Hackst weiter. „Nenn mir eine Sache, um die du uns beneidest“, sagst du. „Nur eine!“ UNS. Hast gerade UNS gesagt. Nicht MICH. Eine Sammelklage also, bei der MIR stellvertretend für ALLE ein kurzer Prozess gemacht werden soll. Bloß nichts Falsches sagen. Denk nach, Mann, denk nach! Diese Stille, so unerträglich wie zwischen den Worten „Legt an“ und „Feuer“. Beneide euch nicht. Und dich nicht. Bin nicht immer glücklich damit, ich zu sein, klar, aber ein Kerl, das bin ich schon ganz gern. Nicht nur wegen dieser ungerechten Sache mit dem Gehalt – was ist die psychologisch klügere Formulierung? Dass wir für die gleiche Arbeit mehr Geld bekommen oder ihr weniger? Dann dieser biologische Kram: Periode, Pille, Schwangerschaft, Geburt, Hängebusen, Wechseljahre. Auf der anderen Seite: Bierbauch, Glatze, Midlife-Crisis – nur ein einziger Marathon, und die meisten Probleme haben sich bei uns erledigt. In 42 Kilometern. Nicht in 42 Jahren.
Möchte vor der Urteilsverkündung an dein Herz appellieren. An deine Intuition, dein Bauchgefühl. Etwas, worauf ihr euch doch immer verlassen könnt. Du nennst das „in dich reinhören“. Esoterik-Sprech, bei dem sich mein Yin und Yang gegenseitig erwürgen. Würde das aber echt ganz gern können, dieses „In-mich-Reinhören“. Wie geht das? Den Kopf ausblenden. Und auf den Bauch hören. Immer. Nicht nur im Restaurant. Nur lass es uns anders nennen. „Immer-recht-Haben“ zum Beispiel. Das trifft es. Selbst wenn sich eine Entscheidung als falsch herausstellt, ist sie doch richtig – weil es immer falsch ist, nicht auf das Gefühl zu hören. Ein in sich geschlossenes System. Brillant.
Sage dir, dass ich gern euer Gespür für Zwischentöne hätte, die Empathie und die Fähigkeit, Gefühle zuzulassen und ihnen zu vertrauen. Schüttelst den Kopf und sagst: „Im nächsten Leben.“ Sicher nicht. Gibt kein nächstes Leben. Und wenn, werde ich wieder ein Mann.