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Vorurteil Verwöhntes Einzelkind? Von wegen!

Verwöhntes Einzelkind: Kind mit Geschenken schreit.
© Getty Images
Einzelkinder sind altklug, verwöhnt, egoistisch. Schließlich mussten sie nie so erbittert um das letztes Gummibärchen kämpfen, geliebtes Spielzeug teilen oder die Klamotten auftragen, wie es nur Geschwister tun müssen. Aber sind Einzelkinder wirklich so schlimm wie ihr Ruf?

von Lena Selinger

Glaubt man gängigen Etiketten, sollte man um Einzelkinder besser einen großen Bogen machen. Schließlich denken die immer zuerst an sich. Und Egoisten kann niemand leiden. Ja, ist klar, dass die nichts dafür können. Schuld sind nämlich immer die Eltern. Wer schon in der frühkindlichen Entwicklung in Sachen Sozialkompetenz auf der Strecke bleibt, aus dem kann nichts anderes werden als ein fieser Klugscheißer. Das sind dann nämlich die, die schon im zarten Alter von drei Jahren mit Lebensweisheiten um sich werfen, bei Familienfeiern grundsätzlich am Tisch der Erwachsenen hocken und auch sonst ihre großspurige Art bei jeder Gelegenheit raushängen lassen. So zumindest der Ruf, der Einzelkindern vorauseilt. Doch wenn man diversen Studien Glauben schenkt, sind das alles haltlose Vorurteile

Klugscheißer mag keiner

Ja, es gibt sie wirklich, die altklugen Kinder, die mit gewichtiger Miene Anekdoten und Fakten aus ihrer Lebenswelt präsentieren, gestochen scharf und präzise im Ton und Vokabular einer 40-Jährigen. Doch der Grund ist objektiv betrachtet ziemlich logisch: Kinder ohne Geschwister unterhalten sich nunmal vorrangig mit Erwachsenen. Dadurch nehmen sie den Sprachduktus ihrer Eltern an. Und das ist doch eigentlich überhaupt nicht schlimm, bedeutet das doch auch, dass sich solche Kinder gut auf andere Gruppen und neue Personen einstellen können. 

Ich will aber! - Mit Einzelkindern macht spielen keinen Spaß

Sobald es nicht nach ihrer Nase geht, werden sie bockig. Gut, eine Eigenschaft, die wohl auf viele Kinder zutrifft. Tatsächlich spielen die meisten Kinder grundsätzlich viel lieber zusammen als alleine - vor allem Einzelkinder, die schon zuhause keinen Spielkameraden haben. Gerade deshalb ist man als Einzelkind darauf angewiesen, schnell neue Freunde zu finden, was sie nicht selten zu den geselligeren Spielkameraden Spielplätzen, im Urlaub oder im Freibad macht. Es ist übrigens sogar von Psychologen bestätigt: Einzelkinder sind in Gruppen und später auch in Cliquen sehr beliebt.

"MEINS!" - Teilen? Für Einzelkinder ein Fremdwort

Auch dieses Voruteil hält sich hartnäckig. Dabei haben Untersuchungen gezeigt, dass Einzelkinder viel kompromissbereiter sind als Geschwisterkinder, die immer Angst haben zu kurz zu kommen - Sei es bei der gerechten Verteilung der Süßigkeiten, als auch bei der Auswahl des TV-Programms. Der Einsatz der Ellenbogen ist unabdingbar unter Geschwistern. Einzelkindern hingegen fällt teilen leichter. Klar, müssen sie ja auch nicht ständig und können das einfach freiwillig tun. Überhaupt sind Einzelkinder erstaunlich gut im Vermitteln und häufiger bereit, Verantwortung zu übernehmen. Vor allem wenn es darum geht, für eigene Fehler geradezustehen. Sie haben ja keine Geschwister, denen sie es in die Schuhe schieben können.

Einzelkinder brauchen ständig Aufmerksamkeit

Einzelkinder müssen Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel nicht teilen. Logisch, dass sie mehr Aufmerksamkeit bekommen. Sicher auch finanzieller Natur. Da die Eltern nicht zwei oder mehr Kinder mit Kleidung, Taschengeld und Nahrung versorgen müssen, sitzt das Geld vielleicht auch an der ein oder anderen Stelle etwas lockerer. Also doch verwöhnte Gören? Nein, im Gegenteil! Studien zufolge sind Einzelkinder als Erwachsene sogar besonders selbstständig und im Job erfolgreich. 

Kinder gibt es in verschiedenen Ausführungen

Diskutiert man das Thema mit Freunden, kennt jeder mindestens ein Einzelkind, auf das alle negativen Charaktereigenschaften zutreffen. Nur in seltenen Fällen werden in diesem Zusammenhang aber auch Geschwister betrachtet. Das heißt nur noch lange nicht, dass wir die alle mögen, die immer besonders nett, zuvorkommend und liebreizend sind. Bockig hoch zehn können sie definitiv auch. Klar ist, Einzelkinder wachsen unter anderen Bedingungen auf, als es Geschwister tun. Dadurch sind sie aber nicht mehr oder weniger asozial. Im Grunde sind also doch immer die Eltern Schuld - sowohl in die eine als auch die andere Richtung.

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