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Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung Was können wir als Gesellschaft dagegen tun?

Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung:
© botswele mogotlane/EyeEm / Adobe Stock
Seit 2003 soll der 6. Februar alljährlich als "Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung“ auf das Schicksal von Mädchen und Frauen aufmerksam machen, die unter schlimmsten Umständen beschnitten werden. Auch in Deutschland wächst die Zahl der Betroffenen, obwohl die FGM ("Female Genital Mutilation“) 1992 von den Vereinten Nationen als Menschenrechtsverletzung anerkannt wurde. Was bedeutet die Beschneidung und wie kann unterstützend dagegen vorgegangen werden? 

Immer mehr Frauen werden an den Genitalien verstümmelt. Etwa 8.000 Mal pro Tag wird der Eingriff mit Werkzeugen wie Messern, Rasierklingen oder Glasscherben durchgeführt, 200 Millionen Frauen waren im Jahr 2018 weltweit, laut der Deutschen Stiftung für Weltbevölkerung (DSW), von der weiblichen Genitalverstümmelung betroffen.

Genitalverstümmelung: Was können wir als Gesellschaft dagegen tun?

Knapp fünf Jahre später, 2023, steigt die Zahl der leidtragenden Mädchen und Frauen nochmal an. Dieses Jahr sollen laut der UNO etwa 4,3 Millionen Mädchen von der weiblichen Genitalverstümmelung bedroht sein. Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer diese Zahlen weit überschreitet. Warum? Die Schulschließungen während der Coronapandemie nahmen den Mädchen wichtige Schutzräume und die herrschenden Miseren, aufgrund von Dürren oder weiteren Naturkatastrophen, brachten Familien in missliche Lagen. Die Verheiratung der Töchter, welche mit einer Beschneidung einfacher funktioniere, wurde zu einer wirtschaftlichen Notwendigkeit, äußerte Angela Bähr, die stellvertretende Geschäftsführerin der DSW. Und wir sollen in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben?

Kulturelle Identität als Rechtfertigung drastischer Rituale?

Als Rechtfertigung für dieses Vergehen wird oftmals die Religion benutzt. Allerdings ist keine theologische Grundlage auffindbar. An dieser Stelle liegt das Gewicht auf der kulturellen Identität mancher Stämme. Das Entfernen der weiblichen Geschlechtsorgane, der Klitoris und der Vulva, diene hierbei dem offiziellen Übergangsritual vom Mädchen zur Frau.

Individuelle Folgen des Eingriffs sind vielfältig, unter anderem eine risikoreiche Schwangerschaft – nach der Entfernung der Geschlechtsorgane wird der übergebliebene Rest der Schamlippen häufig zusammengenäht, was dazu führt, dass die Vaginalöffnung zu klein für eine Geburt ist. Diese Verkleinerung führt außerdem dazu, dass Sex zu einer Qual wird. Aufgrund der Durchführung des Eingriffs mit nicht sterilen Gegenständen entsteht ein hohes Infektionsrisiko, die Wunde entzündet sich häufig direkt nach der Durchführung der Beschneidung. Die physische Gewalt, die hierbei oft gegen den Willen des Mädchens oder der Frau ausgeübt wird, sorgt zusätzlich häufig für psychische Erkrankungen. Verhaltensstörungen wie posttraumatische Belastungsstörungen oder chronische Angst werden zum ständigen Begleiter im Alltag.

Ein Schritt zur Gleichberechtigung: Frauen überall eine Stimme geben

Nimko Ali, Autorin und Mitbegründerin zweier Organisationen, der NGOs "The Five Foundation“ und "Daughters Eve“, sprach schon 2018 mit Brigitte zu diesem Thema. Sie selbst wurde mit nur 7 Jahren beschnitten und setzt sich unter anderem für die Abschaffung der Zwangsheirat und ein gleichberechtigtes Gesundheitssystem ein. Sie erklärt, der erste Schritt sei, das Problem sichtbar zu machen, um den Betroffenen eine Stimme zu geben, wenn sie selbst noch keine haben. Außerdem zeigt die DSW ein Projekt gegen weibliche Genitalverstümmelungen auf, indem sich Jugendliche durch Aufklärung für ein Ende der Beschneidungen aussprechen.

Verwendete Quellen: Tagesschau, Deutsche Stiftung für Weltbevölkerung, Deutschlandfunk, Plan International

Brigitte

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