Die lieben Traditionen, mit ihnen ist es ja manchmal so eine Sache: Manche sind meist ganz nett (man denke an Weihnachten), andere können gut und gerne abgeschafft werden ("kein Sex vor der Ehe"). Doch wo auf diesem Spektrum finden sich eigentlich "Erstes-Date-Regeln", nach denen der Mann die treibende Kraft bei der ersten Verabredung mit seiner Angebeteten ist?
"Klassische" erste Dates lassen den Mann ans Steuer
Beim ersten Date sucht der Mann die Location aus – zum Beispiel ein ziemlich teures Restaurant. Die Dame muss natürlich nicht mit Bus und Bahn an diesen Ort, das gehört sich ja nicht! Freilich holt der Mann sie ab, am besten in einem ansehnlichen Gefährt. Auf dem Weg ins Restaurant hält er jede sich den beiden in den Weg stellende Tür auf, und nachdem die beiden ihr 4-Gänge-Menü verzehrt und den Rotwein ausgetrunken haben, zahlt er den ganzen Spaß, ohne eine Miene zu verziehen. So oder so ähnlich lief es vor Jahrzehnten ab – und in manchen Fällen auch heutzutage.
Manche nervt das, schließlich kommt gerade der Part mit dem Zahlen der Rechnung doch eher aus einer Zeit, in der die Frau kein eigenes Einkommen hatte – weil sie nicht arbeiten durfte. Andere denken sich: "Natürlich kann ich mein Essen selbst zahlen, natürlich arbeite ich und bin finanziell wie emotional unabhängig – aber wenn der Mann meint, das muss so sein, sag ich nicht nein!"
Studie zeigt: Klassische erste Dates spiegeln sich in klassischen Geschlechterrollen wider
Jessica J. Cameron und Emma Curry haben sich die Erwartungshaltungen bei ersten Dates in einer Studie genauer angeschaut. Nach ihren Untersuchungen gibt es bestimmte "Skripte" bei ersten Verabredungen, die sie als "sozial konstruierte Erwartungen oder Normen für das Verhalten in bestimmten Kontexten" definieren. Die Skripte enthalten "traditionelle Geschlechterstereotypen", nachdem den Männern beispielsweise ein aktives und dominantes Verhalten zugeschrieben wird und den Frauen ein reaktives Verhalten. Meint im Klartext: Die Männer laden ein, die Frauen warten auf die Einladung.
Diese passive Frauenrolle – die wir ja schon aus alten Märchen kennen – zieht sich nach den Erklärungen der beiden Forscherinnen übrigens auch durch den Rest der Beziehung. Stichwort Heiratsantrag: Der wird in 83 Prozent der Fälle noch immer vom Mann gemacht – nur 5 Prozent der Frauen nehmen hier eine aktive Rolle ein. Die Skripte, so erklären die Wissenschaftlerinnen, stellen die Grundlage für die Einhaltung der traditionellen Geschlechterrollen im Verlauf der späteren Beziehung.
Die Geschlechterstereotype halten sich wacker
Und wenn eine Frau keine Lust hat, die passive Nebenfigur zu sein? Oder ein Mann gar wagt, der Frau die Zügel in die Hand zu geben? Laut der Ergebnisse der Studie kommt das nicht so gut an: "Obwohl Männer behaupten, dass sie Frauen, die sie zu einem Date einladen, positiv sehen, zeigen Untersuchungen, dass Männer weniger geneigt sind, Beziehungen mit solchen Frauen zu akzeptieren und fortzusetzen."
Cameron und Curry erkannten in ihren Untersuchungen, dass sich die Dating-Skripte über die letzten 25 Jahre kaum verändert haben – insbesondere in Bezug auf traditionelle Geschlechterrollen. Sie sammelten 2015 hypothetische Dating-Skripte und verglichen die Ergebnisse mit Daten aus einer Studie von 2000. Ein Ergebnis: Die Geschlechterstereotype hielten sich in diesen 15 Jahren wacker. Aber es gibt Hoffnung: Gerade die jüngeren Proband:innen stimmten einem geschlechtsspezifischen Skript beim ersten Date weniger zu. Der Mann, der alles regelt und bestimmt? Hoffentlich wohl bald ein Ding der Vergangenheit – zumindest für die Menschen, die das nicht so möchten.
Verwendete Quellen: psychologytoday.com, de.statista.com