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"Entzug ist was für Heroinabhängige!" - Was soll dieser Neujahrs-Detox-Quatsch?

"Entzug ist was für Heroinabhängige!" - Was soll dieser Neujahrs-Detox-Quatsch?
© Getty Images
Silvester-Reste wegsaufen? Richtig schön essen gehen? Klappt alles nicht so gut im Januar. Warum? Weil die halbe Welt meint, sie müsse entschlacken, entgiften und abnehmen. Obernervig. 
von Tina Epking

"Soll ich dir eine Cola gegen deinen Kater bringen?", fragte ich meine Nachbarin per Whatsapp nach Silvester. "Das wäre toll, aber ich bin seit vier Tagen koffeinfrei, ich faste doch immer Anfang des Jahres", schrieb sie zurück. Wie konnte ich das vergessen!? Schließlich machen das ja etwa 90 Prozent meiner Freunde im Januar. Sie detoxen, entgiften, fasten, trinken keinen Alkohol, essen keine Süßigkeiten, machen einfach irgendwas, das ihr Leben besser, schöner, entschlackter und sie selbst hübscher, dünner und gesünder machen soll.

Ich glaube aber nicht an Schlacken, an schädliche Ablagerungen im Körper, die man einmal im Jahr loswerden muss. Das macht man entweder langfristig und lebt ganzjährig ausgeglichen (bin ich auch nicht für, aber ist wenigstens konsequent)  – oder man lässt den Quatsch.

Carpe diem, man lebt nur einmal!

Dabei bin ich quasi mit der Neujahrs-Entsagungs-Philosophie aufgewachsen. Meine Mutter trinkt seitdem ich mich erinnern kann im Januar keinen Alkohol und isst keine Süßigkeiten. Was das soll? Habe ich schon als Kind nicht verstanden. Aber ihr gefiel das, und das finde ich natürlich völlig okay. Dass ich selbst nicht darauf stehe, liegt allerdings vielleicht auch daran, dass ich nicht so der Verzichtstyp bin. Carpe diem, man lebt nur einmal, so jung kommen wir nie mehr zusammen –  das ist eher mein Motto! Salat ohne Dressing ist ein Sünde, eine Leben ohne Zucker irgendwie sinnlos. Entzug müssen Heroinabhängigige machen und Alkis, aber doch nicht Menschen, die zwei Kaffee am Tag trinken. Mal abgesehen davon, dass sie ja doch alle im Februar wieder mit der doppelten Ladung Chips, Espresso und Schokolade anfangen. 

Fastenfreunde vertrage ich nicht

Einmal hatte ich auch so einen Anfall, das war vergangenes Jahr. Da ich den Januar-Detox-Trend knapp verpasst hatte, wollte ich im Mai eine Saftkur machen. Leider musste ich nach etwa einem halben Tag abbrechen. Meine Laune war zu schlecht, und ich hatte Hunger. Ähnlich geht es meinen Fastenfreunden – die werden in ihrem Hardcore-Healthy-Living-Monat immer sozial unverträglich. Barbesuch mit Mineralwasser und Essen gehen mit drei Erbsen auf dem Teller funktioniert einfach nur mittelgut. 

Ich mach das übrigens andersrum. Ich möchte einen Gegentrend setzen. Auf den Völle-Dezember folgt der Fress-und-Sauf-Januar. Im Februar reguliert sich dann mein Verhalten ganz von selbst. Dazu brauche ich keine Säfte, kein Fasten und keinen Entzug, das ist ein natürlicher Prozess. Und bestimmt auch sehr gesund. Irgendwie. 

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