Die traditionellen Kleider sind meist aus schweren, edlen Stoffen gefertigt. Jedes von ihnen ist ein handgemachtes Unikat, meist mit einem weiten Rock, perfekt zum Wirbeln bei den klassischen Tänzen. Eine etwas reduziertere, aber nicht weniger farbenfrohe Variante tragen die Afghaninnen in ihrem Alltag, ob zur Arbeit oder in der Universität.
Afghanische Frauen protestieren gegen die Kleiderordnung der Taliban
Einige tauschen die Hose, die unter den Kleidern getragen wird, durch eine Jeans aus. Andere schwingen sich die bunten Schals nicht um die Schultern, sondern drapieren sie um den Kopf. Doch damit soll jetzt Schluss sein.
Seit wenigen Wochen haben die Taliban die Macht in Afghanistan an sich gerissen. Mit dem Truppenabzug der US-Soldaten waren die Afghan:innen ihnen ausgeliefert. Vor allem Frauen und Mädchen müssen aktuell um ihr Leben fürchten, viele halten sich versteckt, aus Angst, die nächsten auf der Liste zu sein.
Mit #DoNotTouchMyClothes kämpfen afghanische Frauen weiter für ihre Rechte
Mit der Machtübernahme droht den Frauen im schlimmsten Fall die pure Scharia. Ein Leben also, ohne jegliche zivile Rechte. Mädchen wäre es dann nicht mehr erlaubt, zur Schule zu gehen, Frauen dürften keinen Beruf mehr ausüben und würden aus Entscheidungsgremien zurückgedrängt werden. Es gäbe keinen Schutz mehr vor Gewalt. Die Arbeit der vergangenen 20 Jahre, in denen sich so viele Frauen für ihre Rechte stark gemacht haben, droht zu zerbrechen.
Doch noch immer gibt es mutige Frauen, die sich starkmachen und sich für die Freiheit der Frauen in ihrem Land einsetzen – mit dem Wissen, dass es ihnen das Leben kosten könnte. Mit #DoNotTouchMyClothes initiierte die ehemalige Geschichtsprofessorin Bahar Jalali eine Aktion gegen die strenge Kleiderordnung der Taliban, erklärte sie im Gespräch mit BBC.
Männer und Frauen in Afghanistan werden jetzt wieder getrennt unterrichtet
Die Taliban haben zwar zunächst zugestimmt, dass Frauen weiterhin arbeiten gehen und die Universität besuchen dürften, allerdings nur unter Einhaltung der Scharia. Männer und Frauen werden getrennt unterrichtet und es soll "gesittete Kleidung" getragen werden. Als gesittet verstehen die Taliban unter anderem Niqabs und Burkas – also eine Verschleierung des weiblichen Körpers.
Die Aktion der Professorin folgte auf eine Demonstration in der Innenstadt Kabuls, bei sich einige Frauen für das "Recht der Taliban" aussprachen und in Vollverschleierung durch die Straßen zogen.
Die Aktion soll zeigen, dass schwarze Burkas nicht die traditionellen Gewänder sind
Dr. Bahar Jalali kann nicht hinnehmen, dass dies das einzige Bild sei, welches die Welt von afghanischen Frauen hat: "Ich will die Welt darüber informieren, dass die Kleidung, die man in den Medien gesehen hat, nicht unsere Kultur und Identität widerspiegelt." Viele Frauen folgten ihrem Beispiel und teilten Bilder mit ihren traditionellen Gewändern in den sozialen Netzwerken.
Jalali selbst postete auf Twitter ein Bild von sich in einem grünen mit Blumenstickereien verziertem Kleid. Ihre größte Sorge sei es, dass die "Identität und Souveränität Afghanistans" angegriffen werde.
"Die schwarze Burka war nie Teil der afghanischen Kultur"
"Die schwarze Burka war nie Teil der afghanischen Kultur", twittert auch die in Virginia lebende Menschenrechtsaktivistin Spozhmay Maseed. "Unsere traditionelle Kleidung repräsentiert unsere reiche Kultur und Geschichte von über 5000 Jahren. Jeder Afghane sollte stolz darauf sein, wer er ist."
Es sei jedoch bereits jetzt zu erkennen, dass sich die Frauen in Afghanistan deutlich bescheidener kleiden und dass viele zurückkehren zu verschleiernden Gewändern, so BBC. Der Hochschulminister Abdul Baqi Haqqani sagte, dass an den Universitäten der Schleier wieder obligatorisch werden könnte, in welcher Form stehe derzeit noch nicht fest.
Verwendete Quellen: bbc.de, rnd.de