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Softie-Alarm "Was ist bloß mit den Männern los?"

Mit Mann auf Sofa
© NDAB Creativity (Symbolfoto) / Shutterstock
BRIGITTE.de-Leserin Mira* (43) hat es satt: Die Männer, die sie kennenlernt, kletten an ihr wie kleine Kinder. Eine Abrechnung.

Wo sind sie geblieben, die richtigen Kerle, wo ist das starke Geschlecht? Gibt es nur noch Männer, die sich in mütterliche Arme zurücksehnen? Die sich anlehnen wollen, statt ihre Schulter anzubieten? Die sich zu Kindern zurückentwickeln und uns am Rockzipfel hängen? Die uns die Luft zum Atmen nehmen? Bereits zum dritten Mal in Folge ist es mir passiert, dass sich der Ritter in strahlender Rüstung innerhalb kurzer Zeit als in Alufolie verpackter Softie entpuppt hat.

Ich brauche keinen Ernährer – ich  brauche einen Mann für die Liebe

Ich bin eine starke Frau. Ich bin finanziell unabhängig, erziehe meine Kinder allein, komme als Single gut klar und wünsche mir einen Mann fürs Herz. Einen Mann, bei dem ich mich anlehnen kann, der empathisch ist und mit dem ich gute, tiefe Gespräche führen kann. Ach ja, guter Sex gehört auch dazu. 

Zu Beginn einer Beziehung, eigentlich schon bevor es ernst wird, lege ich meine Vorstellungen deutlich dar. Ich wünsche mir einen Mann für die Liebe, keinen Ernährer, keinen Ersatzvater und keine 7/24-Beziehung. „Wunderbar!“, ist die erste Reaktion. „Ich brauche auch meine Freiheit, ich habe einen zeitintensiven Job, ich habe Hobbys und Freunde, das passt perfekt!“

Vor lauter Liebe will er gar nicht mehr weg

Diese Vereinbarung geht auch gut - für Wochen, vielleicht sogar Monate. Dann beginnt der schleichende Prozess der Wandlung. Seine Dinge in meinem Haus werden immer mehr. Langsam, unauffällig, Teil für Teil. Die Zahnbürste, ein paar Ersatzklamotten, immer weiter.

Wenn er sich auf dem Sofa an mich kuschelt und mich anstrahlt wie ein Honigkuchenpferd, verliert er jeglichen Sexappeal

Auch seine Anwesenheit nimmt immer mehr zu. Aus Liebe würde er am liebsten täglich bei mir übernachten. Es ist so schön, neben mir aufzuwachen. Hobbys? Freunde treffen? Fehlanzeige. Alleine Sport machen? Nur eine ganz kleine Runde, um nicht zu lange weg zu sein.

Was ist da los? Ich fühle mich übergangen. Wo habe ich mich missverständlich ausgedrückt? Ich fühle mich erstickt, kann nicht mehr atmen. Zeit für mich? Keine Minute. Wenn sich der Ritter in Alufolie dann noch wie meine Kinder zu Kleinkindzeiten auf dem Sofa an mich kuschelt und mich anstrahlt wie ein Honigkuchenpferd, spätestens dann hat er für mich jeglichen Sexappeal verloren!

Verlange ich zu viel? Sieht ganz so aus

Verlange ich zu viel? Bin ich undankbar? Ja, sagt mein bester Freund. Wir Frauen seien kompliziert, sollten uns doch freuen, wenn uns jemand so liebe. Männer ab einem gewissen Alter hätten meist vom Schicksal einen "vor den Latz bekommen“ und dadurch ihr Selbstbewusstsein verloren. Eine starke Frau wie ich biete da Aussicht auf Heilung. Aber erst, wenn sie sich sicher sein könnten, die Frau nicht mehr zu verlieren, erst dann könnten diese Männer wieder an Selbstbewusstsein gewinnen und zum wahren Ritter werden. Da sei schon etwas Verständnis und Geduld unsererseits gefragt. Auf Abstand gehen würde da nur noch mehr Verlustangst erzeugen und zu noch mehr Klammern führen. Also bitte hätscheln und tätscheln. Verstehe, heute retten die Frauen die Männer.

Liebe Ritter und alle, die es gern wären: Ja, wir Frauen mögen kompliziert sein, anspruchsvoll und voller widersprüchlicher Erwartungen. Aber bitte: Versorgt eure Wunden selbst, bevor ihr euch in eine neue Beziehung begebt. Findet eure Mitte und werdet wieder Männer!

*Die Autorin: Mira (Name geändert) ist 43 Jahre alt und lebt mit ihren beiden Töchtern und zwei Katzen auf dem Land. Die Berge und das Reisen sind ihre Leidenschaft. Als Heilpraktikerin und Coach begleitet sie Menschen auf ihren vielfältigen Wegen.

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