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Einsamkeit, Rente und Co. Umfrage zeigt: Es mangelt vor allem an Respekt vor dem Alter

Ein älteres Paar sitzt auf einer Bank und umarmt sich
© Fabio / Adobe Stock
Unsere Bevölkerung wird immer älter – die Geburtsgruppen ab 1960 dominieren unsere Gesellschaft. Genau der richtige Zeitpunkt, einmal nachzufragen, was die Rentner:innen in Deutschland von Politik, Gendern, Rente und Co. so halten. Und wo ein Wandel stattfinden muss.

"Bild am Sonntag" hat das Meinungsforschungsinstitut INSA mit einer repräsentativen Studie beauftragt, um ein konkretes Bild über das Leben der Menschen über 65 Jahre zu erhalten.  

22,1 Prozent der Deutschen sind älter als 65 Jahre

Der demografische Wandel ist in Deutschland schon längst nicht mehr zu verleugnen. Die größte Alterskohorte sind die 1964-Geborenen mit insgesamt 1,4 Millionen Menschen, so die Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes. 2021 waren insgesamt 18,4 Millionen Menschen über 65 Jahre alt. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt daher 22,1 Prozent. Bei sinkenden Gesamtbevölkerungszahlen steigt der Anteil an älteren Menschen immer weiter an.

Wie sieht es also aus, das Bild der Rentner:innen von Deutschland? Sie schauen gerne öffentlich-rechtliches Fernsehen, wollen in ihrer eigenen Wohnung alt werden, zwei von drei Senior:innen halten nichts vom Gendern und finden, das Helmut Schmidt der beste Kanzler war. So weit nicht wirklich überraschend.

Ein wichtiges Thema: Mangelnder Respekt vor dem Alter

Ein Thema beschäftigt die Menschen ab 65 Jahren jedoch besonders: der Respekt gegenüber dem Alter. 74 Prozent der Befragten glauben, dass die Gesellschaft nicht genug Respekt vor den Älteren hat. 52 Prozent geben an, dass sie der Meinung sind, dass die Politik auf die falschen Themen setzt. Vier von zehn Rentner:innen sagen, dass man in Deutschland nicht gut alt werden kann. Auch Einsamkeit spielt dabei eine ausschlaggebende Rolle. 23 Prozent geben an, dass sie sich manchmal einsam fühlen, sechs Prozent sogar häufig.

In einem Interview mit "Bild am Sonntag", das auf der Seite des Ministeriums veröffentlicht wurde, weist auch die Familienministerin Lisa Paus darauf hin, dass es in unserer "Gesellschaft zu oft an Respekt vor den Älteren" mangelt. "Deutschland wäre gut beraten, sein Bild vom Alter zu überdenken und Seniorinnen und Senioren mit mehr Wertschätzung zu begegnen." Zu viele ältere Menschen hätten den Eindruck, dass sie nicht gewollt sind, dass ihre Lebensleistung vielleicht nicht anerkannt werde. Immerhin habe diese Generation nach dem Krieg Unglaubliches geleistet, "sie hat den Grundstein für unsere heutige Gesellschaft und für unseren Wohlstand gelegt", so Paus.

38 Prozent der Rentner:innen geben an, mit ihrem Geld kein gutes Leben führen zu können

Auch die finanzielle Situation könnte durchaus etwas zu den schlechten Umfragewerten beitragen. 21,3 Millionen Rentner:innen bekommen im Schnitt monatlich 1.620,90 Euro (im Osten) beziehungsweise 1.598,40 Euro (im Westen). Deutlich besser sieht es bei den ehemaligen Beamt:innen aus. 1,4 Millionen Pensionär:innen erhalten ein durchschnittliches Ruhegehalt von 3.170 Euro im Monat. Im Sparen ist diese Generation besonders gut. Laut Bundesbank haben 65- bis 74-Jährige im Schnitt und pro Haushalt 313.200 Euro auf der hohen Kante – mit eingerechnet ist hier aber auch der Wert einer möglicherweise vorhandenen Immobilie.

Die Umfrage zeigt jedoch, dass viele nicht zufrieden sind mit ihrer finanziellen Situation. 38 Prozent sind der Meinung, dass ihr Geld nicht für ein gutes Leben reicht – wie auch immer dieses definiert sein mag. In der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen sind es sogar 43 Prozent. Zu bedenken ist, dass es sich immer nur um Durchschnittswerte handelt. 36 Prozent der Rentner:innen müssen mit einem Haushaltseinkommen unter 2.000 Euro auskommen. Die Schere zwischen Arm und Reich ist gerade im Alter sehr sichtbar und geht weit auseinander.

Vor allem Frauen leiden vermehrt unter einer niedrigen Rente

Wirft man einen Blick in die Statistik, werden die Unterschiede deutlicher. Gerade Rentnerinnen trifft die Altersarmut hart. Der Anteil von Frauen, die eine Rente unter 1.000 Euro beziehen, liegt bei 38,2 Prozent. Je höher die Rente, desto niedriger ist der Frauenanteil. Bei einer Rente von 3.500 Euro und mehr sind nur noch 1,4 Prozent Frauen vertreten und 5,8 Prozent der Männer. Knapp 13 Prozent der Senior:innen sind trotz Rente noch erwerbstätig – wobei nicht alle Rentner:innen, die weiterhin arbeiten, von Altersarmut betroffen sind.

Insgesamt ist das Bild der Umfrage nicht besonders positiv. Viele Rentner:innen fühlen sich nicht wohl, sie haben teilweise zu wenig Geld, um glücklich zu sein, fühlen sich unverstanden und nicht gehört. Dazu trägt wahrscheinlich auch die in den vergangenen Jahren durch die Pandemie vorangetriebene Digitalisierung eine Mitschuld. Das Land wird immer digitaler, aber eine der größten Kohorten hat noch nicht einmal einen Internetanschluss – 72 Prozent haben keinen Zugang. 37 Prozent der Rentner:innen haben kein Smartphone, bei den über 75-Jährigen sind es sogar 55 Prozent. Sich angesichts dieser Zahlen ausgeschlossen zu fühlen, ist nicht verwunderlich.

Verwendete Quellen: destatis.de, focus.de, tagesspiegel.de, bmfsfj.de, bild.de

slr Brigitte

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