Die Gender Pay Gap – übersetzt in etwa die "Entgeltlücke" – zwischen Frauen und Männern liegt laut dem Statistischen Bundesamt aktuell bei 18 Prozent. Frauen verdienen im Schnitt 20,05 Euro brutto die Stunde und damit 4,31 Euro weniger als Männer – für die gleiche Arbeit.
Die Pay Gap entsteht durch unterschiedliche Gründe, viele davon auf gesellschaftlicher Ebene, doch was kann die einzelne Frau dagegen tun? Wir haben mit Expertinnen darüber gesprochen und uns Tipps eingeholt, die uns handlungsfähig machen.
1. "Vorsicht vor Automatismen!"
"Nur, weil wir Frauen die Kinder austragen und gebären, heißt das nicht automatisch, dass vor allem wir die 3 Jahre Elternzeit nehmen und anschließend Teilzeit arbeiten, die Väter aber weiter Vollzeit. Solche Rollen-Automatismen fußen auf der früheren Entmündigung von Frauen. Sie führen für Mütter zu Einbußen beim Lebensarbeitseinkommen von mehr als 60 Prozent!
Wer hier als Mutter darauf achtet, sich mit dem Vater die Care- und Sorgearbeit hälftig zu teilen, hat mehr Muße, sich um seine berufliche Entwicklung zu kümmern und damit auch um ein angemessenes Einkommen."
Dani Parthum, Ökonomin und Finanzcoach
2. "Kenne deinen Wert!"
"Mache dir deinen Wert bewusst und erinnere deine Vorgesetzten ab und zu daran! Frauen tun sich leider häufig schwerer damit, sich ins Rampenlicht zu stellen als Männer. Gehaltsverhandlungen zu führen, kann man aber üben. Einfach die Männer im Umfeld fragen, wie sie so ein Gespräch angehen und wie sie sich verkaufen. Viele Frauen wären verblüfft, mit welchem Selbstverständnis sie das tun. Und dann in einer Art Rollenspiel durchspielen und üben."
Andrea Berning, BRIGITTE-Redakteurin
3. "Übers Gehalt reden"
"Über Preise wird viel gesprochen, aber Gehälter sind in Deutschland noch immer ein großes Geheimnis. So schwer es uns auch fällt: Man sollte mit Kolleg:innen offen über das Gehalt sprechen. Nur so kann man Vergleiche treffen und herausfinden, woran man ist und in der Gehaltsverhandlung entsprechend agieren."
Vivien Windel, BRIGITTE-Redakteurin
4. "Wie profitiert das Unternehmen künftig von mir?"
"Für eine Gehaltserhöhung entscheidend ist nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft. Die Grundfrage im Gehaltsgespräch lautet daher: Wie profitiert das Unternehmen künftig von mir? Der beste Zeitpunkt für ein Gehaltsgespräch ist deshalb immer dann, wenn sich Aufgaben ändern – und natürlich das jährliche Mitarbeiter:innengespräch. Tipp: Sprich von einer Gehaltsanpassung (statt von einer Gehaltserhöhung)."
Anja Henningsmeyer, Verhandlungstrainerin
5. "Kenne deine Rentenlücke!"
"Studiere deine Renteninformation und berechne deine Rentenlücke. Denn erst wenn du weißt, welche Summe dir später fehlen wird, kannst du gezielt gegensteuern."
Claudia Müller, Female Finance Forum
6. "Kenne deine Kosten!"
"Überprüfe deine laufenden Verträge auf Einsparpotenzial. Handyvertrag, Stromanbieter, Streaming-Abos … da kann einiges zusammenkommen. Mit einem Haushaltsbuch kommst du unnötigen Ausgaben auf die Schliche und hast mehr Geld zum Sparen und Investieren übrig."
Claudia Müller, Female Finance Forum
7. "Bilde dich weiter!"
"Bilde dich weiter – sei es durch die Fortbildung bei der Arbeit oder im Wochenendkurs, der dich schon lange reizt. Eine gute Option kann auch der Bildungsurlaub sein."
Claudia Müller, Female Finance Forum
8. "Sage Nein zu ausufernder Teilzeit!"
"Fast 70 Prozent der erwerbstätigen Frauen arbeiten Teilzeit, oft bis die Kinder erwachsen sind oder gar bis zur Rente. Diese lange Teilzeit mit manchmal nur wenigen Wochenarbeitsstunden gibt es am häufigsten in Deutschland. Teilzeitarbeit bedeutet aber leider auch Teilzeitrente. Stocke daher Stunden auf, falls möglich und machbar."
Helma Sick, Finanzexpertin für Frauen
9. "Let’s talk about money, honey!"
"Man sollte mit dem:der Partner:in offen darüber sprechen, wie die Kindererziehungszeiten und die finanziellen Einschnitte, die sich daraus ergeben, fair verteilt werden. So lässt sich die persönliche Pay Gap schließen."
Lisa Hassenzahl, Certified Financial Planner
10. "Überprüfe deine Glaubenssätze"
"Überprüfe deine Glaubenssätze zum Thema Geld und Selbstwert. Das beste Wissen nutzt nichts, wenn du dir (unbewusst) selbst im Weg stehst!"
Claudia Müller, Female Finance Forum
11. "Partnerschaftsvertrag abschließen"
"Folgende Punkte könnten in einem Partnerschaftsvertrag enthalten sein: Wollen wir Kinder? Wenn ja, wer bleibt zu Hause und wie lange? Ist es möglich, die Elternzeit je zur Hälfte zu teilen? Wenn nicht, wie wird der Rentenausfall für den betreuenden Elternteil ausgeglichen? Wie sieht die häusliche Arbeitsteilung aus?
