Hier könnt ihr es ruhig zugeben. Keine Scheu. Wirklich. Selbstgespräche sind nämlich total normal. Wir führen sie unter der Dusche, beim Joggen, wenn wir im Auto sitzen oder uns gerade mal wieder jemand so richtig auf die Nerven gegangen ist. Manchmal pöbeln wir lautstark vor uns hin – und manchmal führen wir ganz leise, lange, innere Monologe oder ausgewachsene Diskussionen.
Ist das jetzt ein Zeichen dafür, dass wir verrückt geworden sind? Nein. Und wenn, dann sind wir alle ein bisschen gaga. US-Forscher gehen davon aus, dass 96 Prozent aller Erwachsenen gelegentlich Selbstgespräche führen. Und bei den Kindern sind es noch mehr. Bis sie fünf Jahre alt sind reden die nämlich fast den ganzen Tag vor sich hin. Sie sabbeln, singen, erzählen sich Geschichten und sind damit die besten Alleinunterhalter. Dabei passiert im Kopf etwas ganz Abgefahrenes: Intuitiv bündeln Kindern so ihre Aufmerksamkeit und sortieren ihre Gedanken – und das führt dazu, dass sie schwierige Aufgaben besser lösen können als jene, die dabei nicht vor sich hinreden, wie amerikanische Psychologen herausgefunden haben.
Des Rätsels Lösung
Wer also ein Problem hat, der sollte ruhig lautstark bei sich selber Rat suchen. Denn sobald man formuliert (oder vor sich hinkritzelt, das hat den gleichen Effekt) entsteht ein Ideenbrei, aus dem sich neue Gedanken entwickeln können, mit denen wir wiederum zur Lösung des Problems kommen.
Dass Selbstgespräche erfolgreicher machen, wissen Spitzensportler übrigens schon seit Jahren. Denn Sportpsychologen haben längst bewiesen, dass Worte motivieren und aktivieren können. Deswegen reden sich Sportler vor Wettkämpfen ein, dass sie die schnellsten, tollsten und besten sind. Damit kommen sie dann nicht immer gleich als Erste ins Ziel, aber ihre Chancen steigen. Das heißt jetzt übrigens nicht, dass man ein Spitzensportler sein muss, um sich selber ein paar nette und anfeuernde Worte mit auf den Weg zu geben. Das geht auch ganz ohne Sportleibchen und Turnschuh.
Viele Menschen führen übrigens vor allem in negativen Momenten Selbstgespräche. Zum Beispiel, wenn sie sich über etwas ärgern. Und das passiert ja irgendwie ständig. Der Typ vor euch hat vergessen, dass er einen Blinker am Auto hat? Dann am besten gleich lauthals losschimpfen. Euer Mann denkt, er hätte für diese Woche genug im Haushalt getan? Haltet ihm sofort einen inneren Monolog. Das befreit. Und macht glücklich. Wir sollten eben viel mehr reden – am besten mit uns selbst.