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Grace und Frankie: Die perfekte Mutter-Tochter Serie

Eine der abendlichen Entscheidungen, die ich jedes Mal fürchte ist die Wahl des Netflix-Programms. Das ist besonders brenzlig und anspruchsvoll, wenn ein Altersunterschied, beispielsweise zwischen Mutter und Tochter dazu führt, dass man ratlos vor dem Laptop sitzt und verzweifelt nach Interessensüberschneidungen sucht. In diesem Fall ist die Serie Grace und Frankie die Rettung – und auch ansonsten absolut empfehlenswert.
von Eva Manegold

Und darum geht es:

Als sie sich abends gemeinsam zum Essen verabreden erwarten Grace (Jane Fonda) und Frankie (Lily Tomlin) eigentlich ihre Ehemänner würden mit Mitte siebzig endlich den sehnlichst erwarteten Ruhestand ankündigen. Stattdessen eröffnen Sol und Robert ihren Frauen, dass sie schon seit Jahren ineinander verliebt sind und heiraten wollen.

Eine durchaus ungewöhnliche Ausgangssituation für eine komödiantische Serie, soviel steht fest. Und auf den ersten Blick meint man vielleicht sie sei viel zu absurd, um sich darin als Zuschauer selbst wiederzufinden.

Doch das ist das Gute an Grace und Frankie. Die Serie schafft es auf eine ehrliche und humorvolle Art die Themen zu integrieren, die einen das ganze Leben lang begleiten: Beziehungen, Freundschaften und Neuanfänge.

Frauenfreundschaften und Feminismus

Die zwei ungleichen Frauen stellen also fest, dass sie plötzlich ohne eigenes Geld, ohne ihre Gatten und mit sehr unsicheren Zukunftsaussichten dastehen. Ihre Ehemänner ziehen aus Liebe zusammen und Grace und Frankie dann eher notgedrungen auch, und zwar in das gemeinsame Strandhaus.

Dort entsteht aus der anfänglichen Feindschaft eine immer engere Freundschaft zwischen Alt-Hippie Frankie und der perfektionistischen Grace. Zusammen gelingt es ihnen diesen radikalen Lebensumschwung zu meistern.

Und so wird schon zu Beginn klar: Frauenfreundschaften sind nicht nur ganz nett, um zusammen shoppen zu gehen und den Bachelor zu gucken. Nach den größeren oder kleineren Schicksalsschlägen sind sie quasi unabdingbar.

„Nichts ist im Leben so wichtig wie Freundschaft zwischen Frauen. Nicht einmal Sex”,

... stellte Schauspielerin Jane Fonda (Grace) kürzlich in einem Interview klar. Ich finde sie hat recht. Gute Frauenfreundschaften begleiten dich ein Leben lang, und werden trotzdem häufig im Vergleich zu der Beziehung zum im Zweifelsfall temporären Partner unterbewertet.

Grace zum Beispiel hat sich über die Jahre hinweg in das Leben als Ehefrau verstrickt und dabei völlig vergessen was sie selbst als Menschen eigentlich ausmacht.

Es ist zwar großartig wenn man in der Rolle der Ehefrau, Mutter oder Partnerin aufgeht und sich engagiert, weniger schön ist allerdings, wenn man für diese Beziehungen die eigenen Freiheiten opfert und Wünsche aufgibt. Fällt diese Rolle dann nämlich weg, kann es schnell sein, dass man wie Grace und Frankie erst einmal eine mittlere Existenzkrise durchlebt.

Dabei ist es egal, ob man 20 ist und sich von seinem Freund getrennt hat oder 50, wenn die Kinder das Nest verlassen. Oder ob man eben mit Mitte 70 feststellen muss, dass vieles worauf man einen Großteil seines Lebens vertraut hat sich innerhalb von Minuten in einen großen Scherbenhaufen verwandelt hat. In solchen Situationen ist es wichtig, eine Freundin an seiner Seite zu wissen, die mit hilfreichen (oder auch weniger hilfreichen) Tipps und viel Liebe bereit ist, einen wieder aufzupäppeln. 

Auch Grace und Frankie haben ihre Tiefpunkte (und zwar nicht wenige), aber sie verkörpern gleichzeitig das Bild einer feministischen Frauenfreundschaft, das man ansonsten leider allzu selten in den Medien wiederfindet:  Zwei loyale, starke, sich gegenseitig unterstützende Frauen, die einander wahrhaftig verstehen. Und wenn einem die Serie eins zeigt, dann, dass es nie zu spät ist sich auf die Suche nach der eigenen Grace oder Frankie zu begeben. Denn eine haben sollten wir alle.

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