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Warum Streiten gesund ist – sogar vor den Kindern!

Unsere Autorin schämte sich immer, wenn sie sich mit ihrem Mann vor den Kindern anzickte. Bis sie merkte, dass das auch total gut für den Nachwuchs sein kann...
von Theresa König

Ich werde unsachlich, wenn ich sauer bin. Leider. Deswegen kann ich auch nicht ganz rational und zurückhaltend sein, wenn mein Mann sich bescheuert verhält. Grundsätzlich bin ich ja der Meinung, dass ein Streit die Luft reinigen kann und echt gesund ist. Wut und Ärger in sich reinzufressen, kann einfach nicht die Lösung sein. Wenn jeder alles gesagt hat, was ihn stört, sind die Fronten geklärt, dann kann man schließlich wieder entspannt von vorne anfangen. Das sollen auch meine Kinder wissen. Das wird ihnen ja im Leben nicht schaden.

Manchmal werde ich laut oder knalle Türen

Allerdings bin ich – wie gesagt – manchmal leicht unsachlich. Dann werde ich zickig, mein Ton spitz oder beleidigend, manchmal schreie ich rum und knalle Türen. Das finde ich selber nicht so richtig gut. Natürlich könnte man mir jetzt sagen, ich solle mich zusammenreißen, aber manchmal geht das einfach nicht. Wenn die Kinder krank sind, der Mann kaum da ist, sich auf dem Schreibtisch die Arbeit stapelt und dann auch noch die Spülmaschine kaputt ist. Die meisten Mütter werden wissen, was ich meine...

Ich sprach also neulich mit einer Kollegin über dieses Thema und sie sagte: "Wir streiten uns dauernd zu Hause, dann vertragen wir uns wieder. Kinder müssen ja lernen mit Konflikten umzugehen". Dabei wirkte sie ziemlich zufrieden. In dem Moment mochte ich sie noch lieber als ich sie eh schon mag. Was für eine wunderbare Sichtweise auf die Dinge! "Nur soll man dabei ja fair sein, das kriege ich nicht immer hin", ergänzte sie lachend. 

Ich wusste genau, was sie meinte. Das Thema interessierte mich auf jeden Fall, deswegen recherchierte ich ein bisschen. Sowohl in meinem Freundeskreis als auch im Internet waren sich alle einig: Streiten ist völlig okay – wenn dabei keine Schimpfworte fallen und man sich später wieder verträgt. Am besten in Anwesenheit der Kinder. Außerdem soll man sie nicht mit reinziehen oder womöglich so tun, als wäre alles okay, wenn es das nicht ist. Sowas merken sogar Einjährige ja schon. 

Streit heißt nicht, dass man sich scheiden lässt

Tatsächlich müssen Kinder ja auch lernen, dass nicht alles im Leben immer nur Friede, Freude, Eierkuchen ist. Dass es überall Konflikte gibt, die bewältigt werden wollen. Und dass ein bisschen Zoff nicht heißt, dass man nie mehr miteinander redet oder sich gleich scheiden lässt. Ist auch eine wichtige Lektion, oder?! Die können sie von mir auf jeden Fall sehr gut beigebracht bekommen. Mal abgesehen davon, nehmen meine Töchter auch wenig Rücksicht auf mich, wenn sie sich mal richtig kloppen. Nur mal so als Randbemerkung.

Ich glaube: Wenn man jemanden liebhat, hat man ihn ja auch lieb, obwohl man ihn manchmal doof findet. Zuneigung heißt nicht, dass man immer alles an dem anderen super finden muss, sondern, dass man ihn mag, obwohl er Schwächen hat. Ich möchte schließlich auch gemocht werden, obwohl ich nicht im Ansatz perfekt bin und mal meckere oder rumschreie. 

Dann streite ich jetzt eben leiser

Auf jeden Fall fühlte ich mich schon nach dem Gespräch mit der Kollegin rehabilitiert. Statt des Vorsatzes, nie mehr mit meinem Mann vor meinen Kindern zu streiten, nehme ich mir einfach vor, fairer zu streiten, leiser zu streiten – und mich vor allem immer zu versöhnen. Das klingt für mich machbar. Ich bin schließlich auch nur ein Mensch. Und ein bisschen Ärger ab und an, der bewältigt wird, ist schließlich auch total super für die Kinder. 

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