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Peinlich? Na und! – Warum es voll okay ist, Bachelor zu gucken!

Bitte kein schlechtes Gewissen! Die neue Bachelor-Staffel steht vor der Tür. Und obwohl unsere Autorin einen IQ über 70 hat, will sie sich nicht dafür schämen, einzuschalten.
von Jessica Seiffert

Heute kommen sie wieder aus ihren Löchern gekrochen: Die Personen, die laut tönen, dass man sich so etwas wie den Bachelor doch nicht ansehen könne. Die eigentlich nie fernsehen. Das sei doch schließlich Volksverdummung. So etwas könne man doch nicht unterstützen – diese Herabwürdigung der Frauenwelt, die sich an einen schmierigen Typen, diesmal sogar an einen Ex-Gefängnis-Insassen, ranmachen und dafür teilweise ihre Würde verkaufen. Stimmt natürlich. Wie kann ich also nur?

Zugegeben: Hochkultur ist „Der Bachelor“ wirklich nicht

Ich würde mit Sicherheit schlauer werden, wenn ich die Tageszeitung lese, eine Dokumentation auf arte schaue oder einfach vor mich hin meditiere. Das sind alles Dinge, mit denen ich meine Zeit sinnvoller verbringen könnte als mir heute Abend diese Sendung reinzuziehen. Nur was werde ich heute Abend machen? Nichts von dem. Ich werde mich mit Freundinnen treffen, ein Gläschen Sekt trinken und Schokolade naschen (nicht nur dumm, sondern auch noch ungesund) und mich über jede Werbepause ärgern, bis die letzte Uschi vor den neuen Bachelor getreten ist. Nein, ich bin nicht naiv. Ich halte das auch nicht für romantisch und ich kaufe diesem Sender auch nicht jeden Dialog ab. Ich habe auch nicht übermäßig Langeweile oder Freude daran, mich an dem Leid anderer Leute zu erfreuen. Eigentlich halte ich mich sogar für ziemlich empathisch. Aber ich habe Spaß daran, zusammen mit meinen Freundinnen die Fehltritte der "Ladies" Woche für Woche zu verfolgen. Bei den Dreamdates zu luschern, die Besuche bei den Eltern lautstark zu kommentieren und die Entscheidungen des Bachelors in Frage zu stellen. Wie konnte er nur diese zwei übrig lassen?

Und ja, wir lästern auch über die Bachelor-Kandidatinnen

Vieles ist wirklich starkes Fremdschämen – und wir ergötzen uns daran. Wir können dann kaum glauben, dass man sich öffentlich so zum Löffel macht. Mir ist durchaus bewusst, dass das echt gemein ist. Mit Gefühlen spielt man nicht. So ein Verhalten gehört, wenn überhaupt, in die Phase der Pubertät und nicht in das hübsch eingerichtete Wohnzimmer einer befreundeten Lehrerin Mitte 30 in Hamburg-Eppendorf. Tatsächlich ertappe ich mich auch dabei, wie ich manchmal doch ein schlechtes Gewissen bekomme. Beispielsweise wenn ich die Bachelor-Kandidatinnen nach ihrem Aussehen beurteile und so etwas sage wie „Was findet er denn an der, die ist ja nun wirklich nicht hübsch?!“ – das würde mir im normalen Alltag nicht im Traum einfallen. Übel lästern, rumhaten und eben nix Intelligentes von uns geben – so sieht der Abend heute aus. Den ganzen Tag sind wir höflich, nett und halte mich mit abfälligen Bemerkungen zurück. Aber manchmal will man einfach mal scheiße sein, oder? Dann doch lieber in Eppendorf in vertrauter Frauenrunde als auf der Straße, im Büro oder bei der Familie. Ich werde mich jedenfalls heute köstlich amüsieren!

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