Dass mein Mann nicht gewusst hätte, was auf ihn zukommen würde, kann er zum Glück nicht behaupten. Schon nach dem ersten Date hatte sein Freund es ihm prophezeit. Auf die Frage "Wie findest du die?", hatte Mattis damals gesagt: "Das könnte anstrengend werden." Auch jetzt, 10 Jahre später, schließt mein Mann unsere Kennenlerngeschichte immer mit dem Beisatz: "Und er sollte Recht behalten." Manchmal erwähnt er auch wie beiläufig, dass er bei unserer Eheschließung noch vom Junggesellenabschied betrunken war (was stimmt), so als könne man das dann unter Unzurechnungsfähigkeit verbuchen. Einmal entfuhr einem Kollegen daraufhin ein erleichtertes "Ach so". So als habe er gerade etwas verstanden, was ansonsten unerklärbar schien. Man hatte mich geheiratet. Verrückt! Diesen Gedankengang kann ich übrigens keinem verübeln. Denn um es einmal auf den Punkt zu bringen: Ich bin peinlich. Irgendwie schäme ich mich nicht mal dafür. Manchmal merke ich es auch gar nicht. Es ist einfach so. Ich bin peinlich.

Meine Impulskontrolle
Meine Impulskontrolle kann man nicht wirklich in die Kategorie Kontrolle einordnen. Ich habe einen Impuls. Ich gebe ihm nach. Immer. Naja, oder zumindest meistens. Alles andere kostet mich so viel Mühe, dass ich es ganz sicher nicht lange aushalten würde. Selten ist es mir bisher gelungen, leise zu lachen. Oder mich dezent zu verhalten. Es gab schon mal Tage, an denen es beinah geklappt hätte. Doch da schlugen dann leider die anderen Auswirkungen meines Bridget-Jones-Gens zu.

Mein Fettnäpfchen-Abo
Ich habe meine Mutter schon mehrmals gefragt, ob sie in der Schwangerschaft fragwürdige Verträge geschlossen hat. Mit so nem Kerl mit Ziegenfuß und Hörnern auf dem Kopf oder so. Anders kann ich mir nicht erklären, was bei mir immer alles schiefläuft. Ein einziger Tag meines Lebens würde als Drehbuchvorlage für drei Folgen Mister Bean ausreichen. Es ist wie verhext. Ich schaffe es einfach nie (und damit meine ich nie), ohne Panne durch einen Tag zu kommen.

Mein Unvermögen, mich schön zu machen
Letztens hatte ich ein Vorstellungsgespräch. Ein letzter Blick in den Spiegel bestätigte mir: Selbst Heidi Klum würde mich heute eine Runde weiterschicken. Dementsprechend selbstbewusst präsentierte ich mich, erläuterte meine großartigen Fähigkeiten im Kundenkontakt und deutete den immer wieder an mir heruntergleitenden Blick meiner Bald-Chefin als Bewunderung. Zurück zu Hause wusste ich, dass der Blick aus einem anderen Grund geglitten war. Ich hatte das Preisschild an der Bluse gelassen. Mit großem Sales-Aufkleber.

Mein Hang, Romantik im Keim zu ersticken
Obwohl ich wirklich sehr auf Hollywood und Kitschromane stehe, kann ich Romantik (oder gar Erotik) manchmal nicht gut ertragen. Ich fange dann aus lauter Unbehagen an, obszöne Witze zu reißen oder – wenn es ganz verzweifelt wird – mein Gegenüber zu beleidigen. Ich meine das dann gar nicht böse. Ich muss nur irgendwie die Spannung rausnehmen. Diese schwermütige, ernsthafte Stimmung nach einer heißen Liebesnacht, beende ich dann auch schon mal mit einem freundlichen: "Früher hatteste ja schon noch bisschen mehr Kondition, wa?"

Und dann: Das Schicksal
An dieser Stelle möchte ich alle Schuld von mir weisen. Wieder fällt mir als Erklärung nur besagter Vertrag zwischen meiner schwangeren Mutter und der Rechtsabteilung der Hölle ein. Immer, wenn ich es ausnahmsweise einmal geschafft habe, einigermaßen passabel auszusehen oder mich sogar mal unauffällig zu verhalten, passiert irgendetwas, was alle Bemühungen zunichte macht. Mich springen Hunde an, die vorher im Tümpel gebadet haben (fremde), ich hatte auch schon Taubenexkremente auf dem Kopf und ja, es ist wahr, mich hat sogar mal das Lama im Zoo bespuckt.

Last but not least: Ich werde mich niemals ändern
Nach all diesen Ausführungen verstehe ich es selbst nicht ganz. Aber ich mag mich. Übertriebene Selbstzweifel, Selbstoptimierungsversuche oder gar Selbstvorwürfe stehen mir einfach nicht. Ich wäre ja auch viel zu beschäftigt, wenn ich damit einmal anfangen würde. Wenn die Welt mal wieder (ja, es gibt Gründe dafür, ich weiß) gegen mich ist, tröste ich mich mit Eis, Walt Disney und einer gehörigen Portion Selbstmitleid. Außerdem sage ich mir, dass mich jemand geheiratet hat. Zwar betrunken. Aber immerhin. Vielleicht ja nicht, obwohl ich so bin wie ich bin. Sondern genau deshalb.
Quelle Bilder: DVD, Blu-ray Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück, Universal Pictures und DVD, Blu-ray Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns, Universal Pictures