Knapp 39.000 Menschen folgen Yavi Hameister bei Instagram. Eine blonde, glückliche Frau im Dubai-Urlaub, mit Babybauch, am Frühstückstisch mit Mann und Kind, meistens ein Strahlen auf dem Gesicht – auf ihrem Instagram-Account führt die 31-Jährige das perfekte Leben.
Dabei hat die Bloggerin in Wahrheit so ziemlich jede autoaggressive Sucht durch, in die man ohne Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und unter 18 hineingeraten kann: Selbstverletzung, Fitnesswahn, Essstörung.
Schmerz als Lösung für alles
In ihrem neuen Buch "Bis es weh tut" packt die Influencerin jetzt aus. Von klein auf gehören Schmerz und Selbstverletzung zu ihrem Leben dazu, sind quasi ihr Patentrezept, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Schon als Kind provoziert sie Unfälle durch Kamikaze-Aktionen oder täuscht Krankheiten vor – so überzeugend, dass ihr sogar der gesunde Blinddarm entfernt wird. Später, als Jugendliche, ritzt sie sich mit der Rasierklinge ihres Vaters.
Aufmerksamkeit durch Perfektion
Wiederum einige Jahre sowie ein selbst gestochenes Brustwarzen-Piercing (AUA!) und einige Tattoos später ernährt sich Hameister nahezu fett-, kohlehydrat- und proteinfrei (sie vermeidet also quasi alles, was Kalorien hat), um ihrer ersten großen Liebe zu gefallen.
Damit zeichnet sich ein leichter Strategiewechsel in ihrer Sucht nach Aufmerksamkeit ab: Von nun an will sie Bewunderung – und dafür muss sie perfekt sein. Mit weit unter 50 Kilo ist sie es, denkt sie zu jener Zeit.
Auf jahrelangen Verzicht folgen Essattacken, Binge Eating und exzessiver Sport. Mit Anfang 20 schaltet ihr Körper in den Energiesparmodus und stellt Periode und Menstruationszyklus ein. Doch Hameister trainiert weiter für das "perfekte" Aussehen und den schönen Schein ...
Ihr Buch soll auch anderen helfen
Nichts von dem Schmerz und den Wunden ihrer Vergangenheit ist heute noch auf den Bildern der 31-Jährigen zu sehen. Die Autorin hat die Kurve gekriegt und auch deshalb jetzt ihr Buch veröffentlicht: Um möglicherweise anderen Menschen mit ihrer Geschichte zu helfen.
Innerhalb eines halben Tages nach dem Erscheinen war ihr Debüt bei Amazon auf Platz 1 in den Kategorien "Biografien und Erinnerungen über Krankheiten" und "Biografien Frauen". Dafür gab's gute 3000 Likes bei Instagram.
Übrigens: Instagram ist offenbar einer der wenigen Sucht-Trigger, der bei Hameister nie gewirkt hat. Sie genieße zwar die Aufmerksamkeit und den Applaus, fühle sich davon aber nicht abhängig.
Das Buch gibt es hier:
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