Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, plant die Stadt Jena die Einführung einer Maskenpflicht. "In einer Woche soll das Tragen eines Mund-und-Nasen-Schutzes in Jenaer Verkaufsstellen, dem öffentlichen Nahverkehr und Gebäuden mit Publikumsverkehr verpflichtend werden", heißt es in einer Mitteilung der Stadt vom 30.03.2020. Ziel der Maßnahme sei es, die Sicherheit des Personals im öffentlichen Leben zu erhöhen. Der Fachdienst habe diese Maßnahme angemahnt. Stehen keine Masken zur Verfügung, werden auch Tücher oder Schals als Schutz toleriert, sofern sie Mund und Nase bedecken.
Bürger*innen sollen Masken nähen
Die Einwohner*innen von Jena werden von der Stadt dazu aufgerufen, selbst Masken zu nähen. Die Stadt verfüge "über eine Grundausstattung an Masken, mit der Pflegekräfte, Ärzte, Fahrer im ÖPNV und andere in systemrelevanter Infrastruktur versorgt werden können". Für die Versorgung der Bevölkerung gelte jedoch die dringliche Bitte:
Die Mitteilung aus Jena folgt kurz auf eine ähnliche Nachricht aus Österreich. Dort hat die Regierung am Montag eine Maskenpflicht beim Einkaufen in Supermärkten angekündigt. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte, es gehe darum, zu verhindern, dass andere angehustet und angeniest werden:
Mittelfristig sie es das Ziel, dass die Masken nicht nur in Supermärkten, sondern auch darüber hinaus getragen werden. Dafür werde jetzt an der notwendigen Logistik gearbeitet.
Kommt Maskenpflicht für ganz Deutschland?
Während in Österreich und Jena Fakten geschaffen werden, wird über eine Maskenpflicht für ganz Deutschland noch diskutiert. Bayern denkt ebenfalls darüber nach, die Bundesregierung äußert sich zurückhaltend zu dem Thema.
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, ein solcher Schutz sei "vielleicht eine sinnvolle Ergänzung zu den ohnehin geltenden Hygieneregeln". Es gelte allerdings, "ein falsches Sicherheitsgefühl" zu vermeiden und zu verhindern, dass die sonstigen Hygiene- und Sicherheitsregeln wie das Abstand halten, das häufige Waschen der Hände und das Vermeiden von sozialen Kontakten nicht mehr eingehalten werden.
Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums wies außerdem darauf hin, dass es sich bei den Masken in Österreich nicht um medizinische Masken handele, sondern um einen Mund-Nasen-Schutz. Nur FFP3-Masken, die eng am Gesicht anliegen, haben einen belegbaren Infektionsschutz. Diese sind allerdings derzeit Mangelware und elementar wichtig für das medizinische Personal in Krankenhäusern, das Covid-19-Erkrankte behandelt.
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht derzeit keinen Nutzen im allgemeinen Tragen von Atemschutzmasken. Laut WHO-Nothilfedirektor Michael Ryan gebe es keine Anzeichen dafür, dass damit etwas gewonnen wäre.
Steigern Masken den Schutz für alle?
Laut anderen Experten, wie etwa Christian Drosten, dem Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, könne das Tragen von Masken aber zum Fremdschutz sinnvoll sein, denn wer selbst unbemerkt infiziert sei, schütze auf diese Weise andere Menschen vor Viren, die beim Sprechen, Husten oder Niesen ausgestoßen werden. Dies erklärte er im NDR-Podcast "Coronavirus-Update".
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bestätigt: "Generell sollten Menschen, die Atemwegssymptome, d. h. Krankheitszeichen im Bereich der Atemwege haben, zu Hause bleiben. Erkrankte sollten die ungehinderte Freisetzung von Tröpfchen z. B. beim Husten oder Niesen möglichst unterbinden, d. h. die Husten- und Niesregeln beachten oder einen Mund-Nasen-Schutz bzw. eine alternative Barriere vor Mund und Nase (z. B. aus Stoff) tragen".
Es gebe allerdings "keine hinreichenden Belege dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person, die ihn trägt, verringert".
Verwendete Quellen:tagesschau.de, NDR-Podcast "Coronavirus-Update" - Folge 19, welt.de, infektionsschutz.de, weforum.org, Mitteilung der Stadt Jena