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#Unmutepain Wie wir über Schmerzen sprechen lernen

Frauenschmerz
© CSA-Printstock / Getty Images
Wir alle spüren ihn, und wir alle haben ihn ab und an: Schmerz. Darüber zu sprechen, fällt vielen von uns dennoch schwer. Jammern? Bitte nicht! "Ist doch nicht so schlimm", haben wir schon als kleine Mädchen zu hören bekommen, in der Jugend hat es sich fortgesetzt. Und noch immer wird vor allem Frauenschmerz tabuisiert. Mit der Kampagne #Unmutepain will ThermaCare® Frauen Gehör verschaffen.

"Was ist denn nun schon wieder los?", "So schlimm kann das doch gar nicht gewesen sein.", "Stell dich nicht so an." – Sätze, die wir schon als Kinder zu hören bekommen haben und unsere Kinder vielfach auch noch heute hören. Was das macht? Das macht, dass Schmerzen verschwiegen werden. Das macht, dass sich Kinder dafür schämen, Schmerz zu empfinden. Speziell weibliche Schmerzformen, wie Menstruationsschmerzen, werden von der Gesellschaft nach wie vor weitgehend tabuisiert. Mädchen sitzen noch immer mit schlimmen Krämpfen in der Schule, wenn sie ihre Periode bekommen und versuchen, sich bloß nichts anmerken zu lassen. Das Gleiche später im Job. Wegen Kopfschmerzen krankmelden? Total ok. Aber wegen Periodenschmerzen ...? 

Warum wir das Schweigen beenden müssen

Wir bluten! Wir haben Schmerzen. Es tut oft scheiße weh und das in der Regel einmal im Monat. Frauenschmerz, etwa in Form von Menstruationsschmerz, wird schon immer versteckt, weil es "etwas Unangenehmes" ist und keiner hören will, dass eine Frau blutet. Doch wenn niemand darüber redet, werden die Hemmungen immer größer. Viele Frauen leiden darunter, Mitgefühl bekommen sie aber wenig. Vielmehr heißt es: Musst du nun mal durch – aber doch bitte ohne zu jammern. 

Was gut ist: Es tut sich was. Die Menstruation wurde durch die sozialen Medien in die Öffentlichkeit getragen. Influencer:innen machen sich nackt, um zu zeigen, wie normal all das ist, und sie versuchen, uns selbst von der Scham zu befreien, die uns in den 90ern auch durch die Werbung für Menstruationsprodukte in die Unterhose gelegt wurde. Fürs Fernsehen mussten Körperflüssigkeiten blau sein. Jetzt geht es darum, ein Gefühl für das Normale herzustellen, zu lernen, dass nichts daran eklig ist, sondern unser Körper nur absolute Bewunderung verdient. Und dennoch schleppen wir uns noch immer trotz Unterleibsbeschwerden zum Job, obwohl wir kaum stehen können und der Kreislauf im Keller ist. Schließlich sind wir ja nicht krank, sondern haben "nur" unsere Tage. Und schließlich soll das doch keiner merken oder?  

Es ist noch viel zu tun

Der Grundstein wird schon in der Kindheit gelegt. Tun wir es als "Ist doch nicht so schlimm" ab, wenn sich ein Kind gestoßen hat und weint, sprechen wir ihm seine Gefühle ab. Was Kinder daraus lernen? Das es besser ist, die Gefühle zurückzuhalten und das Weinen zu unterdrücken. Indem wir den Schmerz aber ernst nehmen und den Kindern zuhören, können wir sie schon früh sensibilisieren, erklärt Hebamme Sissi Rasche im Gespräch mit ThermaCare®. Fragen wie "Was ist passiert? Was tut dir weh? Wie können wir dir helfen?" vermitteln: Es ist vollkommen okay, dass du traurig bist, weil dir etwas wehtut. Du darfst sagen, wenn etwas schmerzt, wir sind da und helfen dir. Auch die Tabuisierung von Menstruationsschmerzen muss laut Sissi ein Ende haben: "Man muss diese Schmerzen ernst nehmen und sie nicht als 'Mädchenkrankheit' darstellen." Gleiches gilt auch für verbalen Schmerz, beispielsweise wenn jemand mit Worten verletzt wurde. Statt Schmerz wegzureden, weil er unbequem ist, brauchen unsere Kinder vielmehr das Werkzeug und die Sicherheit, äußern zu können und zu dürfen, wie sich dies und jenes für sie anfühlt. Wir kommen nun mal nicht drumherum, uns wehzutun.   

Schmerzen gehören dazu

Für viele Menstruierende gehören sie vor allem jeden Monat in unterschiedlicher Ausführung dazu. Bis zum Eisprung ist noch alles wunderbar, dann kommt der Mittelschmerz, die Brüste tun weh, im Unterleib zieht es, und den Höhepunkt erreicht all das zu Beginn der Periode. Doch obwohl es die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung betrifft, ist Menstruation im Berufsalltag bislang kaum ein Thema. Außer vielleicht in jungen Start-ups, schmuggeln Menstruierende noch immer heimlich Tampons und Schmerztabletten auf die Toilette, damit das bloß niemand merkt. Auch in puncto Schmerzen – und gerade bei Menstruationsschmerzen – haben viele Frauen im Berufsleben noch immer das Gefühl, diese verstecken zu müssen. Hinzu kommt das gelernte Verständnis von Periode: Das ist ja keine Krankheit, da muss ich jetzt durch. "Ich glaube, das hat damit zu tun, dass sie Angst haben, als 'nicht stark genug' eingestuft zu werden", so Sissi Rasche, "Man sollte als Frau, die gerade einen neuen Job angefangen hat, keine Angst haben müssen, krank zu sein oder wegen Periodenschmerzen zu fehlen."

Hört her!

Die Kampagne #UnmutePain von ThermaCare® macht genau auf diese Umstände aufmerksam und sensibilisiert schon junge Frauen dafür, sich mit ihrem Körper und der Periode auseinanderzusetzen. Das Thema Schmerz ist so wichtig, weil es so viel beinhaltet: Selbstwahrnehmung, Selbstakzeptanz, Körpergefühl, die Verbindung zu sich selbst. Es ist wichtig, dass wir ihn nicht länger runterschlucken, die Zähne zusammenbeißen und so tun, als wäre nichts. Über einen entzündeten Blinddarm sprechen wir auch, genauso selbstverständlich sollten Gespräche über Gebärmutter und Eierstöcke sein. Es geht nicht um stark oder schwach, sondern darum, dass es einfach normal ist – nicht mehr, nicht weniger.

Barbara

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