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Huch? Warum habe ich eigentlich drei verschiedene Kleidergrößen?

Huch? Warum habe ich eigentlich drei verschiedene Kleidergrößen?
© Getty Images
Während die Hose bei Gap in 38 wunderbar sitzt, braucht unsere Autorin bei H&M zwei Nummern größer. Und zwar nicht, weil sie inzwischen fünf Kilo zugenommen hat. Wie kann das sein?
von Viola Kaiser

Ich bin figurtechnisch eine sehr durchschnittliche Frau. Tatsächlich hängen in meinem Kleiderschrank mindestens drei verschiedene Größen: 38, 36, M und auch L. Ja, ich habe auch ein paar Kleidungsstücke in "Small", aber nicht, weil ich so klein und dünn bin, sondern weil Größe eher eine Geschmacksache zu sein scheint. Während ich leider nicht magischerweise innerhalb von drei Stunden meine Figur ändern kann, kann ich es schaffen an nur einem Nachmittag in drei verschiedenen Geschäften in drei völlig verschiedene Größen zu passen. Wie das sein kann?

Mitunter liegt das wohl am Stil der Kleidung. "Zara zum Beispiel spricht bewusst sehr schlanke Kundinnen an", bestätigt auch Simone Morlock, Teamleiterin Scanning, Passform & Ergonomie beim Hohenstein Institut für Textilinnovation. Will ein Label eher junge, hippe Kundinnen haben, ist eine 36 echt was für Kinder. Da braucht man mit Durchschnittsmaßen einer erwachsenen Frau mindestens eine 40. Auch H&M wurde in der Vergangenheit deswegen oft kritisiert. Innerhalb eines Konzerns sollten Größen vergleichbar sein, das ist es aber auch schon an Definition. "Zum Teil haben Unternehmen, die Mode zukaufen, ebenfalls unterschiedlich ausfallende Kleidung mit dem Label '40' innerhalb eines Ladengeschäfts im Sortiment", so die Größenexpertin. Marken, die eher gestandene Frauen mit ebensolchen Maßen für sich gewinnen möchten, setzen auch schon mal ein 36er-Label auf eine 40. "Schmeichelgrößen", nennt Simone Morlock diese bequemen Passformen. Gerade Textil-Unternehmen, die sich an ältere Damen wenden würden, ließen ihre Kleidergrößen mit dem sich im Alter ganz natürlich ausdehnenden Körpermaßen mitwachsen. Ich persönlich freue mich ja immer darüber. Korrekt ist das irgendwie trotzdem nicht. 

In der 40 fühle ich mich gleich dicker als in der 38

Natürlich spielt es auch eine Rolle, aus welchem Land der Laden stammt, in dem ich gerade shoppe. Spanier, Franzosen und Italiener: In der Regel kleiner. Bei amerikanischen und britischen Marken passt einer 40er-Frau gern mal S. Liegt daran, dass die durchschnittliche US-Amerikanerin oder Britin eher nicht geformt ist wie eine grazile Ballerina. Dies bestätigt auch Simone Morlock. Apropos Form: bei Größen werden immer nur Maße berücksichtigt, nicht dass Körper unterschiedlich geformt sind. Auch wenn es bestimmte Richtwerte gibt und die Deutschen immer mal wieder von Morlocks Team vermessen werden, um Durchschnittswerte ableiten zu können. "Die Hosengröße 36 müsste theoretisch in neun verschiedenen Passformen angeboten werden – das wäre allerdings total unwirtschaftlich für die Unternehmen", verteidigt die Vermessungsexpertin das Größengewirr. Deshalb ist es wohl am sichersten, Kleidung einfach anzuprobieren –  oder langfristig eine oder zwei Marken zu finden, die immer gut sitzen.

Beim Onlinekauf hat mich diese Ungenauigkeit schon oft genervt – gerade, wenn ich bei einer neuen Firma bestellt habe. Ich merke dann auch schnell, dass ich nicht so gern die 40 nehme, weil ich mich gleich dicker fühle. Was natürlich totaler Unsinn ist. Entscheidend ist schließlich, was mir passt und worin ich mich wohlfühle. Völlig egal, welche Nummer auf dem Etikett steht. Deswegen ist diese Willkür vielleicht auch eine Chance. Nämlich die, am eigenen Beispiel zu merken, wie unwichtig Kleidergrößen wirklich sind. 

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