Viele Menschen finden den 14. Februar ganz furchtbar. Ich kann das verstehen. Dieses ganze Kommerzding rund um den Valentinstag ist ja auch verstörend. Und was soll die Idee, dass man nur an einem Tag im Jahr seinem Partner zeigt, dass man ihn liebt?! Oder ihm womöglich noch unoriginelle und kitischige rote Rosen schenkt?!
Wie gesagt, ich verstehe das alles. Aber ich mag diesen Tag trotzdem. Sehr sogar. Nicht, weil ich wahnsinnig romantisch wäre, sondern einfach, weil es mir und meinem Mann die Möglichkeit gibt, mal eine andere, eine etwas peinliche, aber eben doch liebevolle Seite zu zeigen. Und wenn es nur unter dem Deckmantel der Ironie ist. Wir haben uns vor Ewigkeiten in einem Dezember kennengelernt, danach eierten wir beide wochenlang rum, weil wir irgendwie nicht nur unromantisch, sondern auch irgendwie sehr jung und bindungsgestört waren. Am Morgen des 14. Februar ging ich ins Bad, und im Zahnputzbecher stand eine rote Zahnbürste. Ich habe diese Geste verstanden, ich fand sie wunderbar. Ich würde so weit gehen zu sagen, seit diesem Tag sind wir ein Paar.
Eine rote Zahnbürste? Es kommt auf die Geste an!
Seitdem ist der Valentinstag der Tag, an dem es mir relativ egal ist, ob es total uncool ist, den Valentinstag toll zu finden. Seitdem stehe ich offenkundig zu meiner Vorliebe. Ich sage das auch meinem Mann, damit er ihn ja nicht vergisst. Und ich finde, es muss garnichts Großes sein, das man veranstaltet. Es reicht, dass man daran gedacht hat, dass heute eben der Moment im Jahr ist, an dem man sich mal wieder demonstrieren könnte, dass man sich liebt. Und sich daran erinnert, dass man mal – vor langer Zeit – sehr, sehr frisch und heftig verliebt war.
Das kann man so lässig tun, wie er es vor mehr als einer Dekade mit der Zahnbürste tat oder so klassisch mit einer oder mehrerer roter Rosen wie es wahrscheinlich 80 Prozent der Valentinszelebrierer tun. Es geht darum, etwas zu tun. Wenn man es nach jahrelanger Beziehung schon nicht an den 364 anderen Tagen des Jahres tut, ist der 14. Februar doch eine Möglichkeit. Im Übrigen ist es wie mit "Dirty Dancing" – es gibt auch anspruchsvollere und vor allem bessere Filme, ich gucke ihn aber trotzdem gern.
Vielleicht lass ich den Fan in mir einfach raus
Natürlich kann ich auch an diesem Tag nicht komplett mein ironisches und pseudocooles Ich ablegen. Deswegen traue ich mich auch kaum öffentlich über meine Vorliebe zu reden. Selbst als mein Mann mir einmal ein (natürlich sehr ironisches und hippes, aber vor allem sehr rührendes) Fotoalbum nur mit uns beiden geschenkt hat, habe ich mich fast schon zu lässig bedankt. Aber manchmal – und zwar nicht nur am 14. Februar – gucke ich es mir an und freue mich ganz furchtbar uncool darüber, mit Tränen in den Augen und allem Drum und Dran. Wer weiß, ob ich dieses reizende Buch jemals ohne den Valentinstag bekommen hätte.
Ich will jetzt aber hier nicht so rumtun: Natürlich gab es bei uns schon Jahre, in denen wir vergessen haben, dass es diesen Tag gibt. Ist ja nur normal bei Arbeit, Kindern und Steuererklärungen, um die sich gekümmert werden soll. Deswegen sollte ich meinem Mann schnell diesen Artikel schicken. Nachdem ich mich geoutet habe, ist eh alles egal. Vielleicht lass ich dieses mal sogar Valentinstagsfan in mir einfach mal zu hundert Prozent raus. Vielleicht trage ich eine rosarote Sonnenbrille in Herzform, singe den ganzen Tag "All you need is love" und streue Rosenblätter ins Schlafzimmer. Der 14. Februar ist schließlich nur einmal im Jahr.