Jeden Abend, um Punkt 21 Uhr, hört man sie. Es beginnt mit einem einzelnen Geräusch, das einsam verhallt, plötzlich aber Unterstützung bekommt und sich in einen sich steigernden Rhythmus verwandelt. Die Menschen klatschen. Erst in Italien, jetzt auch in Deutschland, versammeln sich Nachbarn an Fenstern und Balkonen, um gemeinsam Beifall zu geben. Nur dass die, an die der Applaus gerichtet ist, ihn selten hören. Denn das medizinische Personal arbeitet derzeit auf Hochtouren.
Pflegekraft zur Coronakrise: Wut, Enttäuschung, Trauer
Während andere in Quarantäne zu Hause bleiben, geben Krankenpfleger*innen jeden Tag ihr Bestes – und stellen ihre eigene Gesundheit dafür hinten an. Nun hat sich eine von ihnen zu Wort gemeldet. Wenn sie das Klatschen der Menschen hört, freut sie sich nicht. Sie wird wütend. Auf Facebook hat die Pflegerin Nina Böhmer ihrem Ärger Luft gemacht:
Es sind harte Worte zu Zeiten der Coronakrise. Doch in ihren Zeilen lässt sich eine Enttäuschung lesen, die sich nicht erst seit Wochen, sondern seit Jahren angestaut hat: "Ich bin richtig doll traurig und enttäuscht, ich fühle mich verarscht und ich kann es nicht fassen", schreibt Nina auf Facebook. Und sie hat Gründe. Denn der derzeitige Umgang mit dem medizinischen Personal ist es, der sie sprachlos zurücklässt:
Die Krankenschwester zeigt sich nicht nur entsetzt über das Risiko, dem sie sich und andere in ihrem Beruf aktuell aussetzen muss. Hinzu käme die Enttäuschung über die Menschen, die letztendlich nicht nur über ihre Arbeit, sondern auch ihre Gesundheit hinweg entscheiden: Selbst nach Kontakt mit Corona-Patienten gelte für sie keine Quarantäne – sie müsse nach Richtlinien den Robert-Koch-Instituts nun weiterarbeiten.
Es sind Wut, Enttäuschung und Fassungslosigkeit, die aus dem Facebook-Beitrag der jungen Pflegekraft sprechen. Und die durch ein abendliches Klatsch-Konzert nicht mehr aufgefangen werden können:
Bereits mehr als 70.000 Menschen haben die Worte der Pflegerin bisher bereits geteilt. In Zukunft können wir daher hoffen, dass die Coronakrise letztendlich für bessere Bedingungen in den Berufen sorgt, die für die Gesellschaft systemrelevant sind – oder besser gesagt: Menschen gerade Tag für Tag das Leben retten.
verwendete Quelle: Facebook