
Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist der Frauenanteil in den Vorständen von Dax-Unternehmen im Jahr 2013 auf 6,3 Prozent gesunken. In den wichtigsten Führungsetagen der deutschen Wirtschaft sitzen also 1,5 Prozent Frauen weniger als im Jahr zuvor. Zwar ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten gestiegen. Aber eben nur langsam, sehr langsam: Gemessen an den 200 stärksten Unternehmen Deutschlands kam dieser auf etwa 15 Prozent im Jahr 2013. Macht zwei Prozent mehr als im Vorjahr.
Angesichts dieser Zahlen wollen wir uns nicht nur auf die guten Ansätze der neuen Regierung verlassen - binnen der nächsten zwei Jahre soll bekanntlich knapp ein Drittel der Aufsichtsträte börsennotierter Unternehmen weiblich besetzt sein. Nein, wir hören auf zu zählen und stellen uns stattdessen lieber an. Und zwar bei wirstellenunsschonmalan.de.
Hinter der Online-Aktion "Wir stellen uns schon mal an" zum Thema Frauenanteil steckt "Humanist Lab" - ein Hamburger Netzwerk, das sich politisch, künstlerisch und technisch engagiert. Das Credo der Macher lautet: "Denken! Handeln! Zuversicht!" Und das verfolgen sie auch mit ihrer aktuellen Initiative: Auf sehr charmante Art ermutigen sie Frauen, sich als Anwärterin auf einen potenziellen Vorstandsposten auf der Website anzumelden. Selbstverständlich zu fairer Bezahlung. Sich einfach schon mal anstellen, so lautet die Devise.
Damit möchte die Plattform gleichzeitig das Argument aushebeln, dass Frauen ja eh nicht Chef sein wollen und schon gar nicht ganz weit oben. "Aber ohne sich explizit für oder gegen eine Frauenquote zu positionieren", erklärt Rainer Sax, Mitgründer von"Humanist Lab". Der Austausch zwischen den interessierten Frauen und eine generelle Auseinandersetzung mit dem Thema sollen angeregt werden. Kann ich mir das überhaupt vorstellen: Vorstandsvorsitzende sein?
Ob man sich anonym oder mit vollständigem Namen plus Beschreibung der eigenen Motivation anmeldet, ist jeder Teilnehmerin selbst überlassen. Bisher haben sich rund 60 Frauen "angestellt". Sax ist vom Feedback begeistert: "Es gab viele spannende Kommentare." Ulla Schweitzer zum Beispiel schreibt: "Ich denke, dass wir so viel Vielfalt wie möglich in den Unternehmensspitzen schaffen müssen, damit die Unternehmen den vielfältigen Anforderungen von Markt und Arbeitsmarkt erfolgreich begegnen können." Oder Lisa Lehmann, die das Fazit zieht: "Schluss mit der Puppenecke, die nur für Mädchen ist und Schluss mit dem Legokasten in der Mitte des Raumes, der für Jungs reserviert ist!"
Wir freuen uns schon auf eine Auswertung der Aktion und hoffen auf eine sehr lange Schlange.