Warum zwingen Frauen Männer, Dinge zu tun, die sie nicht tun wollen?
Neulich bin ich auf Bilder eines Hobbyfotografen gestoßen, auf denen Männer zu sehen sind, die von ihren Frauen gezwungen wurden, mit ihnen einkaufen zu gehen. Auf diesen Fotos sehen die Männer so aus, als seien sie gerade aus Guantanamo entlassen worden (müde, erschöpft, fertig), während ihre Frauen in einem stickigen, überfüllten Kaufhaus die dreißigste Hose oder das zwölfte Paar Schuhe anprobieren.
Mehrere grundsätzliche Fragen keimten in mir auf: Warum zwingen so viele Frauen ihre Männer, Dinge zu tun, die sie nicht tun wollen? Warum wollen viele Frauen ihre Männer ständig umformen oder erziehen?
Und dann wird gemeckert, was das Zeug hält
Wenn es um Männer geht, hört man doch immer dasselbe: Er hilft nie im Haushalt, er geht ungern mit mir einkaufen, er will immer nur fernsehen, er kümmert sich eigentlich um gar nichts, ich arme, arme Frau, alles muss ich alleine machen und so weiter.
Erstens mal frage ich mich: Warum musste es soweit kommen? Sehr oft ist es so, dass man exakt die Dinge, die man nach ein paar Jahren bemängelt, an seinem Mann anfangs gut gefunden hat („Es ist sooo süß, wie er beim Fernsehen mit offenem Mund einschläft!“ – „Wenn er noch einmal sabbernd mit offenem Mund vor der Glotze einschläft, lass ich mich scheiden!“). Und zweitens frage ich mich, warum man in der heutigen Zeit, wo jeder über Achtsamtkeit redet und darüber, dass man miteinander reden muss, das sei so wichtig, nicht normal über solche Dinge sprechen und sie regeln kann, aber nein, immer muss Trara darum gemacht werden.
Man könnte auch einfach klare Absprachen treffen
Ich habe mich auch über meinen Mann aufgeregt. Er leert grundsätzlich seine Hosentaschen nicht aus, und wer schon mal Papiertaschentücher mitgewaschen hat, weiß, wovon ich spreche.
Natürlich könnte ich immer wieder einen Streit anfangen, aber warum? Es ist doch viel einfacher, die Taschen auszuleeren, und alles ist gut. Mein Mann ist lieb. Er bringt mir morgens Kaffee ans Bett, macht am Wochenende Frühstück und ist dankbar, dass er mit mir nicht am Samstag in die Stadt zum Einkaufen muss. Also gehe ich alleine, wenn ich will. Und leere die Taschen aus. Was ist denn dabei?
Man kann doch klare Absprachen treffen, mit denen jeder gut leben kann. Auch, was den Haushalt betrifft.
„Hilft nie im Haushalt“ ist ja sehr weitgreifend. Man kann sich doch einfach auf bestimmte Sachen einigen – und muss dabei dann natürlich auch konsequent bleiben. Aber man muss nicht über Männer generell so viel Wirbel machen und sie teilweise so hinstellen, als seien sie Primaten, bloß weil sie nicht auf Anhieb wissen, wo „bei uns die Handtücher“ sind.
Kein Wunder, dass Männer in den Puff gehen
Manche Frauen dürfen sich auch nicht wundern, dass ihr Mann sich eine Geliebte sucht oder in den Puff geht, ganz ehrlich. Ich hab mal für ein Sexbuch recherchiert und Nutten interviewt, die sagten, dass Männer eigentlich sehr einfach zu nehmen sind: Mach ihnen den Fernseher an, lass sie Formel Eins und Fußball schauen, auch wenn draußen die Sonne scheint, bringt ihnen Bratwurst und ein kühles Bier und blas ihnen einen – und sie sind die glücklichsten Menschen der Welt. Und schon wird das Zusammenleben einfacher.
Klingt wirklich einfach.
Also bitte: Geht Bratwurst kaufen.
Und später Schuhe. Aber lasst ihn daheim.

Die Autorin: Steffi von Wolff war lange Jahre beim Radio, bevor sie 2003 ihren ersten Roman herausbrachte. Ihr neuestes Werk heißt "Später hat längst begonnen"; darin geht es um zwei Frauen, die es zusammen nochmal richtig krachen lassen, bevor das Unabänderliche passiert.
Steffi von Wolff selbst lässt es mittlerweile fast nur noch beim Schreiben krachen. Sie ist am liebsten daheim und macht es sich gemütlich mit Rotwein, einem leckeren Essen - und einer schönen Serie!