"Heute kann es regnen, stürmen oder schneien... ", beginnt ein bekanntes Kinderlied. Wie auch immer sich das Wetter entwickelt, die treibende Kraft dahinter ist hauptsächlich die Sonne. Sie erwärmt die Luftschichten, so dass diese aufsteigen, abkühlen und Niederschlag bringen. "Wetter setzt sich aus vielen Einzelelementen und Wirkungskomplexen zusammen", erklärt der Medizin-Meteorologe Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst. "Man unterteilt es in drei Wirkungskomplexe. Den thermischen, zu dem etwa Lufttemperatur und -feuchtigkeit, Wind und Bewölkung gehören. Daneben gibt es den aktinischen, der unter anderem das Sonnenlicht mit Infrarotund UV-Anteil beinhaltet. Und schließlich den lufthygienischen Komplex, bei dem es um den Anteil von Fremdstoffen in der Luft geht, wie Feinstaub, Aerosole oder Pollen."
Während wir die klimatischen Hochs und Tiefs in den unteren 15 Kilometern der irdischen Lufthülle, der sogenannten Troposphäre, nicht beeinflussen können, sind die Auswirkungen des Wetters auf unsere Haut, unsere Haare und das Wohlbefinden gut erforscht - und wir können uns durch entsprechendes Verhalten und Pflege darauf einstellen.
Hitze, Kälte: Was der Körper bei Temperaturwechsel leistet
Steigende Temperaturen im Frühling regen den Stoffwechsel und den gesamten Organismus an. Der Energieschub, den der Körper jetzt bekommt, lässt sich schon daran messen, dass Haare, Fußund Fingernägel nun schneller wachsen. Bis wir aber die neue Kraft wirklich spüren, dauert es noch eine Weile. Viele haben jetzt mit Frühjahrsmüdigkeit zu kämpfen. Denn die Temperatur hat auch Einfluss auf das vegetative Nervensystem: Wird es draußen wärmer, stellt der Körper die Blutgefäße automatisch eher weit, wird es kälter, zieht er sie zusammen. Bei schnellen Temperatursprüngen, die zu dieser Jahreszeit eben öfter vorkommen, kann einem deshalb schon mal schwindlig werden. Besonders Menschen mit Migräne können empfindlich darauf reagieren. Ein weiterer Grund, weshalb wir etwas schlapp sind: Unter Umständen schläft man schlechter, weil es morgens früher hell wird. Wechselduschen, Sport und dichte Vorhänge helfen bei der Umstellung. Und die Haut? Liegen die Temperaturen unter acht Grad, ist die Talgproduktion gedrosselt, sodass der Schutzmantel deutlich durchlässiger für Schadstoffe von außen wird und Feuchtigkeit leichter entweichen kann. Reichhaltige Pflege mit vielen Lipiden schließt die Lücken in diesem Hydrolipidmantel, einer Art Bodyguard aus Feuchtigkeit und Lipiden, der vor Austrocknung und Kälte schützt. Sobald draußen dann über acht Grad erreicht sind, produziert die Haut wieder vermehrt Talg - ein Segen für trockene, für fettige und Mischhaut aber oft ein Problem. Daher ist jetzt Reinigung mit Produkten wichtig, die zum Zustand der Haut passen. Und der Wechsel zu einer leichteren Tagespflege oder zu Fluids, die viel Feuchtigkeit spenden.
Was bewirkt Luftfeuchtigkeit?
Je kälter die Luft, desto geringer ist ihr Feuchtigkeitsgehalt - und desto größer der sogenannte transepidermale Wasserverlust, also die Abgabe gespeicherter Feuchtigkeit über die Haut. Die Folgen sieht man ihr gegen Ende des Winters am deutlichsten an: Sie wirkt matt, weist oft auch feine Fältchen auf. Die wärmere Frühlingsluft dagegen enthält mehr Feuchtigkeit. Schön für die Haut, fürs Haar nicht unbedingt. Deshalb sollen Anti-Frizz-Produkte dafür sorgen, dass die liebevoll gestylte Frisur bei Nebel oder Regen nicht gleich wieder zum Krissel-Look wird: Sie bilden einen feinen Film um die Haarfaser und verhindern so, dass Feuchtigkeit eindringt.
Von Sonne und Schatten
Auch wenn wir das Licht, die Wärme und die Energie der Sonne lieben, sollten wir sie nicht ungeschützt genießen. Sie kurbelt zwar den Stoffwechsel mit all den Frühlingsgefühlen und die VitaminD-Produktion an, aber gerade im Frühjahr, wenn ihr die sonnenentwöhnte Haut erstmals wieder ausgesetzt wird, können die teilweise schon recht intensiven UV-Strahlen schnell die Schattenseiten des guten Wetters aufzeigen: Sonnenbrand, allergische Reaktionen, Schädigung der elastischen Hautfasern oder gar des Erbguts - was später zu Krebs führen kann. Daher sollten Sie schon jetzt Sonnencreme oder Tagespflege mit mindestens LSF 15 auftragen. Und nicht vergessen, dass die Haare ebenfalls Hilfe brauchen: Eine Überdosis UV-Strahlung greift auch die für Stabilität und Dehnbarkeit zuständigen Disulfidbrücken an und baut Pigmente ab, was die Farbe ausbleichen lässt. Der beste Schutz: Leave-In-Produkte mit UV-Filtern helfen, schlappe Strähnen zu vermeiden.
