Frauen-Arbeitszeit: Weniger Vollzeit-Jobs

Frauen auf dem Rückzug: Zumindest bei der Arbeitszeit treten immer mehr Arbeitnehmerinnen kürzer. Eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung belegt, dass sich die Zahl der Frauen, die 36 bis 39 Wochenstunden arbeiten, halbiert hat: Während ihr Anteil unter den Arbeitnehmerinnen 1991 noch 34,2 Prozent betrug, waren es 2010 lediglich 15,6 Prozent. Der Anteil der Frauen, die 40 Stunden oder mehr pro Woche arbeiten, blieb mehr oder weniger konstant bei rund einem Drittel.
Stark angewachsen ist hingegen die Anzahl der Jobs von 30 Wochenstunden oder weniger - und der Anteil der Arbeitszeiten von 15 Wochenstunden oder weniger hat sich sogar mehr als verdoppelt: von 6 Prozent im Jahr 1991 auf 14 Prozent im Jahr 2010.
Warum arbeiten Frauen weniger Stunden als zuvor? Die Gründe sind vielfältig. Natürlich ist es für Arbeitgeber oft attraktiv, günstige Minijobs zu vergeben und sich teure soziale Absicherungen zu sparen. Hauptgrund ist für viele Frauen aber wohl eher das Problem sein, dass die Kinderbetreuung oft nicht wirklich kompatibel ist mit einem (Vollzeit-)Arbeitsplatz. Eine Reduzierung der Arbeitszeit kann dann die einzige Möglichkeit sein, einen Ausgleich für fehlende Betreuungs-Stunden und lange Kita-Anfahrtswege zu finden.
Für die Karriere ist so eine Reduzierung tendenziell Gift, denn noch immer ist es deutlich schwieriger, von einer Teilzeit-Position aus aufzusteigen als von einem Vollzeit-Job. Eine Chefin in Teilzeit? In vielen Unternehmen undenkbar.

Andererseits: Der weibliche Trend kann sogar wegweisend sein. Prof. Jutta Allmendinger, die wohl einflussreichste deutsche Soziologin, sagt im BRIGITTE-Interview: "32 Stunden sind genug." Ihrer Meinung nach sollten 32 Wochenstunden die neue Vollzeit sein - für Frauen UND für Männer. Wirtschaftlich kosten würde das nichts, so Allmendinger, es müssten lediglich die Arbeitszeit von Frauen erhöht und die von Männern reduziert werden. Dann wären die 32 Stunden für alle möglich, und jeder von uns hätte mehr Zeit zum Weiterbilden, Kinder erziehen, Eltern pflegen - oder schlicht eine kleine Auszeit nehmen.
Hier können Sie das komplette Interview mit Jutta Allmendinger lesen.