Wenn die Supermärkte schließen und sich die Menschen in ihre Wohnungen zurückziehen, wird es kalt und einsam auf Berlins Straßen. Stay@Home ist das oberste Gebot im Teil-Lockdown. "Ich lege mich jetzt gleich auf mein Sofa", sagt Ilka Bessin, 49, "aber wohin sollen die Jugendlichen gehen, die kein Zuhause haben?"
Ilka Bessin unterstützt den Verein "Straßenkinder"
Auf dem Berliner Alexanderplatz erregt Bessin Aufsehen. Sie ist mit dem Bus des Vereins "Straßenkinder" gekommen und hilft, Essen an obdachlose Jugendliche zu verteilen. "Ilka, ein Foto bitte" rufen Passanten und zücken das Handy. Die Komödiantin, die einst als "Cindy aus Marzahn" im Fernsehen auftrat, bei "Let’s Dance" und "Wer wird Millionär" für Lachkaskaden sorgte und im nächsten Jahr mit ihrer neuen Stand-up-Show auf Tour geht, rückt das Dekolleté zurecht, wirft die Mähne nach hinten und lächelt in die Kameras.
Ihr handfestes, nahbares Auftreten hilft ihr auch im Umgang mit den Straßenkindern. "Wie iss’n das so?", fragt sie Toni, 18, "färbst du deine Haare eigentlich selbst?" Und zu Pia, 16, sagt sie: "Wir beide haben heute unseren Perlentag!" Pia, sonst eher zurückhaltend, lächelt und fasst sich an die Ohrläppchen. "Ja, stimmt, Du hast fast die gleichen Ohrringe."
Bessin ist Schirmherrin des Vereins, der sich seit 20 Jahren um Berliner Straßenkinder kümmert. Wenn sie bei einer TV-Show Geld gewinnt, spendet sie es an den Verein. Und manchmal, so erzählt Streetworkerin Vici, lädt sie ein paar Kids zum Shoppen ein, dann gibt es neue Wunschklamotten auf Bessins Rechnung.
Zehntausende Straßenkinder und junge Obdachlose leben in Deutschland
Mehrere Hundert Jugendliche leben in Berlin auf der Straße. Das schätzt der Verein, in dessen Anlaufstelle in der Warschauer Straße im vergangenen Jahr allein 464 junge Menschen zwischen 15 und 26 Jahren betreut wurden. 40.000 minderjährige Straßenkids und junge volljährige Obdachlose soll es in Deutschland geben, schätzt das Deutsche Jugendinstitut. Kids, die nicht nach Hause können, nicht wollen, oder nie ein Zuhause hatten. Und die nun den zweiten Lockdown im freien Fall erleben.
Weil das Ladenlokal viel zu klein ist, in dem der Verein wochentags Essen, Getränke und Schlafsäcke ausgibt, eine Kleiderkammer betreibt, Post für die Jugendlichen empfängt und viele Kids auch intensiver betreut, soll nun das Straßenkinderhaus "BUTZE" gebaut werden.
Ein ehrgeiziges Projekt für den Verein, und ein dringendes: Gerade jetzt, wo die Pandemie die Straßenkinder noch weiter isoliert, zeigt sich, wie wichtig Notschlafplätze, sanitäre Einrichtungen, mehr Platz zur Erstversorgung sind. Und wie sehr es darauf ankommt, Jugendliche auch langfristig zu betreuen, damit sie einen Weg in stabilere Verhältnisse finden.
RTL-Spendenmarathon unterstützt den Berliner Verein "Straßenkinder"
Um das geplante Straßenkinderhaus in Berlin finanzieren zu können, bewarb sich der Verein "Straßenkinder" gemeinsam mit der Stiftung stern für den diesjährigen RTL-Spendenmarathon. In der Charity-Sendung, die über mehr als 24 Stunden den klassischen Programmablauf unterbricht, werden die Zuschauer stündlich aufgerufen, für Kinder in Not zu spenden. Das Konzept des Straßenkinderhauses überzeugte die Jury: Im Laufe der Sendung bittet Patin Ilka Bessin die RTL-Zuschauer nun um Spenden für die neue Anlaufstelle "BUTZE".
Auch die "Stiftung stern" sammelt spenden für Straßenkinder
Für die Stiftung stern hat Redakteurin Silke Müller einige Wochen lang Toni, 18, durch Berlin begleitet und die Arbeit der Streetworkerinnen intensiv miterlebt. Ihre Reportage erscheint in der Stern-Ausgabe vom 19. November, in der auch die Stiftung stern die Leserinnen und Leser um Unterstützung bittet. Beide Stiftungen garantieren, dass jeder gespendete Cent ohne Abzug in das Straßenkinderhaus-Projekt fließen.
Wenn auch du das Straßenkinderhaus unterstützen möchten, spenden Sie bitte an: Stiftung RTL; IBAN: DE55 370 605 905 605 605 605; Stichwort: Straßenkinder Berlin
Mehr Infos unter: www.rtlwirhelfenkindern.de