Seit einer Stunde Ruhe im Kinderzimmer. Nur zwischendurch das Rascheln kleiner Hände in der LEGO-Kiste und ein paar Stimmen. "Oma Bär, willst du einen Pool auf dem Dach von deinem Wohnmobil"“ Klar will Oma Bär. Ihre LEGO-Version brät nämlich faul in der Hängematte auf dem Wohnmobilsonnendeck in der Kinderzimmer-Deckenlampen-Sonne. "Mir ist so heiß, gibt’s hier irgendwo `ne Eisdiele?", fragt die echte Oma aus dem Telefon. "Nein, Oma, die gibt’s noch nicht", antworten die beiden Kleinen, machen sich aber sofort an die kunterbunten Grundmauern. Wenige Minuten später hat die LEGO-Oma schon Stracciatella und Zitrone in der Hand. "Mmmmmhhh! Lecker!" Ich schleiche mich auf Zehenspitzen wieder runter und lasse mich mit einem Kaffee auf das Sofa fallen. In Gedanken schicke ich einen riesigen Dank ans Universum. Diesen Moment hat uns Oma geschenkt! Mir die Ruhe ohne schlechtes Gewissen und den Kindern einen Nachmittag im Wohnmobil am Strand, irgendwo in Florida. Oma passt auf. Und so hat jeder das, was er heut dringend brauchte.
Liebe hat viele Gesichter
Egal, wo man sich umhört, überall das Gleiche. Der Aktienkurs der Omas und Opas ist in den Himmel gestiegen. Der Bitcoin-Hype ist ein Witz gegen den Hype um Großeltern. Waren wir vorher undankbar? Ach, so weit würde ich nicht gehen. Aber wenn das halbe Leben im Lockdown steckt, kein Sportkurs, kaum Kontakte und keine Kita oder Schule mehr da ist, dann merkt man, wer die "last men standing" sind: die Omas und Opas der Kinder, also unsere eigenen Eltern! Jeder und jede auf seine und ihre ganz eigene Weise. Die einen schicken Selbstgebackenes, das nach Zuhause schmeckt, die nächsten organisieren eine Draußen-Stockbrotparty oder eine Schnitzeljagd, wieder andere lesen per Videocall vor, erklären die binomischen Formeln oder stellen ein paar Blümchen vor die Tür gegen Lockdown-Laune. Einige fahren stundenlang mit dem Auto für einen einzigen gemeinsamen Spaziergang auf Abstand oder lernen für uns, mit den neuen Medien umzugehen. Sie hören sich am Telefon unsere kleineren und größeren Zusammenbrüche an und werden nicht müde, zu sagen, dass sie einen Heidenrespekt vor uns in diesen Zeiten haben. Es scheint, als sei ihnen nichts zu anstrengend, um irgendwie bei uns und für uns da zu sein, und das zu spüren ist der eigentlich größte Wert all ihrer liebevollen Bemühungen.
Ihr seid unser Lichtblick!
Ihr Omas und Opas da draußen, vielleicht denkt ihr, eure Mühe sei ein Tropfen auf dem heißen Stein, doch das ist so nicht. Wir sehen ganz genau, was ihr tut und es ist so wertvoll! Vielleicht sagen wir es euch zu selten, aber seid euch gewiss: Wir sind unendlich dankbar für euch! Für all das, was ihr vor dieser ätzenden Pandemie für uns als Familie wart und für all das, was ihr noch jetzt schafft, für uns zu sein. Es wird so schön sein, euch endlich wieder ganz ohne Angst um euch in die Arme schließen zu können, euer leckeres Essen zu futtern und mal die Augen zu schließen, wohlwissend, dass ihr in der Zwischenzeit gut auf die Kinder aufpasst. Ganz ehrlich: Ihr seid unser Lichtblick in all dem Wahnsinn! Bleibt bloß gesund und passt gut auf euch auf! Als LEGO-Version, Päckchenverschicker und als 2D-Videocall-Anrufer seid ihr schon super, aber noch mehr freuen wir uns auf euch live und in echt! Das wird schön! DANKE von Herzen!
Dieser Artikel ist ursprünglich auf Eltern.de erschienen.