Jede vierte Frau ist betroffen
Jede vierte Frau in Deutschland wurde schon zu Hause misshandelt, schreibt der bff - Frauen gegen Gewalt e.V.". Die Weltgesundheitsorganisation "WHO" bezeichnet Gewalt gegen Frauen sogar als eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen weltweit.
Bei dieser hohen Zahl sind noch nicht die Männer eingerechnet, die Gewalt durch ihre Partnerinnen oder Partner erfahren - physisch oder psychisch.
Ein kleiner Punkt soll helfen, das Schweigen zu brechen
Lange wurde Gewalt hinter verschlossenen Türen komplett tabuisiert. Aber auch heute noch hindern Scham und Angst Betroffene daran, sich Hilfe zu holen und aus der schädlichen Beziehung auszubrechen.
Ein kleiner schwarzer Punkt soll nun dabei helfen. Eine Britin, die selbst misshandelt wurde und anonym bleiben möchte, hat Anfang September bei Facebook The Black Dot Campaign gestartet. Damit möchte sie Opfer ermutigen, einen kleinen schwarzen Punkt auf die Hand zu malen – und unauffällig Hilfe zu organisieren.
"Die Idee ist: Wenn ein Opfer sich einen Punkt auf die Hand malt, werden nahestehende Menschen oder Hilfsorganisationen den Schrei nach Hilfe erkennen und den Beistand bieten, den die Betroffene dringend benötigt", schreibt sie bei Facebook. Mit der "Black Dot Campaign" hat sie nach eigenen Angaben bereits 4,8 Millionen Menschen auf der ganzen Welt erreicht. Betroffene berichten über gute Erfahrungen mit dem schwarzen Punkt:
"Du hast das Böse aus meinem Leben entfernt"
"[...] Ich sah die Kampagne, fotografierte sie mit meinem Handy, und schickte das Foto an meine Sozialarbeiterin, während ich die Kinder ins Bett brachte. Dann löschte ich die Nachricht sofort, damit er sie nicht sehen konnte. Heute kam sie vorbei und sagte, "Hi xxx, wir müssen den Bericht über den schwarzen Punkt aktualisieren, du weißt schon, wegen deiner Gesundheit, möchtest du das heute machen? Ich sagte Ja. Sie ging eine Minute raus und kam wieder rein, fünf Minuten später kam die Polizei und nahm ihn mit. Danke. Ich musste nicht mal einen Punkt malen, du hast das Böse aus meinem Leben und dem meiner vier Kinder entfernt."
"Leide nicht, denn du bist nicht allein"
Ein Mann berichtet, wie die Kampagne ihn von der psychischen Gewalt befreit hat, die er durch seine Frau erlebte:
"[...] Mein Geheimnis ist meine Frau, die Person, die ich liebe, mit der ich meine Leben teile und die mir drei intelligente und wunderschöne Kinder geschenkt hat. Hinter verschlossenen Türen ist sie nicht dieselbe. Sie schreit mich an, beschimpft mich mit schrecklichen Worten, die ich nicht mal aufschreiben kann, kontrolliert jeden Cent und gibt mir das Gefühl, als Vater ein Versager zu sein, sie macht mich vor den Kindern klein ... Wir bemühen uns jeden Tag, Mom nicht zu verärgern ... Dann sah ich die Kampagne ... ich spürte buchstäblich, wie eine Last von meiner Brust fiel: Ich werde in meiner Ehe misshandelt, von der Frau, die ich liebe. Ich ging zu meiner Mutter und schüttete ihr mein Herz aus, danach war ich körperlich fertig ... meine Mutter nahm mich in den Arm und plötzlich fühlte ich mich besser, ich war nicht mehr wertlos, gebrochen, verletzt oder verwirrt. Ich war sicher ... Ich wohne jetzt bei meiner Mutter, während ich die nächsten Schritte in meinem Leben mache ... einen nach dem anderen ... Ich sehe Hoffnung ... vielleicht Glück ... für mich und meine Kinder. Leide nicht, denn du bist nicht allein."
Bringt der Punkt die Opfer in Gefahr?
Die Kampagne wird aber auch kritisiert: Wenn der gewalttätige Partner den Punkt sieht und als das erkennt, was er ist, könne das Opfer in zusätzliche Gefahr geraten. Andere kritisieren, dass viele Menschen den Punkt entweder nicht kennen oder im Umgang damit nicht geschult sind. Andere monieren, dass der Punkt als Leberfleck missverstanden werden kann.
Die Organisatoren der Kampagne räumen ein: "Es ist nicht die Lösung, die allen helfen wird, aber sie kann Menschen helfen, sich darüber klar zu werden, was häusliche Gewalt mit Menschen macht und wie man Hilfe bekommt."
Je bekannter der kleine schwarze Punkt wird, desto mehr Leben kann er retten. Reden wir darüber.