Wir können hier ganz offen reden: Daher sage ich ehrlich, dass ich Reizwäsche nervig und total unnötig finde. Ich kann sie einfach nicht tragen. Sie kneift im Po, ist oft kratzig und viel zu teuer. Meine Jogginghose hingegen ist wunderbar. Sie passt sich an, ist kaum spürbar, begleitet mich seit Jahren ohne irgendwelche Zicken. Im Gegenteil, sie wird mit den Jahren immer besser, bequemer und geschmeidiger.
Ich habe gerne mal keine Kontrolle
Außerdem hat sie einen weiteren Vorteil: Sie ist eine Art textiles Zuhause. Wenn ich in sie reinschlüpfe, bin ich ganz ich selbst. Da ist nichts mehr von der Frau übrig, die sich in Hosen quetscht, die ihr irgendwie zu klein geworden sind oder die gern mal elegant wäre – was sie nie war. Die Frau auf der Couch in der ausgeleierten Buxe bin schlicht und ergreifend ich. Das allein müsste jetzt nicht positiv sein. Das Entscheidende daran ist, dass ich mich damit total wohl fühle. Und das macht mich zu einem angenehmeren Menschen. Karl Lagerfeld sagte einmal, dass Menschen, die Jogginghosen tragen, die Kontrolle über ihr Leben verloren hätten. Ich sage: Das kann wohl sein. Am entspanntesten bin ich nämlich, wenn mal keine Kontrolle über irgendwas haben muss.
Deswegen stelle ich mal die steile These auf, dass ich am anziehendsten in diesem hellgrauen Jerseymodell bin, das meinen Hintern keinesfalls erotisch betont. Ja, diese alte Buxe verleiht mir eine gewisse Würde, die ich in High Heels und Minirock niemals ausstrahlen könnte. Das ist Quatsch? Eine Studie der Eliteuniversität Harvard gibt mir zumindest Recht. Sie hat herausgefunden, dass Frauen in Jogginghose (und Sneakers) besonders erfolgreich sind: Sie werden nämlich vor allem im Job oder Edel-Restaurant als besonders souverän und außerdem elitär wahrgenommen. Die Erklärung. Die Damen, die sich gesellschaftlichen Normen widersetzen, demonstrieren, dass sie die gesellschaftliche Anerkennung gar nicht nötig haben. Sie sind schließlich schon ganz oben. Noch Fragen?
Ist nicht jeder attraktiver, wenn er entspannt ist?
Tatsächlich ist es so: Wenn ich mich total aufbrezle, um meinem Mann zu gefallen, merkt der das manchmal gar nicht. Wenn ich aber in meiner Jogginghose auf der Couch abhänge, bin ich vor allem eins – zufrieden. Es ist nämlich keineswegs weit hergeholt, wenn ich sage, dass enge Hose und unbequeme Schuhe mich aggressiv machen. Ist nicht jeder attraktiver, wenn er entspannt ist? Außerdem bin ich einfach zu faul, um mich jedes Mal herzurichten, wenn er in der Nähe ist.
Andersrum ist das übrigens genau dasselbe, mein Typ findet es auch schön, mal so richtig abzuhängen. Ich glaube, das macht er am liebsten mit mir. Was könnte eine aufrichtigere Liebeserklärung sein, als dass ich diese eine Sache nur und am allerbesten mit ihm kann? Eben. Abgesehen davon, dass Jogginghosen insofern total supersexy sind, dass man sie sehr schnell ausziehen kann. Kinder der 80er erinnern sich vielleicht noch an das Modell "Schnellfickerhose" mit seitlicher Knopfleiste?
Sex und TV
Klar weiß ich, dass es nicht nur um Sex und TV geht in Beziehungen. Man muss sich auch mal schick machen und rausgehen und so weiter, dagegen habe ich auch rein gar nichts einzuwenden. Date Night ist super, das kennt man ja alles. Tatsächlich glaube ich aber, dass es nicht die Nächte draußen sind, die uns zusammengeschweißt haben, sondern die, die wir zusammen drin verbracht haben. Vor allem, wenn wir dabei Jogginghosen trugen.