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"Was darf ich im Netz von mir zeigen - und was nicht?"

Bloggerin Andrea Maier
© privat
BRIGITTE.de-Leserin Andrea Maier ist Gymnasiallehrerin und Bloggerin. Geht das - und wenn ja: Wie weit darf sie gehen?

Ich definiere mich nicht nur über meinen Job - obwohl ich ihn mag

Ich bin Gymnasiallehrerin - und in den Sozialen Medien unterwegs. Für mich ist das kein Widerspruch, sondern ein moderner Ansatz von Authentizität. Warum sollte ich aufgrund meines Berufs auf das Ausleben meiner Interessen verzichten? Ich blogge, zeige mich auf Facebook und Instagram.

Ich gehöre zu denjenigen, die sich nicht ausschließlich über ihren Job definieren, obwohl ich Freude daran habe. Mein Selbstverständnis ist ganzheitlicher. Zu mir gehört meine Kreativität. Kindlicher Lebenshunger und Wissensdurst sind bis heute tief in mir verankert. Ich mag Herausforderungen und liebe es, zu experimentieren, mich neu kennenzulernen, Projekte zu starten und mich auf unbekanntes Terrain zu begeben. Ich kann mich in Dingen verlieren, die mir Spaß machen. Es wäre daher schade, mich nur auf eine Facette meiner selbst zu fokussieren.

Mein Content ist bunt. Ich springe zwischen Mode, Beauty, Kunst, Backen und Literatur hin und her. Auf meinen Seiten schalte ich ab, bin in meinem Paralleluniversum. Dennoch ist es mir wichtig, dass sich das, was ich zeige, nicht mit meinen moralischen Maßstäben in der Schule widerspricht. Anzügliche Fotos sind für mich dabei tabu, wobei ich als Modebloggerin natürlich nicht nur Wollpullover präsentieren möchte. Sinnliche, ästhetische Bilder gehören für mich genauso dazu wie mal ein Glas Wein in der Hand. Denn auch eine Lehrerin ist aus Fleisch und Blut, hat ihre Interessen. Gläsern mache ich mich durch meine Posts nicht. Dafür bin ich dann doch zu komplex.

Früher wäre Beamten-Bloggen undenkbar gewesen

Früher wäre Beamten-Bloggen undenkbar gewesen, doch es wächst ein neuer Typus an Pädagogen heran. Frau Maier und Herr Müller leben heute ihre Identität aus, sind vielleicht mal in einem Fitness-Studio oder in einer Bar anzutreffen. Woohoo! Sie schränken sich nicht ein, verstecken sich nicht mehr in ihrem dunklen Kämmerlein im Elfenbeinturm der Schulsphäre.

Natürlich ist es immer eine Gratwanderung zwischen Beruf und Privatleben. Dieser Balanceakt verläuft aber recht problemlos, wenn man das berufliche Ich und das private Ich gleichermaßen ernst nimmt und sich als ganzen Menschen respektiert. Ich arbeite hart in der Schule und gönne mir meine Freizeitinseln.

Des Pudels Kern ist doch, seine berufliche Verantwortung nicht zu vernachlässigen und glücklich ausgeglichen zu sein. Dann ist es eine win-win-Situation für mich und meine Schüler. Ich möchte mich nicht in ein Korsett von Erwartungen schnüren lassen oder mich fremd in meiner eigenen Person fühlen. Dafür ist das Leben zu kurz.

Als Gymnasiallehrerin sitze ich oft nächtelang am Schreibtisch und korrigiere Aufsätze. Ein Ausgleich ist mir daher wichtig. Mein Blog "and my mind" bietet mir neue Perspektiven,  fördert meinen schöpferischen Geist und lässt Gedankengänge in andere Richtungen fließen. Wenn ich anderen dadurch ein Quell der Inspiration sein kann, finde ich das fantastisch.

Soziale Netzwerke sind eine Bereicherung

Soziale Netzwerke sind eine Bereicherung für mich. Man findet Gleichgesinnte, kann sich gegenseitig inspirieren und pushen. Öffentlich mitzumischen ist für mich kein Problem, da ich meine Schüler kenne − und sie mich. In der Schule nehmen mich die meisten von ihnen als kompetent und engagiert wahr. Ich traue ihnen zu, differenzieren zu können, wenn sie mich in meiner Funktion als „Bloggerin“ bespitzeln.

Die Erfahrung zeigt, dass die anfängliche Aufregung schnell verfliegt und die Kinder mir immer noch denselben Respekt zollen wie zuvor. Es sind eher die Erwachsenen, die meine Blogposts kritisch beäugen - einzelne Eltern und Kollegen.

Dabei ist das, was ich durch meinen Blog vermittle, durchweg positiv: Lust am Handeln, Freude an Hobbys, Sinn für die Schönheit der Welt, kritisches Hinterfragen gesellschaftlicher Prozesse, Lust am Schreiben und an der Literatur. Ich stehe hinter meinem Blog, hinter jedem einzelnen Bild und hinter jedem Wort.

Andrea Maier ist auf Facebook (www.facebook.com/and.my.mind), Instagram (https://www.instagram.com/and.my.mind/) und auf ihrem Blog http://andmymind.com aktiv.

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