Inflation, Klima, Krieg: Auch nach dem offiziellen Ende der Pandemie befindet sich die Jugend weiterhin im Krisenmodus. Was junge Menschen bewegt, haben die Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann in ihrer Trendstudie "Jugend in Deutschland 2023" ermittelt. Sie stellten fest: Die junge Generation fühlt sich von Pandemie, Klimakrise, Ukraine-Krieg und Inflation stärker belastet als ältere Menschen.
Fast die Hälfte der Jungen leidet unter Stress
Viele Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren befinden sich offenbar in einem Post-Pandemie-Modus, während gleichzeitig immer neue Sorgen hinzukommen. Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) gab daher an, unter Stress zu leiden. Bei den 50- bis 69-Jährigen waren es nur 20 Prozent. Ein ähnliches Bild ergab sich bei psychischen Belastungen wie Erschöpfung (35 Prozent bei der Jugend, 25 Prozent bei den Älteren) oder Selbstzweifel (33 Prozent bzw. 11 Prozent). Auch von Antriebslosigkeit und Gereiztheit seien die Jungen laut Studie stärker betroffen als die Älteren.
Die Inflation bedrückt am meisten
An der Spitze der Sorgenliste der 14- bis 29-Jährigen steht mit 63 Prozent die Inflation. Nicht wenige seien durch die Preissteigerungen in finanzielle Not geraten. Viele seien auch davon überzeugt, dass sie den Lebensstandard ihrer Eltern nicht aufrechterhalten können werden. An zweiter Stelle des Sorgen-Rankings folgt der Krieg in Europa (59 Prozent), dann der Klimawandel (53 Prozent) und die Wirtschaftskrise (45 Prozent). Die Jungen hätten außerdem hohe Erwartungen an sich selbst und die eigene Zukunft, was den Druck erhöhe. Dies könnte erklären, warum die Älteren durch die aktuellen Krisen deutlich weniger belastet sind als die Jüngeren.
Generationenkonflikt bleibt aus
Ein Generationenkonflikt bliebe aber trotzdem aus, so die Wissenschaftler: "Die medial häufig beschworene Wertdifferenz zwischen 'Babyboomern’ und der 'Generation Z’ fällt zwischen den Altersgruppen tatsächlich moderat aus“. Das größte Potenzial für einen Generationenkonflikt berge die unsichere Altersvorsorge. Die Forschenden unterstreichen, dass nicht wenige junge Menschen Angst vor einem Zusammenbruch des Rentensystems haben.
Angesichts der Ergebnisse fordert Studienleiter Simon Schnetzer:
Ob der Ruf nach mehr psychologischer Unterstützung für junge Menschen tatsächlich gehört wird, bleibt abzuwarten.
Die Studie: Die Trendstudie "Jugend in Deutschland 2023" basiert auf repräsentativen Befragungen von mehr als 1.000 Menschen zwischen 14 und 29 Jahren und je mehr als 1.000 Vertreter:innen der mittleren und älteren Generation.
Quellen: Tagesspiegel, Spiegel