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"Ja, ich finde mich in Hot Pants schön!" - Ein unverschämtes Geständnis

"Ja, ich finde mich in Hot Pants schön!" - Ein unverschämtes Geständnis
© Getty Images
Unsere Autorin trägt sehr gern knappe Höschen, obwohl sie kein Model ist. Darf sie das?
von Alexandra Keller

"Ich meine: Wer bitte trägt schon gern Hotpants?!", fragt die Kollegin mit schrägem Grinsen in den Kreis der Frauen. Alle lachen. "Ich.", kommt es kleinlaut aus der hinteren Ecke des Büros. Schweigen. Köpfe drehen sich zu mir rüber. "Ernsthaft?". "Ja", sage ich, "wieso denn nicht?".  "Und um ehrlich zu sein: Mein Lieblingskleidungsstück ist der Bikini", setze ich jetzt noch einen drauf. Die Kollegin lacht: "Was? Das habe ich so ja noch nie gehört." Meine Güte, denke ich, wenn das stimmt, ist wohl wirklich etwas dran andem Spruch den ich neulich auf einer Postkarte las: "Selbstliebe ist die größte Revolution". "Ich finde das total schräg", sagt die Kollegin, "das musst du unbedingt schreiben". Ja?

Na gut. Hier nun also mein markerschütterndes Geständis: Ich finde mich selbst echt ganz ok. Sogar in Hot Pants. Und Bikini.Und das scheint etwas Ungewöhnliches zu sein.

Nun mag jeder denken: Wahrscheinlich ist sie Topmodel. Bin ich nicht. 1,75 groß, Kleidergröße 40 – das ist doch ok, oder? Wenn es warm ist, fühle ich mich tatsächlich in kurzen Hosen am wohlsten – was für eine Weltsensation. Noch wohler fühle ich mich dann, Trommelwirbel: Im Bikini am Strand. Luft auf der Haut, Wasser, Sand – was kann es Schönreres geben? Nein, es geht mir dabei nicht um den FKK-Gedanken. Das Wichtigste sollte schon bedeckt sein. Aber mit dem Rest habe ich eben einfach kein Problem. Auch wenn ich nicht aussehe wie die "Mädchen" in den Illustrierten. Ist das denn schlimm?

Niemand sieht aus wie in der Werbung

Verbringe ich mit meinen ältesten Freundinnen eines von unseren berühmten Mädelswochenenden und wir aalen uns in der Sonne, kommt immer irgendwann der Spruch: "Mensch, du hast ja schon wieder kein Hemd an!". Man kennt mich eben. Und ich bin bekannt dafür, das ich jeden Sonnenstrahl auf der Haut absorbiere – bildlich gesprochen, da sich mein Teint tatsächlich binnen weniger Stunden in ein tiefes Braun verwandelt. Meine Mutter sagt, diese Art Körperbewusstsein hätte ich von meinem Vater geerbt. Und tatsächlich: Gartenarbeit macht der bevorzugt in Badehose.

Warum aber fühlt sich mein ungezwungener Umgang mit meinem Körper für andere so ungewöhnlich an? Warum schwitzen so viele Frauen freiwillig bei 30 Grad in langen Hosen oder trauen sich im Urlaub nicht an den Strand? "Hast du dich im Freibad mal umgeschaut?", frage ich meine Kollegin, die nackt nicht viel anders aussehen dürfte als ich. "Ich sehe da nie jemanden, der aussieht, wie uns die Werbung das weismachen will", erkläre ich, "warum also sollte ich mir von einem schrägen Selbstbild einen schönen Sommertag kaputt machen lassen?". Sie nickt vorsichtig.

Übrigens: Auf Fotos finde ich meinen Körper dann auch oft unmöglich. Aber das Schöne an unserem Weg-Wisch-Zeitalter ist doch: Zack und schon ist das Bild im virtuellen Papierkorb gelandet. So habe ich nur Bilder in meiner Handy-Galerie, auf denen ich mich ausdrücklich schön finde. Und die schaue ich mir dann wieder und wieder an. Vielleicht ist das mein Geheimnis.

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