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Wochenende Warum Sonntag der schlimmste Tag in der Woche ist

Frau sitzt traurig in der Küche
© Westend61 / Getty Images
Irgendwann einmal sagte eine Freundin, die allein lebt, am schlimmsten seien die Sonntage. Lange hat unsere Autorin das nicht verstanden. Jetzt weiß sie genau, warum.

Es ist 8:30 am Sonntag. Ich bin wach. Draußen ist es grau. Das weiß ich auch ohne mein Rollo nach oben zu ziehen. Vermutlich nieselt es, es nieselt hier nämlich immer, wenn es grau ist. Also rücke ich mein Kopfkissen zurecht, drehe mich um und versuche auszublenden, dass der Sonntag gerade erst begonnen hat und ich keine Ahnung habe, wie ich ihn rumkriegen soll. Doch statt wieder einzuschlafen, starre ich an die Wand, hinter der die Nachbarskinder ­– bereits putzmunter ­– wilde Spiele spielen.

Sonntag – Ein Tag in der Hölle

Auf meine Frage, was am Single-Dasein das Schlimmste sei, antwortete mir eine Freundin: die Sonntage. Ich habe es nicht verstanden, schließlich hatten die Sonntage in unserem Familienleben eigentlich keine größere Relevanz, außer, dass der Tag darauf Montag und somit der Beginn einer neuen, stressigen Woche ist. Da wusste ich auch noch nicht, dass ich ein paar Monate später zu ihr am Telefon sagen würde: „Du hast recht, der Sonntag ist der Tag aus der Hölle.“ Oder in der Hölle, denn so fühlten sich die ersten Sonntage als Single-Mama an.

Als ob man einfach einen Teil weggeschnitten hat

Wir waren die letzten Jahre zu viert. Jetzt bin ich entweder allein oder wir sind zu dritt. Das ist komisch und traurig, denn irgendwie fehlt immer jemand. Mit den Kindern gemeinsam kriege ich die Zeit rum, wir unternehmen viel, besuchen Freunde, machen es uns so schön, wie es geht. Die Zeit allein hingegen fühlt sich, noch zumindest, furchtbar an. Denn mit Ende Dreißig sind die meisten in festen Partnerschaften, haben Haus, Familie, Katze und Hund. Da sitzt man gern sonntags auf dem Sofa, zieht sich eine Serie nach der anderen rein oder ist mit Kind und Kegel unterwegs. Natürlich ist für mich immer ein Platz auf der Couch meiner Freunde frei, aber sorry, da komme selbst ich mir sehr merkwürdig bei vor. Während sie ihre Paarzeit oder das Familienleben genießen, fühlt es sich für mich an, als hätte man meine weggeschnitten und wedelte mir mit dem fehlenden Teil noch hämisch grinsend vor der Nase herum.

Zwischenwelt mit Wärmflasche

Doch ganz von diesen Einsamkeitsgefühlen losgelöst: Auch früher schon fand ich den Sonntag oft komisch. Der Tag ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Er ist das Ende der Woche, aber auch nicht mehr richtig Wochenende, weil man schon mit einem Bein im Montag steht – den ich wiederum aktuell sehr mag. Im Sommer ist er vielleicht noch okay, aber im Herbst und Winter…?! Da geht doch niemand freiwillig vor die Tür. Die meisten igeln sich ein, statt etwas zu unternehmen. „Chillen und ausruhen“, die Quintessenz, wenn ich befreundete Paare frage, ob sie Lust auf eine Unternehmung haben, „Wäsche machen, Chaos beseitigen und vielleicht auch ausruhen“, die von befreundeten Eltern – und das sei jedem von Herzen gegönnt! Aber ich? Ich muss das erstmal lernen, was man so mit sich selbst an diesem ätzenden Tag anfängt, ohne dabei ständig andere Familien mit meiner Anwesenheit zu behelligen oder mich mit meinen Gedanken an Vergangenes zu quälen. Es ist okay allein zu sein, aber sonntags bin ich oft einsam. Vielleicht kann ich das irgendwann: Den ganzen Sonntag Netflixen – mit meiner Wärmflasche im Arm. Wieviele Wärmflaschen hinter anderen Türen wohl auch mit auf dem Sofa sitzen? 

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