Lange, harte Proben, unflexible Arbeitszeiten, ein enorm hoher Perfektionsdruck und der Zwang, fit und mager zu sein: Wenige Jobs sind so herausfordernd wie der einer Primaballerina. Ist es für eine Top-Tänzerin überhaupt möglich, beides zu haben: Beruf und Familie?
Kristin Long, Tina LeBlanc, and Katita Waldo, drei Primaballerinen am renommierten "San Francisco Ballet", wagten den Spagat - und entschieden sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere für Kinder. Alle drei riskierten das Ende ihrer Karriere, zumal die Bedingungen besonders an US-amerikanischen Ensembles ausgesprochen familienfeindlich sind.
Für ihr Buch "Balancing Acts" hat die mehrfach ausgezeichnete Fotografin Lucy Gray die drei Frauen 14 Jahre lang fotografisch begleitet. Ihre Schwarz-Weiß-Bilder dokumentieren die Bemühungen der jungen Mütter, Arbeit und Familie in Einklang zu bringen – mit allen Schwierigkeiten und Glücksmomenten.
Über die Schwierigkeiten, als Primaballerina Mutter zu werden, schreibt Gray zum Beispiel in ihrem Buch: "Wenn sie sich dafür entschieden hat, alle Sorgen zu überwinden, muss sie in einem Zeitfenster von ein bis zwei Monaten schwanger werden, damit sie das Baby im Sommer bekommt (wenn das Ensemble pausiert) und im folgenden Winter zurück auf der Bühne ist. Nur dann hat sie die Chance, durchgehend bezahlt zu werden."
Womit keiner der drei Frauen gerechnet hatte: Alle haben sich als Tänzerinnen noch verbessert, nachdem sie Mutter geworden waren. Ihre Rollen als Ballerina und Mutter befruchteten einander.
Die Botschaft des Buches ist klar: "Wenn diese Mütter Job und Familie vereinbaren können - und in beidem erfolgreich sind - dann schaffen viele von uns das auch," schreibt Lucy Gray. Tänzerin Kristin Long fügt hinzu: "Allen, die darüber nachdenken, ein Baby zu bekommen, während sie noch tanzen, zeigen wir: Man kann es schaffen!"
Foto oben: Die Kinder schnuppern von Anfang an Theaterluft: Kai ist dabei, wenn seine Mutter Kristin trainiert (2000).
