Anzeige
Anzeige

"Ich prophezeie Leuten nie den Tod" - Was macht eigentlich eine Wahrsagerin?

"Ich prophezeie Leuten nie den Tod" - Was macht eigentlich eine Wahrsagerin?
© Getty
von Jana Felgenhauer

Sylvie Kollin sagt Menschen seit 20 Jahren die Zukunft voraus. Dafür schaut sie nicht in die Glaskugel, sondern in die Karten

Jana: Berufswunsch „Kartenlegerin“? 

Sylvie Kollin: Im Leben kommt ja immer alles zusammen: Mein Vater war krank, mein Lokal lief nicht gut, ich hatte Liebeskummer. Da landete ich bei einer Wahrsagerin – ich selbst bezeichne mich lieber als Kartenlegerin –, die ich aus meiner Kneipe kannte. Die hat mir Dinge gesagt, die relativ schnell eingetroffen sind. Das hat mich beeindruckt, und so fing ich an, mit Karten zu üben. 

Kann das jeder lernen? 

Das Ganze ist ein Zusammenspiel aus der Bedeutung der Karten, die man aus Büchern lernen kann, Psychologie und etwas Fantasie. Durch viel Praxis und Lebenserfahrung kommt dann langsam Routine hinzu. Man sollte schon einen guten Durchblick haben. 

Gibt es Tabus beim Kartenlegen? 

Ich prophezeie Leuten nicht den Tod, der trifft doch sowieso ein. Ich halte mich an die positiven Sachen, sage aber schon, wenn einer zum Zahnarzt oder zum Gynäkologen muss. Wenn es doch etwas Schlimmeres ist, zum Beispiel eine OP am Kopf, gebe ich gleich die Adresse von einem Arzt mit. Ich lasse die Leute ja nicht im Regen stehen. 

Wie steht’s mit der Liebe? Sagen Sie, wenn Sie sehen, dass jemand bald von seinem Partner verlassen wird? 

Klar erzähle ich das, wir sind ja auf der Erde nicht im Urlaub! Trennungen gehören zu meinem täglichen Geschäft. 

Ist es nicht in manchen Fällen besser, nicht zu wissen, was kommen wird? 

Vorher zu wissen, was passiert, ist doch praktisch, weil man dann ganz anders mit der Situation umgehen kann. Ich sage nicht, dass man sich nach allen Vorhersehungen richten soll, aber wenn die Situation eintritt, ist man schon schlauer als andere. 

Wie reagieren die Leute auf negative Prophezeiungen? 

Meistens haben die schon eine Ahnung, wollen nur eine Bestätigung und einen Rat, was zu tun ist.

Denken Sie, dass man sein Schicksal beeinflussen kann? 

Ich glaube, dass jeder einen Fahrschein bekommt fürs Leben. Mal fährt man ICE, mal Bummelzug, mal verpasst man ihn ganz. Aber irgendwann kommt man an. Sich ständig darüber Gedanken zu machen, was man hätte anders machen können, ist Schwachsinn, weil alles im Leben Schicksal ist.

Informieren Sie sich vorher über die Person, gerade wenn Sie auf Events auf Prominente treffen werden? 

Mir wird oft vorgeworfen, dass ich recherchieren würde. Mache ich aber nicht. Jeder sagt mir sein Geburtsdatum, und dann lege ich die Karten. Während der Sitzung entwickelt sich dann ein Gespräch.

Beschweren sich Menschen, wenn Vorhersehungen nicht eintreffen? 

Nein. Außerdem sind 70 Prozent der Leute, die zu mir kommen, Stammkunden. Wenn nichts von dem, was ich in den Karten sehe, eintreffen würde, kämen die auch nicht wieder. 

Verweigern Sie das Kartenlegen manchmal auch? 

Ich bin vorsichtig bei Leuten, die labil sind. Ist eine Person psychisch angeschlagen, kommt sie in der Regel eh nicht, aus Angst, dass sie nachher zu viel nachdenken muss. In 25 Jahren gab es nur zwei, die ich nach Hause schicken musste. Denen habe ich auch den Kontakt zu einem Psychiater gegeben. 

Legen Sie sich selbst die Karten? 

Bei mir bin ich nicht objektiv. Ich lege, bis mir gefällt, was ich sehe Sylvie Kollins Einzelberatungen kosten ab 195 Euro. Zu finden ist sie im Netz unter www.sylvie-kollin.de

Mehr zum Thema

Mehr Barbara ...

VG-Wort Pixel