Und wieder alles anders. Am Dienstagabend gab die Ständige Impfkommission (STIKO) bekannt, den Impfstoff von AstraZeneca nur noch für Menschen über 60 Jahren zu empfehlen. Bis vor Kurzem war noch das Gegenteil der Fall.
Innerhalb der letzten Wochen war gehäuft von Sinusvenenthrombosen im Gehirn in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung mit AstraZeneca berichtet worden. In Deutschland wurden laut Paul-Ehrlich-Institut bislang 31 solcher Verdachtsfälle gemeldet. Neun verliefen tödlich.
Da es sich bei den Betroffenen größtenteils um Frauen unter 55 Jahren handelte, haben Bund und Länder nun beschlossen, nur noch Menschen über 60 mit AstraZeneca zu impfen. Zuvor hatten schon erste Bundesländer entschieden, den Impfstoff nur noch älteren Menschen zu verabreichen.
Zurück bleiben viele Fragen bei Jüngeren und Älteren. Was bedeutet das für den AstraZeneca-Impfstoff? Wie geht es weiter? Und was müssen Menschen unter und über 60 Jahren jetzt beachten? Wir geben einen ersten Überblick.
Was passiert, wenn ich bereits die 1. Impfung AstraZeneca bekommen habe und unter 60 bin?
Die STIKO hat angekündigt, bis Ende April einen Plan für die Zweitimpfung der Menschen vorzulegen, die bereits eine Dosis AstraZeneca erhalten haben und unter 60 sind. In diesem Zeitraum soll laut Tagesschau geprüft werden, ob es möglich wäre, die zweite Impfung mit einem mRna-Impfstoff durchzuführen. Bis dahin können Betroffene sich in ihrer Hausarztpraxis melden, um eine Risikoabwägung für die zweite Impfung mit AstraZeneca zu erhalten. In der Pressekonferenz von Bund und Ländern wurde jedoch versprochen, dass jede*r Betroffene einen vollständigen Impfschutz erhalten werde.
Ich bin unter 60 - kann ich mich trotzdem mit AstraZeneca impfen lassen, wenn ich will?
Ja. Jüngere können sich zwar freiwillig weiterhin mit dem Wirkstoff impfen lassen – allerdings nur "nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung", wie es im Bund-Länder-Beschluss heißt, der dem ARD-Hauptstadtbüro vorliegt. Deswegen soll die Impfung mit AstraZeneca für Jüngere nur noch bei Hausärzt*innen durchgeführt werden, da diese sich ein individuelles Bild vom Gesundheitszustand der Patient*innen machen können.
Ändert sich jetzt die Impfpriorisierung?
Laut Gesundheitsminister Jens Spahn sollte die Impfpriorisierung jetzt flexibel gehandhabt werden. So können die Bundesländer nun auch Impfangebote an die 60- bis 69-Jährigen machen. Das sei laut Spahn ein "pragmatischer Ansatz", da es in dieser Altersgruppe wiederum ein höheres Risiko für einen schwereren Corona-Verlauf gäbe.
verwendete Quellen: STIKO, Paul-Ehrlich-Institut, Robert-Koch-Institut, Tagesschau, NDR