Was ist normal? Existiert Normalität überhaupt – und wenn ja, von wem oder was wird sie definiert? Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich Mathilda Rech seit ihrem elften Lebensjahr.
Denn in diesem Alter beginnen Menschen jeglichen Geschlechts langsam aber sicher Haare zu wachsen. Und zwar nicht nur an Körperstellen, an denen wir es gewohnt sind. Sie bahnen sich ihren Weg in die Höhlen und Intimsphären unserer Körpers, wo sie zunächst als feiner Flaum und später als ausgewachsenes Haar zum Vorschein kommen.
Jeder Mensch erlebt diese Entwicklung. Normal gilt sie trotzdem nur für einen Teil der Gesellschaft – und zwar vornehmlich den männlichen. Das bekam Mathilda das erste Mal zu spüren, als sie zur Beginn der Pubertät selbst behaarter wurde. Doch während sie selbst diese Entwicklung regungslos beobachtete, war es die Reaktion ihres Umfelds, das sie zum Nachdenken anregte:
So erinnert sich die heute 17-Jährige. Es blieb nicht bei Gleichaltrigen: "Erwachsene sagten mir, ich solle die Haare abrasieren, weil mich sonst niemand attraktiv fände. Alles wies darauf hin, dass es eklig sei."
Doch statt diese Annahmen hinzunehmen, begann sie in ihren jungen Jahren bereits, sie zu hinterfragen: "Ich möchte nicht das Gefühl haben, dass ich die wahre Natur meines Körpers verbergen sollte. Ich möchte meinen Körper endlich so sein lassen, wie er ist, und ihn nicht ständig verstecken oder verändern müssen", ist sich Mathilda klar.
Deswegen beschließt die junge Künstlerin, genauer hinzublicken, wo andere wegschauen. Sie fotografiert Nahaufnahmen ihres Körpers, von feinen Härchen über Cellulite bis zu Dehnungsstreifen. Damit will Mathilda verdeutlichen, "dass wir alle sogenannte "Makel" haben, aber genau diese uns einzigartig und auf unsere eigene Art und Weise vollkommen machen. Ich fühle mich am besten, wenn ich meinen Körper so sein und wachsen lasse, wie er natürlich ist."
Also fotografiert die Künstlerin all das, was andere Jahre lang unter langen Hosen und Shirts versteckt oder täglich mühsam entfernt haben: Die Bilder von Mathilda zeigen nicht nur die natürliche Körperbehaarung einer Frau sondern auch, welche Schönheit darin liegen kann: