aus der Politik aus zwei Gründen: Der Minister nannte seine Vaterrolle an erster Stelle, die in der Regel bei männlichem Spitzenpersonal unsichtbar bleibt. Kinderbetreuung in der Familie ist auch heute noch vornehmlich Frauensache und wurde zumindest hierzulande vor nicht allzu langer Zeit in der Politik noch unter "Frauen und Gedöns" verbucht. Mindestens ebenso mutig war Ellemann-Jensens Hinweis auf seine psychische Gesundheit, die er schützen möchte und die ihm offenbar wichtiger ist als Politik und Karriere. Der Minister hat Schwäche gezeigt, und das ist nicht nur in seiner exponierten Position ein wichtiger Schritt.
"Viel Nachholbedarf"
Der Psychiater Christoph Mittendorf sagte dazu laut Deutschlandfunk: "Wer psychisch erkrankt ist, gilt eben als nicht mehr gut funktionierend, gilt als unberechenbar und wird dann in der Politik nicht mehr gerne gesehen. Da ist noch viel Nachholbedarf."
Den Schritt, den Ellemann-Jensen für seine Gesundheit und für seine Familie gegangen ist, hatten zuvor vor allem Frauen gewagt. Erst im Februar hatte sich die ehemalige neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern, 43, aus der Politik verabschiedet. Man könne ihren Job nur machen, wenn "der Tank voll sei", sagte sie als Begründung, "und man auch noch ein bisschen Reserve für besondere Herausforderungen hat“. Jetzt freue sie sich darauf, den Schulanfang ihrer Tochter mitzuerleben und endlich ihren Partner zu heiraten. Ellemann-Jensen hat nun gezeigt, dass auch Männer zuweilen unter der Doppelbelastung durch Job und Familie leiden, wenn sie ihre Vaterrolle ernst nehmen.
Verwendete Quellen: Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur, Instagram