Es war einer dieser Abende, an denen ich mich bequatschen ließ, in eine Karaoke-Bar zu gehen. Zwar bin ich keine begnadete Sängerin, doch für ein paar Standards reicht es locker. Von 'Wonderwall' über 'Knocking on Heaven's Door' bis hin zu 'Barbie Girl' war schon einiges dabei. Mein absoluter Favorit ist 'Let Me Entertain You' von Robbie Williams. Das wird nicht so oft gewählt wie die anderen Songs, weil sich die meisten bei den Strophen verhaspeln. Mit ein bisschen Übung ist es für einen Robbie-Fan aber total machbar. Also nahm ich einen Zettel, schrieb Titel und Interpret auf, gab ab und wartete. Der Stapel war groß, ich wartete lang. Zeit, das Publikum zu scannen. Die Stimmung war gut und vor allem eine Truppe von Engländern hatte Spaß – was nach ein paar Pint englischer Standard ist. Doch diese Männer schienen nicht betrunken sondern einfach ausgelassen. Freudig, hoffte ich, dass sie bei 'ihrem' Robbie genauso mitgehen würden, wie bei den anderen englischen Songs.
'Let Me Entertain You' – oder eben nicht
Doch kaum öffnete ich den Mund, änderte sich etwas. Genervte Gesichter, manche drehten sich sogar weg und gingen nach draußen. "Meine innere Singe ich so schlecht? Mögen sie mich nicht? Hab ich etwas im Gesicht?", fragte ich mich. Alles schien möglich. Es war – natürlich – ganz anders. Wie so oft wenn ich innerlich überdramatisiere. Ich sang mein Lied zu Ende, ein paar Leute gingen mit, einige applaudierten, allen voran meine Begleitung, die es auch nicht verstehen konnte. Ich bestellte einen Drink und ging auf eine Zigarette hinaus – obwohl ich gar nicht rauche. Frische Luft tat gut. Einer der englischen Männer hatte ein besonders freundliches Gesicht und einen italienischen Akzent – das finde ich immer zum Kugeln. Vorsichtig tastete ich mich an das Gespräch und versuchte über den Akzent das Eis zu brechen. Es schien zu funktionieren: „Oh you sang 'Let Me Entertain You' – right?".
„Don’t take it personal, we are Robbie’s Crew“
Sie spielten diesen Song also jede Nacht. Und schon machte alles Sinn und ich wollte kurz im Erdboden verschwinden. Was solls. Es entstanden noch ein paar nette Gespräche und mein italienischer Engländer lud mich und eine Begleitung zum Konzert am Folgetag ein. Schon hatte ich vergessen, dass sie mich beim Singen stehen gelassen hatten.
Robbie in concert
Kurzerhand nahm ich eine Arbeitskollegin mit zum Konzert. Es war sehr aufregend – wir fühlten uns wieder wie Teenager und durften sogar durch den Hintereingang! Da war eine Bar mit kostenfreien Getränken und ein sehr ansehnlicher Mann drückte uns Kräuterschnaps in die Hand. Wo wir wohl sitzen würden? Oder bekamen wir gar die Möglichkeit im Bühnengraben zu stehen? Nicht ganz. Wir saßen seitlich mit gutem Blick auf die Bühne und exzellentem Blick auf den Screen.
Kaum hingesetzt, ging es auch schon los, ohne Vorband. Entertainment pur: prunkvoll, laut, bunt. Sogar eine Kanonenladung mit Konfetti war dabei. Es war so schön swingig, rockig und mit ganz viel Quatsch – typisch Robbie Williams eben. Auch die obligatorische Frau auf der Bühne, die Robbie dann ansang, durfte natürlich nicht fehlen. Es war mein erstes Robbie Williams Konzert. Und es konnte wirklich was, vor allem unterhalten.
Hach Robbie.