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Dürfen Krankenkassen bald nicht mehr für Homöopathie zahlen?

Dürfen Krankenkassen bald nicht mehr für Homöopathie zahlen?
© Oksana Shufrych / Shutterstock
Viele Krankenkassen erstatten ihren Patienten die Kosten für homöopathische Mittel – nun diskutiert die Politik ein Verbot. Wir erklären die Hintergründe.

Zwei Drittel aller Krankenkassen zahlen für Homöopathie: Wer Arnica, Nux vomica und Co. kauft, kann sich häufig mit einem Privatrezept das Geld von der Kasse zurückholen. Doch damit könnte bald Schluss sein.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert im Tagesspiegel ein Verbot der Kostenübernahme: "Im Sinne der Vernunft und der Aufklärung sowie des Patientenschutzes ist es auch in Deutschland falsch, dass Kassen aus Marketinggründen Homöopathie bezahlen."

Warum steht das Verbot im Raum?

Die Wirkung von homöopathischen Mitteln ist bis heute nicht wissenschaftlich belegt, auch wenn viele Menschen überzeugt sind, dass Globuli und Co. ihnen helfen. Diese "Abkehr von der Wissenschaft" dürfe nicht von den Kassen unterstützt werden, argumentiert Lauterbach. Einen "Glaubenskrieg" wolle er allerdings nicht auslösen.

Diskutiert wird die Kostenübernahme von Homöopathie immer wieder, weil die meisten Krankenkassen etwa Brillen und Zahnersatz nicht bezahlen, sondern die Patienten hierfür selber in die Tasche greifen müssen.

Wie wahrscheinlich ist ein Verbot?

Zunächst ist die Äußerung von Lauterbach nur eine Forderung: "Wir müssen in der GroKo darüber reden," wird er zitiert.

Der Koalitionspartner CDU hat sich aber schnell gegen ein Verbot ausgesprochen und möchte den Kassen weiterhin die Möglichkeit geben, Homöopathie finanziell zu unterstützen: "Wir führen keinen Kreuzzug gegen Heilpraktiker und Naturheilverfahren“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag, im Tagesspiegel.

Der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA), Josef Hecken, spricht sich allerdings ebenfalls für ein Verbot aus (der GBA ist zuständig für den Leistungskatalog der Kassen). Hecken meint, das Prinzip "Wissen statt Glauben" sei ein Zeichen des Fortschritts: "Deshalb sollten Leistungen wie die Homöopathie ohne klaren Beleg für Wirksamkeit und Nutzen nicht noch dadurch geadelt werden, dass sie von Kassen als Satzungsleistungen bezahlt werden."

Wie wird das in anderen Ländern gehandhabt?

Auch bei unseren europäischen Nachbarn wird die Unterstützung für Homöopathie in Frage gestellt: In Frankreich wird auch gerade über ein Verbot der Kassenleistung diskutiert, in Spanien läuft bereits ein Programm zur Verbannung von Homöopathie aus der Medizin, und in England müssen Globuli und Co. bereits seit zwei Jahren aus eigener Tasche bezahlt werden.

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