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England Mutter teilt Foto ihres Sohnes im Abendkleid auf LinkedIn – das Netzwerk löscht den Post

LinkedIn: Frau sitzt auf dem Sofa und schreibt auf ihrem Laptop
© MT-R / Shutterstock
Der 16-jährige Justin Sedgwick nahm allen Mut zusammen und trug zum Abschlussball an seiner Schule ein Abendkleid statt eines Anzugs. Überall traf er auf Akzeptanz – anders als seine Mutter, die Fotos des Events bei LinkedIn teilte.

Ein Jahr lang machte der 16-jährige Justin Sedgwick sich Gedanken. Mit 15 hatte er erkannt, dass er schwul war und von klassischen Geschlechterrollen wenig hielt. Er fand Spaß am Crossdressing, mochte sich sowohl in klassischen Männer-Outfits als auch in Frauenkleidern. Seiner Familie erzählte er all das offen – und stieß auf absolute Akzeptanz. Justins Mutter Jade ist stolz auf ihren Sohn: "Wir sind sowieso eine ziemlich offene Familie, wir sind alle nur Menschen, also gab es keine große Verkündung oder so etwas. Wir saßen am Esstisch und eines Abends sagte er: 'Übrigens, das ist, was ich fühle', und wir sagten: 'Okay, alles klar.'"

Nur vor seinen Mitschüler:innen wollte Justin nicht so schnell und unvorbereitet sein Coming-out haben. Er überlegte gründlich, wann und wo ein guter Zeitpunkt dafür wäre – und entschied sich, beim Abschlussball am Ende der zehnten Klasse ein Statement zu setzen. Statt im schwarzen Anzug, wie bei den Jungen des Jahrgangs üblich, wollte er im eleganten schwarzen Abendkleid hingehen. Inspiriert dazu hatte ihn ein Foto von Angelina Jolie, die in einem ähnlichen Kleid eine Gala besucht hatte.

Justins Familie wusste längst Bescheid

Der Zeitung "Metro" sagte Justin: "Ich dachte mir, ich trage einfach ein Kleid. Das würde jedem zeigen, dass ich das tun kann und keine Angst habe, ich selbst zu sein." Nervös war der 16-Jährige dennoch, denn bekanntlich sind Jugendliche speziell in diesem Alter nicht unbedingt zartfühlend miteinander. "Ich war definitiv aufgeregt in den Wochen vor der Veranstaltung. Ich dachte die ganze Zeit: Was, wenn jemand etwas sagt? Ich glaubte, einige Leute würden bestimmt sehr negativ reagieren oder sich abgestoßen fühlen." 

Doch es kam anders. Zur großen Freude von Justin Sedgwick und seiner Familie. Der Junge berichtet: "Es war überwältigend positiv! Die Mitarbeiter der Schule und die anderen Schüler:innen waren so nett, ich fühlte mich wirklich willkommen. Das hat mich ein bisschen überrascht, aber es war wundervoll zu sehen, dass die Menschen mich akzeptieren."

Jugendliche reagierten entspannter als Erwachsene

Während Justin so angenommen wurde, wie er war, und niemand unhöflich oder spöttisch auf den 16-Jährigen im Abendkleid reagierte, machte seine Mutter eine andere Erfahrung in der Erwachsenenwelt – was sie fassungslos zurückließ. Sie teilte Fotos ihres hübsch für den Ball zurechtgemachten Sohnes im sozialen Netzwerk LinkedIn mit dem Satz: "Ich bin so unglaublich stolz auf Justin Sedgwick an diesem Abend; ich hatte Sorge, dass er Anfeindungen von dummen Menschen bekommt, aber er sagte einfach: 'Egal, ich bin wie ich bin!'"

Als Jade jedoch am nächsten Morgen aufwachte und ihr LinkedIn-Profil aufrufen wollte, gelang ihr das nicht – das Netzwerk hatte nicht nur ihren Post vom Vorabend kommentarlos entfernt, sondern auch noch ihr Konto gesperrt. Fassungslos beschwerte sie sich bei den Betreibern. Die teilten ihr mit, dass der Post mit den Fotos offenbar von mehreren anderen Nutzern als "anstößig" gemeldet worden war. "Es ist wirklich enttäuschend", so die Mutter. "Verrückt, wenn man daran denkt, wie offen und herzlich all die Kinder waren, die nicht einmal mit der Wimper gezuckt haben. Und dann fühlen sich erwachsene Menschen davon beleidigt und melden so ein Posting, damit es gelöscht wird."

LinkedIn entschuldigte sich

Inzwischen reagierte LinkedIn. Jades Konto wurde wiederhergestellt, die Fotos vom Abschlussball sind wieder zu sehen. Auch eine Entschuldigung gab es: "Das war unser Fehler – der Post hätte nicht gelöscht werden dürfen. Es tut uns sehr leid, dass wir falsch gehandelt haben, aber wir sind glücklich, dass Sie und Justin auf dem Abschlussball so viel Spaß hatten. Wir freuen uns, dass er einen tollen Abend hatte."

Quelle:  "Metro"

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei stern.de.

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