Und es muss festgehalten werden, wie viel Unterhalt wie lange gezahlt wird, falls die Beziehung scheitert, wenn du wegen der Kinder deine berufliche Tätigkeit unterbrochen hast. Solche Themen schon am Anfang einer Beziehung zu diskutieren und zu klären, trägt zur Stabilisierung der Beziehung bei."
Helma Sick, Finanzexpertin für Frauen
12. "Investiere dein Erspartes an der Börse"
"Auch wer weniger verdient, sollte den Vermögensaufbau nicht vernachlässigen. Das Ersparte sollte aber nicht rumliegen, sondern an der Börse investiert werden. Bei breiter Risikostreuung bieten Aktien langfristig Renditen von sechs bis acht Prozent pro Jahr. Darauf sollte niemand verzichten.
Man muss nicht studiert haben, um an der Börse zu investieren, du brauchst nur Geduld. Am besten und einfachsten investierst du – übrigens schon mit ganz kleinen Summen – über einen monatlichen Sparplan in einen Aktienfonds oder einen Aktien-ETF. Und: Nie alles auf eine Karte setzen, sondern die Anlage breit streuen."
Jessica Schwarzer, Börsenkennerin
13. "Care-Arbeit 50/50 teilen"
"Seit mein Sohn vor 18 Jahren auf die Welt kam, arbeite ich Teilzeit und leiste den Großteil der Care-Arbeit. Ich lebe eine Elternschaft, die sich vom patriarchalen Diktat, dass Kinder zur Mutter gehören, nie ganz lösen konnte.
Auch in meinem Bekanntenkreis ist das fast ausnahmslos so (dass die Care-Arbeit 50:50 geteilt wird, sehe ich nur bei getrennten Eltern, die das Wechselmodell leben). Wir müssen diese Normen entmachten, denn sie sind für alle Beteiligten unfair und für die Frauen ein finanzielles Desaster."
Susanne Arndt, BRIGITTE-Redakteurin
14. "Sage Nein zum Minijob!"
"Wenn du 15 Jahre lang einen Minijob auf 450-Euro-Basis ausübst, erwirtschaftest du damit eine monatliche Rente von etwa 70 Euro. Das ist ein Taschengeld und hat mit vernünftiger Absicherung im Alter nichts zu tun.
Minijobs sollte es deshalb nur noch für Studierende oder Rentner:innen geben. Für Frauen sind und bleiben sie eine Sackgasse. Und daran ändert auch die Mini-Einzahlung in die gesetzliche Rente nichts."
Helma Sick, Finanzexpertin für Frauen
15. "Automatisiere deine Geldgeschäfte und Überweisungen"
"Geldgeschäfte und Überweisungen sollten automatisch ablaufen. Ganz wichtig dabei ist der Dauerauftrag für deinen Notgroschen, den du jeden Monat ansparen solltest (um notfalls Chef:in oder Partner:in hinter dir zu lassen), für dein Depot und damit für deine finanzielle Unabhängigkeit. Dadurch bezahlst du dich automatisch selbst zuerst und musst nicht jedes Mal neu darüber nachdenken, ob du dir das leisten kannst oder möchtest."
Claudia Müller, Female Finance Forum
16. "Schließe dich einem Frauennetzwerk an!"
"Einzeln sind wir stark, gemeinsam sind wir unschlagbar!"
Claudia Müller, Female Finance Forum
17. "Augen auf bei der Berufswahl!"
"'Klassische' Frauenberufe sind schlechter bezahlt als Männerberufe, womit sie die Gender Pay Gap während der gesamten Berufslaufbahn zementieren. Wer noch eine Berufswahl vor sich hat, sollte daher unbedingt für männerdominierte Branchen offen sein."
Claudia Münster, stellv. BRIGITTE-Chefredakteurin
18. "Falsche Argumente zurückweisen"
"Er verdient mehr, also bleibt sie zu Hause und kümmert sich unentgeltlich um Kinder und Haushalt? Wer so denkt und handelt, verfestigt nicht nur die Gender Pay Gap, sondern auch die Abhängigkeit des:der geringer Verdienenden und damit das Machtgefälle in der Beziehung. Berufstätigkeiten sind unter Paaren gleichwertig.
Nicht die Einkommenshöhe entscheidet darüber, wie sich Eltern die Kinderbetreuung und das Familienmanagement aufteilen, sondern ein Aushandlungsprozess zwischen persönlichen Wünschen und Bedürfnissen, beruflichen Entwicklungschancen und der Vision als Paar, wie man gleichberechtigt miteinander leben will."
Dani Parthum, Ökonomin und Finanzcoach
Wer lernen möchte, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern, kann sich für die BRIGITTE Academy Masterclass Finanzen anmelden. Zusammen mit einer Gruppe gleichgesinnter Frauen lernst du, deine Finanzen rundum zu meistern und langfristig ein Vermögen aufzubauen. Du brauchst hierfür kein Vorwissen – probiere es aus!

Celebrate Women – Gemeinsam einzigartig
Am 7. Und 8. März legt RTL Deutschland unter dem Claim „Celebrate Women – Gemeinsam einzigartig“ einen inhaltlichen Fokus auf Heldinnen unseres Alltags. In TV, Audio, Print, Radio und Online widmet sich „Celebrate Women“ voll und ganz Frauen und ihren Geschichten – nahbar, authentisch und empowernd.
Die Themen sind vielfältig und reichen von Persönlichkeitsentwicklung über Wellbeing bis hin zu konkreten Skills für Karriere und Finanzplanung. Denn Female Empowerment hat viele Facetten. Alle Infos findest du auf RTL.de/celebrate-women.