Der Klaps auf den Po, die Hand auf dem Knie - Frauen fällt es oft schwer, sich gegen solche sexuellen Übergriffe am Arbeitsplatz zur Wehr zu setzen. Dabei muss und darf man sich sexuelle Belästigung nicht gefallen lassen.
Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, gibt Tipps wie du dich erfolgreich dagegen zur Wehr setzen kannst:
Kompliment, Flirt oder doch Belästigung? Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz definiert ganz klar, wann aus vermeintlichem Spaß Ernst wird: Diskriminierung beginnt, wenn die Würde einer Person verletzt wird. Das kann z.B. eine Berührung sein, aber auch eine Bemerkung oder das Zeigen von pornographischem Bildmaterial.
Ganz wichtig ist es, deinen Chef zu informieren, denn der Arbeitgeber hat die Pflicht, die belästigte Person zu schützen. Sollte dich dein Chef dennoch nicht ernst nehmen oder sogar derjenige sein, der sich dir unangemessen nähert, dann gehe zur Beschwerdestelle.
Viele Männer, die sich dir aufdrängen, haben ähnliches vermutlich auch schon bei anderen Mitarbeiterinnen versucht. Sprich deine Kolleginnen doch einfach mal darauf an, ob ein bestimmter Kollege sich ihnen gegenüber auch schon einmal seltsam verhalten hat.
Führe z.B. Protokolle, wann, wie oft und wo es zu sexuellen Belästigungen kommt. Hebe unangemessene SMS oder frivole E-Mails unbedingt auf, um beweisen zu können, dass du bedrängt wurdest.
Mache dir klar, dass sexuelle Belästigung keine Bagatelle ist. Laut Studien wurde jede zweite Frau schon einmal sexuell belästigt – gut, dass jetzt eine öffentliche Debatte angestoßen wurde, die den Frauen Mut gibt, darüber zu sprechen.
Viele Frauen fühlen sich als "Spaßbremse", wenn sie bei schlüpfrigen Bemerkungen nicht mitwitzeln, aber fest steht: Anzüglichkeiten haben am Arbeitsplatz nun einmal nichts verloren. Tipp: Gehe keinesfalls auf dümmliche Bemerkungen deines Gegenübers ein, indem du mit einem ähnlich geschmacklosen Spruch konterst. Wenn du mitmachst, begibst du dich damit auf das gleiche Niveau wie ihr Gesprächspartner.
Sende nicht nur Abwehrsignale, sondern stelle verbal unmissverständlich klar, dass du dich von dem Verhalten deines Kollegen oder Chefs belästigt fühlst. Wenn ein einfaches "Ich fühle mich davon belästigt" nicht ausreicht, mache dem Mann ruhig die rechtlichen Konsequenzen seines Verhaltens deutlich.
"Es liegt an mir...", "Mein Rock war wohl zu kurz" oder "Habe ich vielleicht die falschen Signale gesendet?" Suche die Schuld für sexuelle Belästigung nicht bei dir selbst und mache dir bewusst, dass die "richtige" Kleidung in einem würdevollen Umgang miteinander sowieso keine Rolle spielt.
Nimm dir einen Anwalt und gehe juristisch gegen den Belästiger vor. Ihm drohen Folgen, die von einer Abmahnung bis zur Kündigung reichen können. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bietet gerne eine rechtliche Beratung an.
Leider ist die Dunkelziffer von sexuellen Belästigungsfällen immer noch hoch, da sich viele Frauen nicht trauen, diese Vorfälle anzusprechen. Besonders, wenn die Übergriffe von Kunden oder Vorgesetzten kommen, lassen sich viele Frauen mehr gefallen als nötig. Mache dir keine Gedanken um deine Karriere, sondern wehre dich gegen die Belästigungen – das macht auch anderen Frauen Mut.
Weitere Informationen bietet die Antidiskriminierungsstelle des Bundes.