Wir alle wissen, dass wir von einer Welt, in der Männer und Frauen gleiche Rechte und Chancen haben, immer noch weit entfernt sind. Jahrtausende, in denen das Patriarchat etwas Selbstverständliches war und die Rolle der Frau darin bestand, sich um ihren Mann und ihre Kinder zu kümmern, lassen sich nun einmal nicht innerhalb von ein paar Jahrzehnten einfach so auflösen.
In Deutschland beschäftigen uns vorwiegend Probleme wie, dass Frauen deutlich weniger Geld verdienen als Männer, viel mehr Energie und Zeit in Haushalt und Kindererziehung investieren, weniger Führungspositionen besetzen und in unserem Parlament deutlich unterrepräsentiert sind (ca. 30 Prozent Frauen und 70 Prozent Männer). Zudem werden Frauen öfter Opfer von Gewaltverbrechen, sexueller Belästigung und im Gegensatz zu Männern nach wie vor als Schlampe beschimpft, wenn sie nicht monogam leben. Mit diesen Problemen sind wir nicht allein, sondern in weltweiter Gesellschaft. Allerdings geht es in manchen Teilen der Welt noch weitaus frauenfeindlicher zu als bei uns.
In Syrien und Ägypten werden zum Beispiel sogenannte "Ehrenmorde", bei denen ein Mann seine Ehefrau umbringt, weil sie ihm untreu war, mit deutlich geringeren Strafen belegt als andere Tötungsdelikte. In Pakistan ist die Aussage einer Frau in bestimmten Fällen gerade einmal halb so viel Wert wie die eines Mannes: Um einen männlichen Zeugen zu entkräften muss es zwei Frauen geben, die seiner Aussage in gleicher Weise widersprechen.
Fast jedes Jahr feiern wir irgendwelche Schritte auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung als Riesenerfolg: Dass Frauen in Saudi-Arabien seit 2019 endlich Auto fahren dürfen. Dass Irland 2018 für das Recht auf Abtreibung votiert hat. Dass Bibi Steinhaus 2017 als erste Frau in der Bundesliga pfeifen durfte. Natürlich sollten wir solche Fortschritte wertschätzen und uns darüber freuen. Doch wenn wir einmal wirklich ehrlich sind, uns in der ganzen Welt umschauen und nüchtern Bilanz ziehen, steht zu befürchten: Der Teil, den wir auf dem Weg zur Gleichberechtigung bereits hinter uns gebracht haben, ist vermutlich kleiner als der, der noch vor uns liegt.
Verwendete Quellen: Globalcitizen.org, worldbank.org, spiegel.de, tagesschau.de