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Bei der Scheidung Frau fordert Ausgleich für 25 Jahre unbezahlte Hausarbeit – und bekommt Recht

Mutter und Tochter machen zusammen das Essen
© Viacheslav Yakobchuk / Adobe Stock
Das klassische Rollenmodell sah lange Zeit vor, dass die Frau dem Mann den Rücken freihält und sich meist allein um Haushalt und Kinder kümmert – unbezahlt, versteht sich. Eine Frau aus Spanien fordert bei der Scheidung jetzt Gerechtigkeit. Sie verlangt eine Entschädigung für ihre jahrelange unbezahlte Arbeit – und hat Erfolg.

In Veléz-Málaga, einer Stadt in Spanien, sorgt ein ungewöhnliches Urteil gerade für Aufsehen. Nach 25 Jahren lassen sich Ivana Moral und ihr Mann scheiden. Während ihrer Ehe war die 48-Jährige allein für den Haushalt und die Kinder zuständig. Zudem putzte sie sogar noch unentgeltlich im Fitnessstudio ihres Mannes. Für die viele unbezahlte Arbeit fordert sie jetzt einen Ausgleich: 200.000 Euro Entschädigung.

Mindestens zehn Stunden pro Tag habe sie geschuftet und weder finanzielle noch moralische Anerkennung erhalten. In der Urteilsbegründung heißt es: Ivana Moral wurde "aufgrund ihrer ausschließlichen Hingabe an Haus und Familie jeder möglichen Karriere beraubt", zitiert "Euronews". Im Gegensatz dazu habe ihr Mann "im Laufe der Ehejahre sein Vermögen angehäuft und exponentiell vermehrt".

Das Urteil soll auch anderen Frauen helfen

Morals Anwältin Marta Fuentes betont: Das Urteil soll beispielhaft "für all jene Frauen sein, die im Schatten von Männern stehen, die ihre Karriere vorantreiben" – und dies in der Regel nur können, weil ihnen alle anderen Arbeiten abgenommen werden.

Die Entschädigung in Höhe von 200.000 Euro setzt sich aus dem Mindestlohn in Spanien für jedes Ehejahr zusammen, so der "Spiegel". Dieser liegt aktuell unter dem in Deutschland, für das Jahr 2020 schlägt er mit circa 1.050 Euro pro Monat zu Buche. Zusätzlich zu dem Einmalbetrag erhält sie eine monatliche Rente von 500 Euro und 1.000 Euro für die beiden Töchter des Ex-Mannes.

Während der Mann Millionen anhäuft – arbeitet sie unbezahlt

Unterschiedliche spanische Medien berichten, dass der Mann mit seinen Fitnessstudios ein ziemliches Vermögen anhäufen konnte – im Raum stehen etwa fünf Millionen Euro. Nach eigenen Angaben habe Ivana Moral schon während der Ehe nicht viel von dem Geld gesehen und teilweise Schwierigkeiten gehabt, den nötigen Schulbedarf für die Töchter zu bezahlen.

Gegenüber der Zeitung "Nius" sagte die Zweifachmutter: "Der Grund, warum ich mich entschlossen habe, mit den Medien zu sprechen, ist, dass ich wollte, dass Frauen wissen, dass wir bei einer Gütertrennungsvereinbarung für unsere Hausarbeit einen Anspruch haben", zitiert sie der "Merkur".

Es ist wichtig, auch unbezahlte Arbeit zu würdigen

Dieses Beispiel zeigt noch einmal deutlich, dass wir noch lange keine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau erreicht haben. Eine Entschädigung von 200.000 Euro für ganze 25 Jahre harte Arbeit ist zwar ein Sieg in Sachen Frauenrechte, aber ein sehr geringer Lohn für jahrelange Schufterei.

Trotzdem kann das Urteil anderen Frauen Mut machen, sich für sich selbst und das Geleistete stark zu machen. Dies gilt nicht nur bei einer Scheidung. Paare, die sich für die klassische Rollenverteilung entscheiden, sollten über eine Absicherung zur Rente sprechen – damit auch der:die Partner:in abgesichert ist, der:die nicht das meiste Geld mit nach Hause bringt.

Verwendete Quellen: merkur.de, euronews.com, europa.eu, spiegel.de 

slr Brigitte

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