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Mars-Mission oder kleine Joggingrunde? – Über Funktionskleidung

Mars-Mission oder kleine Joggingrunde? – Über Funktionskleidung
© Getty Images
Als Großstadtsportler braucht man vor allem eins: die richtige Ausstattung. Natürlich hochfunktional, am besten sehr, sehr teuer. Unsere Autorin findet diese ganze Überausstattung total übertrieben.
von Diana Huth

Hamburg, Mitwochabend am Alsterlauf. Hier trifft sich Hinz und Kuntz, um sich an der 7,8 Kilometer langen Runde zu messen, manche sogar mehrfach. Kaum jemand läuft hier im Baumwoll-Shirt oder abgelaufenen Turnschuhen. Nein, nein. Wenn schon, denn schon. Man will sich ja auch zeigen. Die Sportklamotten sind nicht nur atmungsaktiv und schnell trocknend – also "Dry Fit" – sondern erinnern schon stark an die Klamotten von Marty McFly alias Michael J. Fox in „Zurück in die Zukunft“. 

Kompressionsstrümpfe auf 8 Kilometern – ernsthaft?

Mit den ganzen Technikdingern habe ich mich ja längst abgefunden. Jeder scheint ein Fitnessarmband oder eine Apple Watch zu tragen: Schritte zählen und Herzschlag messen gehören heute mehr zum Workout als auf die richtige Atmung zu achten. Und zum Glück sagt mir mein Gadget jetzt, wann ich nicht mehr kann. Für mich ist das nichts. Viel zu teuer und dieses ständige Vergleichen mit früheren Leistungen oder den Werten anderer, das macht mir viel zu viel Druck. 

Apropos Druck: Welcher Mensch braucht eigentlich Kompressionsstrümpfe für einen Acht-Kilometer-Lauf? Klar, es gibt medizinische Gründe und von Betroffenen weiß ich, wie sehr sie ihre Strümpfe manchmal verteufeln, vor allem, wenn sie im Sommer ständig darunter schwitzen. Wie hoch der Nutzen von Kompressionsstrümpfen für gesunde Sportler ist, darüber ist man sich noch uneinig. Spannend ist, dass sie scheinbar mehr bringen, je unsportlicher man ist. Wenn ich das jetzt auf all die Alsterläufer übertrage... Mensch, muss Hamburg unfit sein. Aber den meisten scheint es auch nicht um den Effekt, sondern ums Aussehen zu gehen. Der Sport wird dabei zur Nebensache.

Bitte dem Anlass angemessen kleiden

Also mal ehrlich, ich habe nichts dagegen, beim Sport Funktionswäsche zu tragen. Es kann ja auch praktisch sein, wenn das Shirt schnell trocknet oder wasserabweisend ist, aber was bringt die tollste Ausrüstung, wenn sie entweder nur einmal getragen wird und dann im Schrank vergammelt, oder man unglaublich überausgestattet ist für nur eine sehr kleine Laufrunde?

Das gilt übrigens nicht nur für den Abendsport, sondern passiert auch schnell auf Reisen. Wanderstöcke, funktionale Outdoor-Klamotten, Kompass, Karte und Flaschenhalter... Selbst, wer nur auf den Bungsberg um die Ecke will, ist schon ausgestattet wie für eine Everest-Expedition. 

Am Ende geht es wohl einfach nur ums Gefühl. Wir wollen so sportlich sein wie Usain Bolt, ein richtiger Abenteurer wie Reinhold Messner oder so sexy wie Beyoncé. Deswegen übertreiben wir es maßlos. Selbst Barbara.

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