"Vorzeige-Flüchtlingsheim" in Niedersachsen - Schweiger lässt Worten Taten folgen
"Nimm doch selber welche auf!" - das war der häufigste Vorwurf an Til Schweiger, nachdem er kürzlich über Facebook dazu aufrief, sich an einer Spendenaktion für Flüchtlinge zu beteiligen. Das Resultat waren viele Hass-Kommentare (die Schweiger bemerkenswert beantwortete), immer wieder gepaart mit dem Argument, Schweiger möge bitteschön selbst mal was für Flüchtlinge tun.
Nun enthüllte der Schauspieler in einem Interview mit der "Bild am Sonntag": Alles längst auf dem Weg. Bereits 2014 kaufte Schweiger gemeinsam mit Freunden eine ehemalige Kaserne in Niedersachsen. Seine Ziel: "Wir wollen ein Vorzeige-Flüchtlingsheim bauen. Und ich werde eine Stiftung für traumatisierte Kinder gründen."
600 Flüchtlinge sollen dort untergebracht werden. Außerdem sollen verschiedene Angebote Stabilität in das Leben der Flüchtlinge bringen: "Es wird Freizeitangebote geben für Kinder, Werkstätten und eine Näherei, sodass die Menschen dort arbeiten können, eine Sportanlage und so weiter."
Unerwartete Kritik an den Plänen
Das Projekt ist vor Ort nicht unumstritten. Grund ist aber nicht, wie man vielleicht denken könnte, der übliche Mix aus "besorgten Bürgern" und Rassisten, die sich schnell beim Thema "Flüchtlingshilfe" zu Wort melden. Im Gegenteil: Die Kritik geht von einer Bürgerinitiative aus, die im Interesse der Asylbewerber handelt.
Grund für den Widerstand ist das Unternehmen "Princess of Finkenwerder", das mit dem Umbau der Kaserne beauftragt ist. Die Firma ist in Verruf geraten, weil einer ihrer Mitarbeiter eng mit einem zweifelhaften Krisengebiets-Sicherheitsdienst verknüpft ist und laut NDR online auch mit seiner Waffen-Kompetenz prahlt.
Die Befürchtung der Initiative: Das Flüchtlingsheim könnte schlimmstenfalls von ehemaligen Söldnern betreut werden, die in Krisengebieten aktiv waren, aus denen die Flüchtlinge kommen. Die Verträge mit dem Unternehmen sind laut Innenministerium noch nicht unterschrieben. Schweiger hat sich zu den Kritikpunkten noch nicht geäußert und gab lediglich an, dass seines Wissens alles "seit Donnerstag unter Dach und Fach" sei.
"Jetzt schaffe ich etwas viel Relevanteres"
Egal, was an der Kritik dran ist: Til Schweiger hat bewiesen, dass es ihm mit seinem Engagement für Flüchtlinge ernst ist. "Ich habe früher immer mit meiner Rolle als Schauspieler gehadert: Ich mache ja nur Faxen vor der Kamera und kriege dafür auch noch Geld. Jeder Polizist, jeder Soldat, jede Krankenschwester leistet mehr für die Gesellschaft. Ich vermiete nur mein Gesicht", so Schweiger. "Jetzt schaffe ich etwas viel Relevanteres."