Ich liebe meine Kinder. Das einmal vorweg. Dass sich mein Körper nach zwei Schwangerschaften und mit Mitte 30 nicht mehr an meinem 26-Jährigen Ich messen kann, liebe ich hingegen nicht. Vielmehr finde ich das zum Kotzen. Dabei bin ich eigentlich ganz zufrieden mit mir und stecke an den meisten Tagen gerne in meiner Haut. Aber es gibt sie eben auch, die Momente, in denen ich in den Spiegel schaue und es einfach nur furchtbar unfair finde, was von meinen vormals straffen Brüsten und dem festen Bauch noch übrig ist. Und dann dreht es sich überall um Body Positivity: Mal ehrlich, ich kann gerade kein Loblied auf meine Dellen und Rollen singen, geschweige denn meine eigene Unförmigkiet beweihräuchern. Und ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, nicht neidisch auf die Frauen mit perfektem Körper zu sein.
Der Anspruch, sich selbst mögen zu müssen
Und dann fühle ich mich deswegen noch schlechter. Sorry liebe Cellulite, ich versuche es wirklich, aber ich liebe dich einfach nicht. Und klar weiß ich, dass ich von Medien und Hochglanzbildern beeinflusst bin, ganz offenbar ein Selbstwertdefizit vorliegt und ich grundsätzlich stolz auf die Leistung meines Körpers sein kann. Reell fällt es mir nicht so leicht, zu akzeptieren, dass mein Körper wohl keine Metamorphose zum Schmetterling mehr durchlaufen und meine ehemals wohlgeformten Brüste wieder zum Vorschein kommen. Ganz ehrlich, plastische Chirurgie war für mich noch nie so attraktiv wie heute.
Dabei geht es nicht mal darum, was andere denken könnten, sondern vielmehr darum, wieder ich zu sein. Und ich finde, das darf ich auch. Ob ich mich dafür tatsächlich unters Messer legen würde, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Heute finde ich mich richtig gut! Naja, halbwegs.
Natürlich finde ich das toll, diese ganzen starken, wunderbaren Frauen zu sehen, die sich und ihre Körper in allen erdenklichen Formen feiern. Das soll genau so sein. Aber ich wette, auch die sind nicht morgens aufgewacht und haben beim Blick in den Spiegel gedacht: Boah, ab heute finde ich mich richtig geil!
Dass das ein Prozess ist, an dessen Ende man sich hoffentlich genau so akzeptiert, wie man ist, wird schnell vergessen. Gerade nach einer Geburt ist alles aus den Fugen, alles neu und anders und ungewohnt. Und Sprüche wie: "So ist das eben nach einer Geburt, dafür hast du ein gesundes Baby" helfen auch nicht weiter. Im Gegenteil, dann fühlt man sich noch schlechter, weil man es gewagt hat an der Wundermaschinerie Körper etwas ätzend zu finden. Sorry, aber Body Positivity konnte mich im Wochenbett echt mal kreuzweise.
Es gibt einfach Zeiten, da findet man sich doof und es gibt solche, in denen wir uns selbst ganz gut zu finden. Selbstliebe hin oder her. Und dann darf man auch mal sagen: Nein, ich finde meinen Afterbaby-body gerade überhaupt nicht schön und behalten will ich den erst recht nicht. Hoffen wir einfach, dass die Zeit Wunder wirkt.
Body Positivity - I don't feel you!
In Zeiten, wo sich Frauen im Netz groß für ein neues Körperbewusstsein stark machen und ganz viel Selbstliebe propagieren, meldet sich Bloggerin Anna Frost zu Wort. Nach der Geburt ihres Sohnes, fällt auch ihr die Sache mit der Selbstliebe nicht ganz leicht.
Zur Zeit fällt es ihr sehr schwer, sich so gut zu finden, wie sie aktuell ist. Also ihren Körper, ihr Spiegelbild und die Körperform, die sie zur Zeit habe, schreibt sie auf Instagram und trifft damit offenbar einen Nerv bei vielen Mütterm, die in den Kommentaren ähnliche Erfahrungen teilen.
Es ist auch eine komplizierte Geschichte mit der Liebe für uns selbst. Warum? Weil wir an uns viel höhere Maßstäbe anlegen, als an andere. Die unterstützen wir gerne mit lieben Worten, stärken sie und versuchen Selbstzweifel zu zerstreuen. Selbstliebe muss aber nun mal aus uns selbst heraus entstehen, sie muss wachsen können und ist womöglich nicht von heute auf morgen da.
Wer mehr von Anna lesen möchte, der schaut am besten einmal auf ihrem Blog fafine.de vorbei