Hell sehen und glücklich sein
Die "Median Klinik Heiligendamm" an der Ostsee ist auf das therapeutische Arbeiten mit dem Wetter spezialisiert. Es kommen Patienten mit Haut-, Lungenund psychosomatischen Erkrankungen. Dr. Stefan Hummel ist Chefarzt der Abteilung für Atemwegserkrankungen und Allergien. Ein wichtiger Faktor seiner Arbeit ist die Sonne: "Anders als im Gebirge, wo der UV-A-Anteil überwiegt, haben wir hier im Norden mehr UV-B im Licht", erklärt er. "Das ist gesünder und setzt im Körper Glückshormone frei und solche, die den Schlaf verbessern - das hilft auch vielen Depressionspatienten." Dabei macht Licht nicht automatisch jeden froh. Forscher der University of Toronto Scarborough fanden heraus, dass helles Licht positive und negative Gefühle gleichermaßen verstärken kann. Es steht mit unserem Wohlbefinden aber auch noch auf andere Weise in Verbindung: "Es beeinflusst unsere innere Uhr", erklärt Professor Achim Kramer, Chronobiologe an der Berliner Charité. "Über Licht synchronisieren wir unsere innere mit der äußeren Welt." Ein Lichtmangel aufgrund von Dauerbewölkung in der dunklen Jahreszeit kann unseren Rhythmus nachhaltig irritieren. Das schlägt manchen Menschen aufs Gemüt, kann sogar saisonale Depressionen auslösen. Um dem (und der Dauermüdigkeit) besser vorzubeugen, hilft es, möglichst oft raus zu gehen und am besten schon vormittags viel Licht zu tanken.
Was schwebt denn da?
Der lufthygienische Wirkungskomplex des Wetters, also die Konzentration von Fremdstoffen wie Feinstaub, Aerosolen, Verunreinigungen und Pollen in der Luft betrifft weit mehr Menschen, als "nur" diejenigen mit Heuschnupfen. Denn auch Feinstaub und Ozon haben Auswirkungen auf unsere äußere Hülle und sind zu einer ernstzunehmenden Bedrohung für die Gesundheit geworden. Problematisch für die Haut: Besonders bei Hochdruckgebieten mit wenig Luftaustausch reichern sich die winzigen Teilchen, z. B. Dieselpartikel oder Abgase, in Bodennähe an. Sie können in der Haut Stress oder Mikroentzündungen auslösen und so den Alterungsprozess beschleunigen. Ob größere Schäden durch eine Wirkung von außen nach innen entstehen oder durch eingeatmete Teilchen von innen heraus, wird noch untersucht. Möglichkeiten zum Schutz gibt es aber bereits, etwa durch hautstärkende Cremes. "Um die Haut vor Schäden durch Luftverschmutzung zu schützen, ist es sinnvoll, die Hautbarriere zu stärken. Zudem sind beispielsweise Antioxidantien und das schon seit Jahren verwendete, von Bakterien zum Schutz gebildete Ectoin im Einsatz", erläutert Jean Krutmann, Professor für Dermatologie und Umweltmedizin in Düsseldorf.
Wetterfest oder wetterfühlig?
Uns Mitteleuropäern geht es am besten bei gemäßigten 20 bis 25 Grad, viel Sonnenschein und einer Hochdrucklage. Wetterwechsel dagegen belasten den Kreislauf und bescheren wetterfühligen Menschen Symptome wie Müdigkeit oder Schlafstörungen. Ganz ähnlich kann auch Föhn, der Fallwind aus den Alpen, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche verursachen. Addieren sich solche Symptome mit bestehenden gesundheitlichen Problemen, spricht man von Wetterempfindlichkeit. "Aus Umfragen ist bekannt, dass etwa die Hälfte aller Bundesbürger einen direkten Einfluss des Wetters auf ihre Gesundheit beobachtet, bei älteren sind es sogar zwei Drittel", sagt Gerhard Lux, Medizin-Meteorolge vom Deutschen Wetterdienst. Wie das Wetter im Einzelnen auf den Organismus wirkt, ist dabei noch nicht völlig geklärt. Als Auslöser werden unter anderem niederfrequente Luftdruckschwankungen verdächtigt, die über Druckrezeptoren an der Halsschlagader auf uns einwirken. Hauptsächlich führt man die in der Bevölkerung insgesamt anwachsende Sensibilität aber auf unsere zunehmende Lebensweise in geschlossenen Räumen zurück. Wir sind Wetter mit all seinen Wechseln schlicht nicht mehr gewohnt. Die natürliche Anpassungsfähigkeit des Körpers und die des vegetativen Systems hat sich verringert. Damit wir Wetterschwankungen wieder besser vertragen, empfiehlt es sich, das ganze Jahr über, unabhängig von Hochs und Tiefs, so oft wie möglich draußen zu sein. Denn, so Lux: "Wetter macht nicht krank - ein gesunder Körper trotzt jedem Wetter!"